Mia? "Ja?", antworte ich mit einer Frage, während ich gerade über die Straße in Richtung der Wohnung von Tristan laufe - natürlich habe ich vorher nach links uns rechtes geschaut. Gut, dass ich dich erreiche. sagt eine mir nur allzu bekannte Stimme, die ein bisschen verzweifelt klingt, wenn mich nicht alles täuscht. Mit meinem Mobiltelefon in der Hand und an meinem Ohr, komme ich auf dem Bürgersteig an. Kurz schaue ich nach links und recht, weil die Fahrrad- und Skateoardfahrer hier manchmal schneller unterwegs sind als die Autos auf der Straße, aber da alles frei ist, gehe ich weiter. Nun kann ich mich auch mehr auf das Telefonat konzentrieren als gerade noch auf der viel befahrenen Straße. "Was kann ich für dich tun, Erika?", lächle ich ins Telefon. Sag mir bitte, dass du heute Zeit hast. "Du meinst heute in Sinne von sieben Uhr?" Wir haben halb sieben und ich bin auf dem Weg zu Tristan, weil wir uns bei ihm treffen wollen, um dann gemeinsam etwas essen zu gehen - darauf freue ich mich schon den ganzen Tag. Warum ich so gezielt nach sieben Uhr frage? Weil ich die Zeiten der Essensausgabe an Obdachlose kenne für die Erika arbeitet. Ja, ich meine, heute Abend. Sieben Uhr. "Ich wollte mit meinem Partner etwas essen gehen. Warum? Was ist los, hm?" Mein Blick wandert über den Bürgersteig und nach vorne diesen entlang. Es sind einige Menschen unterwegs. Einige komme gerade von der Arbeit. Andere wollen gerade zur Arbeit. Manche sind gerade bestimmt auf der Suche nach einem Restaurant zum Einkauf. Rechts an mir gehen zwei junge Frauen vorbei, die so aussehen als würden sie heute die Nacht zum Tag machen. Ich muss lächeln, weil erst die eine lacht und dann die andere miteinstimmt, was etwas schönes hat. Es sind vielleicht noch 5 Minuten bis zu Tristan. Bin ich zu spät? Ziemlich genau diese fünf Minuten. Susann wollte heute für mich übernehmen, weil ich zum Elternabend von der Kleinen muss. Danny erreiche ich nicht. Tony und Kara sind da, aber die schaffen das nicht alleine. Du hättest nicht zufällig Lust darauf viel lieber bei uns zu essen? Nachdem du Essen verteilt hast. Mehr ist es auch gar nicht. Sie brauchen nur hilfe bei der Ausgabe. Es dauert maximal zwei... ach, wem sag ich das. Ein leises Lachen kommt über meine Lippen. "Das ist kein nein, aber gib mir bitte zwei Minuten. Ich möchte erst mit Tristan sprechen. Ich rufe dich gleich zurück." Du bist meine Rettung. Ich lache von Neuem leise. "Bis gleich." Ich nehme mein Mobiltelefon vom Ohr, aber packe es nicht in die Tasche. Stattdessen wähle ich die Nummer von Tristan und halte es mir dann wieder ans Ohr. Es klingelt.
Mein Blick geht zur Uhranzeige auf meinem Handy und ich muss grinsen. Mia ist nicht pünktlich - natürlich nicht. Ich kann es an einer Hand abzählen, wann sie zu Treffen pünktlich war. Stört es mich? Nein. Ich weiß, dass sie unpünktlich sein wird und daher kann ich mich darauf einstellen. Bin ich trotzdem pünktlich fertig? Ja. Wir wollen heute Abend etwas gehen und ich überlege schon die ganze Zeit, was ich ihr vorschlagen soll. Ich hätte Lust auf Burger. Ich stehe an meinem Esstisch und warte auf Mia. Mein Handy liegt auf diesem und ich scrolle herum. Ich trage eine dunkle Jeans, ein helles Shirt und eine dunkle Jeansjacke darüber. Die Abende sind tatsächlich schon etwas frischer, was ich sehr befürworte. Auf einmal taucht Mias Fotos auf meinem Handy auf, weil sie mich anruft. Meine Stirn runzelt sich. Wird es extrem später? Klappt es heute Abend nicht? Ich kann mir noch hundert Fragen stellen, die sich alle nur beantworten werden, wenn ich das Telefonat entgegennehme. Also nehme ich den Anruf entgegen und schalte direkt auf Lautsprecher. "Salut, mon amour." Es ist für zwei Sekunden stumm und ich bin mir sicher, dass sie dieses bestimmte Lächeln auf den Lippen hat, das sie immer aufsetzt, wenn ich sie so nenne. Dann erzählt sie mir von Erikas Anruf und worum diese sie gebeten hat. "Darf ich mitkommen?" Früher wäre ich wütend gewesen, hätte wahrscheinlich direkt aufgelegt und meine Partnerin erst einmal ignoriert. Doch so bin ich nicht mehr. Nicht nur, dass ich Mia nie so behandeln würde - auch habe ich selbst angefangen mich zu engagieren und zu helfen, wo ich kann. Das ist etwas Gutes und auch heute ist das etwas Gutes. Wir helfen Menschen und das ist wichtiger, als Essen zu gehen. Das können wir auch morgen. "Ich komme dir entgegen." Ich lege auf und greife mein Handy, um es einzustecken. Alles andere habe ich und so verlasse ich meine Wohnung. Als ich gerade aus dem Haut trete, kommt Mia um die Ecke und ich muss direkt lächeln. Sie sieht umwerfend aus. "Mon cœur." Als sie bei mir ist, lege ich meinen Arm um sie und beuge mich zu ihr hinunter und gebe ihr einen Kuss.
Es macht mich so glücklich, dass er von selbst fragt, ob er mitkommen kann, denn ansonsten hätte ich ihn gefragt, ob er Lust dazu hat. Mein Herz schlägt einen sehr kräftigen Schlag und das nur für ihn und sein großes Herz. "Ich würde mich sehr freuen, wenn du mitkommst." Ob er hören kann, dass ich lächle? "Alles klar. Bis in einer Minute." Wieder lege ich auf, aber stecke das Mobiltelefon nicht ein. Ich wähle die Nummer von Erika und sie geht nach nur einem Klingeln dran. "Gibt es Spaghetti?", frage ich anstatt sie zu begrüßen. Du kennst den Essensplan. Erika lacht und sie klingt erleichtert. Das freut mich sehr. Ich danke dir von ganzem Herzen. Wenn ich es schaffe, da... Ich unterbreche sie unhöflicherweise mitten im Wort, aber nur weil ich es gut meine. "Du gehst zu dem Elternabend und dann tust du dir die Ruhe an, ja? Tristan hat auch sofort seine Unterstützung angeboten und kommt mit. Wir kümmern uns um alles." Sicher? "Wie gut kennst du mich?" Danke euch beiden. "Hör auf dich zu bedanken. Grüß Tiffany lieb von mir. Bye." Nachdem auch sie sich noch verabschiedet hat, lege ich auf und stecke das Mobiltelefon in meine Tasche. Gerade spüre ich, wie meine Tasche an Gewicht zunimmt, weil es hineingefallen ist, da biege ich um die letzte Ecke. Kaum bin ich in der richtigen Straße, erblicke ich auch schon Tristan. Augenblicklich formen sich meine Lippen zu einem Lächeln. Er sieht gut aus. Sehr gut! Er trägt dunkle Jeanshose - und Jacke. Ein weißes Shirt dazu. MIr gefällt dieser schlichte Look an ihm immer sehr gut. Dieser und seine natürlich Ausstrahlung lassen ihn immer großartig sein. Er hat etwas, ohne das ich dieses Etwas genau benennen könnte. Er sticht aus der Masse hinaus - immer. "Ma chérie.", flüstere ich, während sich mein Körper bereits an den seinen schmiegt. Meine Hände haben nach seinen Hüften gegriffen und ich strecke mich ein kleines bisschen zu ihm hinauf, damit er sich nicht zu tief hinabbeugen muss. Meine Lippen finden die seinen oder andersherum und wir küssen uns - kurz, aber sehr zärtlich. "Danke.", flüstere ich, während wir uns schon wieder voneinander lösen. Seinen Arm lässt er noch einen Moment locker auf meiner Schulter liegen als wir losgehen und meine Seite schmiegt sich im Gehen an die seine. Wenn er das tut, seinen Arm so über meine Schulter legen, kommt mir immer der Satz Mein Baby gehört zu mir. aus dem Film Dirty Dancing in den Sinn, obwohl diese Geste da gar nicht vorkommt. Es hat eher was mit dem Gefühl zu tun und ich genieße dieses Gefühl jedes Mal sehr. Es fühlt sich an als würde ich zu ihm gehören, was ich auch tue, aber ohne aufdringlich zu sein. "Es ist so lieb, dass du mitkommst." Ich bedanke mich nicht dafür, dass er nicht sauer ist, weil ich unsere Verabredung so kurzfristig abgesagt beziehungsweise verändert habe, denn das ist für mich selbstverständlich. Er ist ein sehr guter Mann. Er würde deshalb niemals böse auf mich sein. Aber ich bedanke mich dafür, dass er mitkommt. Nur, weil ich es von ihm nicht anders gewöhnt bin, heißt das nicht, dass es selbstverständlich ist - das ist es nicht. "Erika... ihr habt euch, glaube ich schon mal flüchtig kennengelernt, oder? Zumindest habe ich euch vorgestellt, wenn ich mich gerade nicht irre. Im Vanilla? Auf jeden Fall ist sie uns sehr dankbar." Ich lächle ihn im Gehen von der Seite an. "Zum Glück ist es nur so zehn Minuten von hier. So haben wir noch ungefähr zehn Minuten bevor es losgeht. Dann kann ich dich allen vorstellen und dir alles zeigen." Ich bin nur im Privaten unpünktlich, aber wenn es um die Arbeit oder wie jetzt, um wichtige Termine geht, bin ich mehr als pünktlich - was er schon das ein oder andere Mal sehr amüsant fand.
Als sie mir dankt, geht mein Blick zu ihr und ich lächel sie an. "Ich danke dir." Sie will mich mitnehmen und sie nimmt mich auch mit. Das bedeutet mir sehr viel. Es ist nicht selbstverständlich, dass sie mich überall mithin nimmt, mich allen vorstellt, mir alles zeigt. Dafür bin ich ihr so dankbar. Ich habe wirklich tolle Leute durch sie kennengelernt und habe selbst Dinge gefunden, die ich in der Community machen kann - wie die Klavierstunden, die bald beginnen sollen. "Ich glaube wir haben uns im Vanilla kennengelernt. Beziehungsweise hast du uns vorgestellt." Unsere Blicke treffen sich und ich grinse sie an. Mein Arm liegt locker über ihren Schultern und ihre rechte Hand greift nach der meinen und unsere Finger verschränken sich miteinander. Sanft drücke ich ihre Hand und sie noch etwas fester an mich. Ich wäre traurig gewesen, wenn sie mich nicht hätte mitnehmen können - traurig, aber nicht wütend. Doch sie nimmt mich mit und wir können den Abend zusammen etwas machen. Das reicht mir aus, um glücklich zu sein. "Wie viele sind denn noch da?" Tatsächlich war ich bisher noch nicht bei der Essensausgabe und kenne die Einrichtung gar nicht. Manchmal haben wir übriggebliebendes Gebäck dorthin, wenn sie es nicht schaffen es selbst abzuholen, doch ich war noch nie bei der Ausgabe. Ich sehe die Einrichtung schon, es ist nur noch eine Minute Fußweg und kaum kommen wir dort an, nehme ich meinen Arm von ihren Schultern, damit wir reingehen können. Ich bin etwas aufgeregt. So ganz habe ich mich noch nicht dran gewöhnt, neue Leute kennenzulernen. Doch bisher habe ich es nie bereut.
Mia! Kaum sind wir eingetreten und haben somit einen sehr großen Raum, der ganz ähnlich einer Kantine aussieht, die ein wenig in die Jahre gekommen ist - wohlgemerkt nur was die Einrichtung betrifft, denn was die Sauberkeit betrifft ist alles einwandfrei -, werden wir auch schon von Tony begrüßt. "Tony!", lache ich freudig seinen Namen. Der Mann, der ungefähr einen halben Kopf kleiner ist als ich und keine Haare mehr auf dem Kopf trägt, dafür aber einen sehr vollen Bart, kommt uns lächelnd entgegen. Wir umarmen uns zur Begrüßung dann stelle ich mich seitlich, um die beiden Männer einander vorzustellen. Ich habe Tristan bereits auf dem Hinweg erzählt, dass wir insgesamt zu viert sein werden. Tony kenne ich schon sehr lange. Er ist drei oder vier Jahre älter als ich und engagiert sich ehrenamtlich. Kara wiederum habe ich selbst erst einmal getroffen. Sie ist eine Studentin, die Erika seit kurzer Zeit sehr freundlich und hilfreich unterstützt, wenn sie Zeit hat. "Das ist...", setze ich gerade an, da werde ich von der netten, tiefen Stimme unterbrochen, die, wie ich finde, wundervoll zu Tony passt. Du musst Tristan sein. Ich habe schon einiges von dir gehört Ich stubse Tony mit meinem Ellbogen in die Seite und lache leise. "Tony.", flüstere ich verschwörerisch und natürlich absichtlich so laut, dass klar ist das Tristan es hören soll. "Verrate mich doch nicht." Er lacht ebenfalls und hält Tristan die Hand hin, die dieser sofort schüttelt. Wenn ich nicht wüsste, dass er aufgeregt ist, dann würde ich es ihm nicht anmerken. Er lächelt freundlich zurück und begrüßt mindestens genauso freundlich. Wenn ich das mit den ersten Malen vergleiche, die ich ihn Menschen aus der Kingston Avenue und Umgebung vorgestellt habe, ist da ein deutlicher Unterschied. Nicht, dass er jemals unfreundlich oder dergleich gewesen wäre - niemals! Er scheint auf eine gewisse Art einfach offener geworden zu sein, die ich nicht recht erklären kann. Und ich sehe Tony an, wie schon einigen Menschen zuvor in der Vergangenheit, dass ihm die zurückhaltend freundliche Art gefällt. Auch wenn Tristan sich der Tatsache vielleicht nicht bewusst ist, ist er sehr charmant. Kara!, ruft Tony unvermittelt und ich schaue ihn aus großen Augen an. "Das war laut." Er lacht nur. Ja? Kara steckt ihren Kopf durch die Tür, die nach hinten in den Küchenbereich führt. Dort wird zwar nicht selbst gekocht, aber das gespendete Essen warm gehalten. Oh, hallo. Sie kommt durch die Tür, zu uns und stellt sich neben Tony. Mia kennst du ja schon. Ich nicke ihr lächelnd zu. Und das ist Tristan. Ich bemerke, wie der Blick von Kara von mir zu Tristan wandert, wieder zurück und dann wieder zurück - ich kenne diesen Blick inzwischen. Auch diese beiden begrüßen sich kurz. Meinen Namen kennst du ja schon. Er wurde gerade sehr laut gerufen. Ich sehe wie Tony die Augen verdreht und muss leise lachen. Hat Erika dir schon erzählt, dass ich heute für das Warmhalten und herbeibringen zuständig bin und ich drei austeilt? Ich nicke. "Hat sie. Und ich habe es Tristan erzählt." Ich sehe zu ihm und zwinkere ihm lächelnd zu. "Ich würde ihn gerne einmal kurz herumführen und dann holen wir uns Schürzen von hinten." Du weißt wo alles ist. Wir tauschen alle nochmal Blick aus und gehen dann vorerst unserer Wege. "Also..." Tristan und ich gehen gemeinsam in den Raum herein. "...hier rechts, wie du unschwer erkennen kannst, sind schon die Tische für die Ausgabe aufgestellt. Ach, Geschirr und Besteck und Servietten liegen auch schon bereit. Super." Ich schaue zwischen ihm und den Tischen hin und her. "Mal gucken, wie wir uns gleich aufteilen. Aber das wird selbst genommen, dann verteilt einer von uns Spaghetti. Einer von uns Brot und einer von uns Getränke. Es gibt immer Wasser und Cola. Für manche ist der Zucker sehr wichtig, weil sie sich sowas nicht leisten können, deshalb ist davon auch mehr da." Tristan lauscht sehr aufmerksam und nickt, was mich lächeln lässt. "Hier..." Ich deute auf den Rest des Raums, auch wenn er das natürlich schon selbst gesehen hat. "...stehen die Tische und Stühle. Es finden 30 Menschen auf einmal Platz, deshalb müssen wir das bei der Ausgabe ein bisschen im Blick behalten und gegebenenfalls regulieren." Wir gehen weiter und ich deute auf eine Tür weiter hinten. "Da sind die Toiletten. Die Frage wird öfter gestellt, deswegen ist es wichtig, dass du das weißt. Es gibt eine abgesperrte Tür für uns. Ich denke mal, dass Tony den Schlüssel hat." Dann muss ich leise lachen. "Und das war es auch schon fast." Wir steuern die zweite Tür an - die wesentlich größere Tür, weil es eine Doppeltür ist. "Bleibt noch die Küche."
Tony war mir direkt sympathisch. Er hat es mir sehr leicht gemacht ihn zu mögen und außerdem scheinen Mia und er sich zu mögen. Das reicht mir vollkommen, um ihn auch zu mögen. Mia hat eine gute Menschenkenntnis. Die scheint sie nicht immer gehabt zu haben, doch mittlerweile vertraue ich ihr da vollkommen. Wenn sie jemanden mag, dann ist dieser Mensch auch ein guter Mensch. Wenn ich genauer darüber nachdenken würde, würde ich mich selbst vielleicht etwas positiver sehen. Doch soweit denke ich gerade nicht. Mit Kara haben wir nicht viele Worte gewechselt. Sie scheint etwa in meinem Alter zu sein - vielleicht ein paar Jahre jünger. Ihr Blick fällt mir auf und meiner geht kurz zu Mia. Tatsächlich kennen wir diese Blicke mittlerweile. Ich wünschte es gäbe sie nicht. Nicht, dass wir uns an ihnen stören, doch Tony hat uns nicht so angesehen. Das macht den kleinen feinen Unterschied. Dennoch lächle ich und nicke Kara freundlich zu. Sie meint es sicher nicht böse. Mia nimmt mich dann mit und zeigt mir alles. Ich höre ihr aufmerksam zu und merke mir alles. Essen, Getränke, Toilette, 30 Leute. Ich weiß nicht wie viele Menschen hierherkommen, doch 30 Plätze sind nicht viel. Ich habe so etwas direktes bisher noch nicht getan. Ich unterstütze Mia, sammel abends Essen bei den Restaurants ein und bringe sie hierher oder an andere Stellen. Doch bisher habe ich noch nicht direkt mit Menschen gearbeitet. Daher bin ich wohl noch aufgeregter. Was mich allerdings ruhiger macht, als üblich. "Küche." Wir betreten den Raum und er ist nicht riesig, aber groß genug. Das Brot wird frisch aufgebacken, die Spagetthi und die Soße werden warmgehalten. "Was soll ich denn machen?"
"Ich würde sagen, aber genaues sprechen wir noch mit Kara ab, dass du entweder das Brot austeilst oder die Getränke.", erkläre ich, während wir in der Küche bis zu einem Schrank gehen bis wir davor stehen bleiben. "Damit ist es ganz einfach. Zwei Stück Brot für jeden. Ein Getränk für jeden. Versteh mich nicht falsch, es ist auch nicht schwer die Nudeln und die Sauce zu verteilen, aber da versucht der ein oder andere immer ein bisschen mehr abzugreifen." Ich seufze leise. "Ich kann es verstehen. Wirklich. Und am liebsten würde ich ihnen alles geben, was wir haben und noch mehr, aber dann ist es nicht genug für alle. Im Schnitt kommen an einem Freitagabend zwischen hundert und hundertfünfzig Menschen. Das Essen muss reichen. Manche bringen eigene Schüsseln oder Behältnisse mit und wir unterstützen das. Eigene Schüsseln verursachen weniger Müll." Denn es wird Einweggeschirr verwendet, weil es leider nicht anders geht. "Auch wenn sie sich in ihren Behältnissen nur etwas abholen und dann wieder gehen, ist das völlig in Ordnung. Nicht jeder möchte hier mit anderen Menschen essen. Aber bei allem was sie selbst mitbringen, kann die Menge des Essens schon mal anders wirken und man neigt dazu mehr zu geben. Wo wir wieder bei dem Problem wären, dass ich gerade beschrieben habe." Außerdem kann es zu Streitigkeiten kommen, wenn man dem einen mehr als dem anderen gibt. Ich schaue zu Kara, die zu uns herübergekommen ist und nicke. "Das kommt erschwerend hinzu." Als Tristan fragt, ob es oft zu Streitigkeiten kommt, schütteln Kara und ich gleichzeitig den Kopf. Nur hin und wieder. Eigentlich wissen alle, dass hier eine friedliche Zone ist. Ich öffne derweil den Schrank und finde, was ich auch vermutet habe. "Bitte." Ich reiche ihm eine Schürze und nehme mir selbst eine. Es sind neue Handschuhe gekommen. Ich habe sie noch nicht in den Schrank geräumt. Der Karton steht da vorne. Bedient euch. "Danke dir.", sage ich nachdem mein Blick dem Fingerzeig gefolgt ist, den uns Kara gegeben hat. Wäre es für dich in Ordnung, wenn du das warme Essen übernimmst. Ich habe das noch nicht oft gemacht. "Gar kein Problem. Das mache ich gerne." Möchtest du das Brot oder die Getränke übernehmen? Die Frage ist an Tristan gerichtet. Als Tony hereinkommt, nicke ich ihm kurz zu. Ich bringe schon mal das Essen heraus. Wir haben gleich sieben Uhr. "Alles klar. Mach das. Gib uns noch zwei Minuten. Wir verstauen unsere Sachen im Schrank und ziehen die hübschen Schürzen über. Ich komme dann und helfe dir."
Aufmerksam höre ich den beiden Frauen zu, worauf ich zu achten habe und nicke leicht. Das sind eine Menschen. Nicht, dass mir die Zahl Angst macht. Ich finde es eher erschreckend, dass so viele Menschen allein in die Kingston Avenue kommen. Natürlich gibt es mehrere solcher Einrichtungen in der Stadt. "Danke dir." Ich nehme die Schürze entgegen und ziehe sie, nachdem ich Mia mein Handy, Schlüssel und Geldbörse gegeben habe. Sie steckt alles in ihre Tasche, nimmt noch unsere Jacken und bringt alles dann weg. "Ich übernehme gern das Brot." Ich bin das erste Mal hier und ich wäre gern zwischen den beiden und näher bei Mia. Ich folge den beiden Frauen in die Küche und kümmere mich Tony um die warmen Speißen. Nimm lieber die Nudeln mit dem weißen T-Shirt. Ich stimme in das nette Lachen ein und nehme dann den großen Topf mit den Nudeln und bringe ihn nach vorn. Mia sagt mir genau wo die Nudeln hinsollen und Tony stellt die Soße daneben. Wir holen noch das Brot und helfen Kara dann bei den Getränken. Sieben Uhr! Ich mache auf. Mein Blick trifft Mias und wir lächeln uns an, während Tony die Tür öffnet. Ich bin wirklich aufgeregt, doch ich freue mich auch.
"Entschuldige bitte, dass ich dich damit so überfalle." Ich flüstere nicht, aber ich spreche leise. Ich bin an ihn herangetreten, habe meine Hand auf seine Brust gelegt und sehe ihm tief in die Augen. "Normalerweise bekommt man viel mehr Zeit und wird nicht so ins kalte Wasser geworfen wie du heute." Es fühlt sich komisch an über seine Brust beziehungsweise die saubere Schürze zu streicheln, weil ich die Handschuhe bereits trage. "Solltest du dich irgendwann unwohlfühlen oder überfordert sein, dann ist das überhaupt kein Problem. Ich stehe hier direkt neben dir." Ich strecke mich zu ihm hinauf und hauche ihm einen kleinen, aber liebevoll gemeinten Kuss auf die Lippen. "Danke dir. Dafür, dass du hier bist. Dafür, dass du so toll bist." Ich lasse nach einem weiteren Blick in seine Augen von ihm ab und trete ein paar Schritte zur Seite, um mich zu positionieren. Es geht in der Regel ganz langsam los. Die meisten kommen erst so gegen acht Uhr. Oder war eine Schlange vor der Tür als ihr gekommen seid? Tristan antwortet Kara, dass da keine war und fragt, ob das manchmal vorkommt. Montags. Ich nicke, auch wenn Tristan gerade aufgrund des Gesprächs natürlich zu Kara guckt. Es ist ein Reflex, weil ich ihr zustimme. Aber auch da sind wir immer gut vorbereitet. Wir haben immer alles fertig und stehen so wie jetzt in Position. Tony hat immer im Blick, wenn etwas aus ist und kümmert sich dann, damit wir unsere Plätze nicht verlassen müssen, außer wir wollen es. Vielleicht sind wir manchmal etwas überorganisiert, aber... und dann sagen Kara und ich wie aus einem Mund: "Sicher ist sicher!" und lachen dann beide. Tristan schaut zu mir und ich erkläre ihm liebend gerne. "Das sagt Erika immer." Tony kommt zu uns und versichert sich nochmal, dass wir auch wirklich alles haben, was wir brauchen. Es dauert nicht lange und die ersten Menschen kommen herein, aber tatsächlich vereinzelt und nicht zu viele auf einmal, was gut ist, damit Tristan sich langsam eingewöhnen kann. "Oh, Martin. Wie schön dich zu sehen. Wie geht es dir?", begrüße ich einen älteren Mann, den ich schon eine Weile kenne. Ich kenne natürlich nicht alle Menschen, die hierher kommen, um sich etwas zu Essen und etwas zu Trinken abzuholen, aber manche - das bringt es so mit sich. Ach, ich schlage mich so durch. "Und wie ich sehe, machst du das hervorragend. Du siehst besser aus als beim letzten Mal." Du gutes Mädchen. Ich war krank, du weißt es noch. "Aber natürlich erkläre ich lächelnd, während ich ihm den Teller auffülle, den er mir gereicht hat. "Es freut mich zu sehen, dass es dir wieder besser geht." Ein neues Gesicht. Mein Blick wandert von dem Teller, den ich Martin hinhalte zu Tristan und ich sehe, dass er genauso wie ich freundlich lächelt. "Oh ja. Ein freundliches Gesicht. Hol dir gerne dein Brot bei ihm ab." Gewiss wird Tristan gemerkt haben, dass ich nicht seinen Namen benutzt habe. Das werde ich heute Abend kein einziges Mal machen, denn er entscheidet, ob er seinen Namen nennen möchte oder nicht. Es ist was anderes, eine ganz andere Situation als damals als er hierher gezogen ist und ich kann verstehen, wenn er das nicht möchte. Ich selbst sage auch nicht immer meinen Namen. Das kommt ganz auf das Gefühl an, dass ich bei dem jeweiligen Menschen habe.
"Hallo!" Ich begrüße den Mann freundlich, den Mia zu kennen scheint und er bekommt von mir die beiden Scheiben Brot. Sie hat meinen Namen nicht benutzt und ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich ihn sagen soll. Aber der Mann hat mich auch nicht gefragt. Er bedankt sich freundlich und geht weiter zu Kara, um sich auch etwas zu trinken abzuholen. Es kommen vielleicht zehn Menschen auf einmal rein. Du bist neu. Eine Frau sieht mich an und ich nicke freundlich. Sie hatte sich eben auch kurz mit Mia unterhalten. Ich bin Rachel. "Tristan, freut mich." Ich lächle freundlich und auch die Frau lächelt mich an. Sie ist vielleicht ein paar Jahre älter als ich. Ich sehe der Frau kurz nach, bevor ich dann wieder Brot verteile. Ich grüße jede Person freundlich. Einige antworten, andere nicht. Manche schauen nicht einmal auf. Die zehn Leute sind relativ schnell bedient und dann kommen eigentlich nur einzelne Personen. Ich hatte Mia vorher gesagt, dass es vollkommen in Ordnung ist. Ich bin froh, dass sie mir das zutraut. Natürlich wird der Ansturm erst noch kommen, doch bisher ist alles gut. Es ist ein komisches Gefühl. Irgendwie habe ich das Bedürfnis allen helfen zu wollen, ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Darüber hatten Mia und ich vor einer Weile schon einmal gesprochen. Man kann nicht alle Menschen retten, doch man kann helfen und unterstützen. Und wäre ich heute nicht hier, dann gäbe es vielleicht kein Brot oder die Menschen müssten warten, weil nicht genug Menschen hier wären. Ein junger Mann kommt rein - auf jeden Fall jünger als ich. Mia scheint ihn zu kennen, denn sie spricht ihn mit Namen an. Er reagiert nur bedingt. Mir ist direkt klar, dass er high ist. Ich kann mir sogar vorstellen, was er genommen hat. "Nimm dir eine Cola." Ich gebe ihn die zwei Brote und würde ihm am liebsten mehr geben. Das ist wirklich das Schwerste - nicht mehr zu geben. "Wirklich. Nimm dir eine Cola." Sein Kreislauf wird bald nachgeben und da wird er froh sein, dass er Zucker im Körper hat. Er nickt leicht und nimmt dann von Kara wirklich eine Cola. Mein Blick geht kurz zu Mia und unsere Blicke treffen sich. Ich lächle sie leicht an, werde dann aber wieder direkt abgelenkt und gebe erneut Brot raus.
Ich muss nicht auf die Uhr blicken, um zu wissen wann es ungefähr acht Uhr ist. Es kommen immer mehr Menschen, teils allein, teils zu zweit, teils in kleineren Gruppen. Nachdem ich gerade einer gesprächige ältere Dame ihre Dose zurückgebe, in welcher sie ihr Essen mitnehmen möchte, wandert mein Blick zum wiederholten Male über die Tische und Stühle, um dann weiter zu der Schlange zu wandern, die sich inzwischen vor uns gebildet hat. "Tristan? Kara?" Gerade sind beide beschäftigt, doch dann blicken sie auf und zu mir. "Ich werde jetzt einen kleinen Stop für alle einlegen, die hier essen möchten. Uns gehen die Plätze aus." Meine ruhige Stimme und Art vermitteln den beiden hoffentlich, dass das kein Problem ist. Als der nächste Mann an mich herantritt, begrüße ich ihn lächelnd und frage dann, ob er hier essen oder sich die Spaghetti mitnehmen möchte. Mitnehmen. "Alles klar." Er reicht mir eine alte Plastikschüssel mit Deckel und ich mache sie ihm voll. "Lassen sie sich gerne noch Brot geben und nehmen sie sich noch etwas zu trinken mit." Er nickt nur und geht weiter. Der nächste Mann steht vor mir und ich wiederhole freundlich meine Begrüßung und Frage. Ich würde gerne hier essen. "Sehr gerne. Wir müssen nur ein paar Minuten warten bis wieder Plätze frei sind." Er nickt, weil er das scheinbar schon kennt. Dahinter jedoch meldet sich eine Frau. Sie ist nicht unhöflich, aber man spürt eine gewisse Ungeduld. Wieso geht es nicht weiter? Lucas. Halte nicht alle auf. Ich halte hier niemanden auf. brummt der Mann in ihre Richtung und ich mische mich freundlich ein. "Wir haben gerade nicht mehr so viele Plätze frei. Es geht gleich weiter." Jetzt mach hier keinen Stress. Ich mach doch gar keinen Stress. Ich lächle beide an. "Das ist gut. Denn wenn man gestresst ist, schmeckt es nicht so lecker." Kann ich schon was haben, wenn ich nicht hier essen will? "Spricht da etwas gegen?", frage ich den Mann vor mir freundlich. Von meiner Seite aus nicht und wir machen das auch sehr gerne damit es sich nicht zu sehr staut, aber es ist höflicher vorab zu fragen, damit niemand das Gefühl bekommt benachteilgt zu werden. Ist okay. "Dann machen wir das. Kommen sie gerne her."
Diese Frau ist unglaublich. Sie macht eine Ansage und es scheint kein Problem zu sein. Mia hat eine gewisse Autorität an sich. Das weiß nicht nur ich. Im Bett genieße ich es sehr, wenn sie so ist. Doch ich habe sie auch so schon im Vanilla erlebt, auch wenn es um das Projekt ging und auch jetzt. Sie ist freundlich, sie nimmt Rücksicht, doch sie strahlt eine gewisse Autorität aus, die auch direkt Diskussionen unterbindet. Ich finde das unglaublich anziehend. Sie weiß wer sie ist. Sie ist eine starke Frau und weiß das auch rüberzubringen. Das kommt ihr auch jetzt entgegen und sie hat alles unter Kontrolle. "Nehmen Sie noch Brot mit." Der Herr wollte an mir vorbeigehen und bedankt sich nun bei mir, dass ich ihn daran erinnert habe und nimmt nochmals dankend die beiden Scheiben Brot entgegen. Es ist gerade Stopp und ich nutze die Zeit, um Tony beim Auffüllen zu helfen. Neues Brot, neue Nudeln und neue Soße. Die Menschen scheinen auch zu wissen, dass sie sich nicht ewig hier aufhalten können und gehen wieder. Mia verteilt wieder Essen und auch gebe wieder Brot aus, lächele und bin freundlich. Es ist wirklich stressig, doch die meisten sind wirklich sehr dankbar. Oder sie sagen nichts. Bisher scheint es keinen Stress zu geben und das ist sehr beruhigend.
Nach einigen Minuten können wir weitermachen und es dauert noch wesentlich länger als ein paar Minuten bis wir es geschafft haben und alle Menschen versorgt sind, die sich bis halb zehn eingefunden haben. Es gibt keine feste Zeit, wann die Essensausgabe schließt. Manchmal gibt es kein Essen mehr, dass ist für die Helfer der schlimmste Fall der eintreten kann und manchmal, so wie heute, findet sich niemand mehr ein. Ich würde sagen, wir warten noch eine Viertelstunde und dann schließen wir die Türen. Dann müssten auch die letzten fertig sein. Tony ist vor in paar Minuten aus der Küche gekommen, um sich einen Überblick zu verschaffen und ich stimme ihm nickend zu. Es sitzen nur noch vier Menschen an den Tischen und seit ungefähr zehn Minuten ist niemand mehr durch die noch geöffnete Tür gekommen. "Das klingt nach einem sehr guten Plan. Es ist zwar noch ein bisschen da, aber lieber zu viel als zu wenig." Ich schaue an Tristan vorbei zu Kara und lächle sie an. "Wenn du möchtest, nimm dir noch etwas mit." Mein Blick wandert weiter zu Tony. "Du willst nichts." Ein leises Lachen folgt meinen Worten und Tony stimmt mit ein. "Zur Erklärung...", sage ich an Tristan gewandt, doch es ist Tony der ihn aufklärt. Ich habe in meinem Leben so viel Spaghetti ausgeteilt, dass ich nie wieder welche essen möchte. Er unterstreicht seine Worte noch mit einer Geste und ich beiße mir auf die Unterlippe, um nicht laut aufzulachen. Wollt ihr euch noch etwas mitnehmen? Ich schüttle meinen Kopf. "Das ist lieb, aber wir holen uns etwas auf dem Weg nach Hause. Ich mag gerade keine Tomatensauce mehr riechen." So fängt's an. Nun lache ich doch wieder, aber leise. Ich gehe mal nach draußen, schaue, ob noch jemand da ist und schließe schon mal die Tür, sodass man nur noch raus-, aber nicht mehr reinkommt. "Mach das." Ich stelle mich neben Tristan, lege meine Hand behutsam auf seine Schulter und werfe einen Blick auf das Brot. Ebenso wie von den Nudeln und der Sauce ist nicht mehr viel da. Es wären ohnehin nur noch wenige Portionen gewesen. "Was meint ihr, wollen wir das restliche Brot und die Getränke noch an die Anwesenden verteilen?" Da sie keine Behältnisse mit hatten, sonst hätten sie wohl nicht unser Geschirr genommen, können sie sich leider von den Spaghetti nichts mehr mitnehmen, aber Brot oder ein Getränk, kriegen sie vielleicht unter. Halte ich für eine gute Idee. Ich lächle Tristan fragend an. "Möchtest du das mit Kara machen oder soll ich?" Er hat das heute Abend unglaublich toll gemacht. Normalerweise wird man nicht an seinem ersten Abend direkt hier hin gestellt und verteilt essen, aber er ist eingesprungen und hat das großartig gemacht. Er war freundlich, aber auch bestimmt. Er war charmant, aber nicht aufdringlich. Er hat dem ein oder anderen Menschen sogar ein Grinsen oder sogar Lachen entlockt, wenn wir kleine Scherze gemacht haben. Es war als wäre er nicht ein Neuer im Team, sondern so als würde er das schon genauso lange und routiniert machen, wie jeder andere den ich kenne. Ich bin so stolz auf ihn, dass mein Herz in diesem Moment schneller schlägt, da wir uns angucken.
Meine Hand legt sich an ihren Rücken, als sie neben mir steht und mein Blick geht zu ihr. Sanft lächle ich sie an. "Das ist wirklich eine gute Idee." Da kann ich Kara nur zustimmen. Es ist schon schade um die Spaghetti, aber das Brot und die Getränke können wir wirklich noch verteilen. Ich bin sehr froh, dass Mia mich mit hierher genommen hat. Ich bin geschlaucht und spüre auch eine gewisse Erschöpfung, doch diese Erfahrung heute Abend möchte ich nicht missen. Es wurde mir vor Augen geführt wie gut ich es habe. Trotz der ganzen Fehler, die ich in meiner Vergangenheit gemacht habe. Ich habe hier heute Menschen gesehen, die nicht solche Probleme hatten wie ich, andere denen es genauso ging und auch einige, die es schlimmer erwischt. Dennoch habe ich immer Hilfe bekommen, ich hatte und habe Menschen um mich, die an mich glauben und mich unterstützen. Von dem Geld will ich gar nicht anfangen. Aber Geld ist nicht alles. Geld hat mir nicht geholfen, dass ich clean werde. Denn auch die beste Entzugsklinik hilft nicht, wenn du niemanden hast, für den du das machst. Ich zähle das Brot durch und nehme drei Scheiben raus - denn sonst geht es nicht auf und es soll nicht ungerecht sein. Vielleicht nimmt Kara es sich ja noch mit. Meine Hand streicht über Mias Rücken und dann löse ich mich von ihr, um den Brotkorb zu nehmen. Ich hätte sie gern geküsst, doch wir waren heute teilweise sehr vorsichtig was Namen und so angeht und daher bin ich da auch jetzt vorsichtig. Ich kann sie gleich noch küssen. "Hey. Es wären für jeden noch fünf Scheiben Brot da. Nehmt euch die doch mit." Ich stelle den Korb auf einen der Tische ab und Kara steht neben mir und gibt noch Getränke aus. Wir nehmen den letzten vier Leuten auch das Geschirr direkt ab und stellen es vorsichtig in den Brotkorb, damit dieser nicht dreckig wird. Ich unterhalte mich noch mit einem der Besucher - sehr allgemein. Über das Wetter und dass es hoffentlich bald kühler wird, weil die Hitze ihm wohl sehr zu schaffen macht. Er erzählt mir, dass er im Winter immer in einer Unterkunft übernachtet, aber im Sommer ist es dort so stickig, dass er dann doch lieber draußen bleibt. Tatsächlich ist er der letzte, der geht und Tony schließt hinter ihm die Tür. Ich bringe den Korb nach hinten und reiche Mia das Geschirr, dass sie in die Industriespüle stellt, bevor sie diese anmacht. Nun bekommt sie ihren Kuss. "Danke, dass du mich mit hierher genommen hast." Ich bin wirklich sehr dankbar. Für so vieles und auch für den heutigen Abend.
Der Kuss schmeckt perfekt und obwohl er für meinen Geschmack viel zu schnell zu ende ist, obwohl natürlich angemessen in Anbetracht der Tatsache, dass wir in der Öffentlichkeit sind, lächle ich danach sofort. "Ich danke dir, dass du mitgekommen und so tatkräftig geholfen hast." Seitdem wir in der Öffentlichkeit kein Geheimnis mehr aus unserer Beziehung machen, waren wir noch nie so lange zusammen ohne uns zu küssen, oder? Ich trete einen Schritt zur Seite, weil dort ein Mülleimer steht, um dann meine Handschuhe zu entsorgen. Es ist nicht mehr das erste Paar des heutigen Abends, aber das letzte. "Du hast das super gemacht. Ganz ehrlich." Ich würde es nicht sagen, wenn ich es nicht so meinen würde. Oh ja! Obwohl es dein erster Abend war. fügt Kara noch hinzu, da sie gerade in die Küche gekommen ist. Ich werfe ihr einen kurzen Blick zu und lächle dabei. "Du hast das aber auch gut gemacht." Wir haben das alle toll gemacht! gibt dann auch noch Tony seine Meinung dazu ab, da er nur zwei Schritte nach Kara ebenfalls in die Küche gekommen ist. Nun müssen wir alle lachen und ich schmiege mich für einen kurzen Moment seitlich an Tristan. Ich spüre das lange Stehen am Stück in meinen Knochen. Ob es ihm wohl auch so geht? Allerdings ist das nicht der Grund dafür, dass ich mich an ihn schmiegen. Der einzige Grind dafür, ist, dass ich seine Nähe genieße. Habe ich vorhin richtig gesehen, dass Martin hier war? Er sah von Weitem besser aus. "Ja, auch von nahem. Er meinte auch, dass es ihm wieder besser geht." Das ist gut. Wir stehen alle für einen Moment da - angelehnt, entspannt und reden über die letzten Stunden. Wer da war, den man kennt. Das einige neue Gesichter dabei waren. Das die Koordination zwichen uns vieren sehr gut geklappt hat. Dann besprechen wir die nächsten Minuten und wer was aufräumt, sauber macht und zusammenpackt. Kara klatscht in die Hände, um zu signalisieren das wir es angehen und wir setzen uns alle in Bewegung. "Das mit dem Klatschen hat sie sich von Erika abgeguckt, hm?", murmle ich Tony im Vorbeigehen amüsiert - nicht gehässig - zu und er lacht leise. Nicht nur das. Wir lachen beide leise und dann macht sich jeder ans Werk. Es dauert nochmal eine halbe Stunde bis alles aufgeräumt und gesäubert wurde. Geschirr und Besteck sind fertig und wurde weggeräumt. Kara hat sich den Rest von Tony einpacken lassen und so gegen halb zwölf stehen wir alle mit unseren Sachen vor der Tür und warten noch darauf, dass Tony abgeschlossen hat, damit wir uns voneinander verabschieden können. Du bist uns immer herzlich willkommenm, Tristan. War toll, dass du hier warst. Ich bekomme am Rande mit, dass Tony das zu Tristan sagt, während ich mich gerade von Kara verabschiede und freue mich sehr. Es ist das eine, wenn ich das zu ihm sage, denn ich bin seine Partnerin und er könnte denken, dass ich es nur deshalb sage, und etwas ganz anderes, wenn es ihm jemand sagt mit dem er nicht schläft. "Bye." Ich winke den anderen beiden noch hinterher und dann machen wir uns zu zweit in die entgegengesetze Richtung auf den Weg. Wieder schmiegt sich mein Körper seitlich an den seinen, aber dieses Mal im Gehen. Ich habe mich bei ihm eingehakt. "Sag mir bitte, dass ich nicht alleine damit bin fertig zu sein.", lache ich leise.