Darf man ihn streicheln? Kaum ist die Frage raus, schaut Elia zerknirscht von der Frau mit ihrem Sohn zu Tank hinunter. Er schmiegt sich, als hätte er die Frage verstanden, augenblicklich etwas enger an ihre Beine. Kluger Junge. "Ehrlich gesagt...", beginnt sie langsam und während ihr Blick wieder hinauf zu der Frau mit dunklen Haaren und Pferdeschwanz wandert. "...mag er Menschen nicht besonders gerne." Und Kinder schon mal gar nicht. Sie räuspert sich leise. "Also lieber nicht." Ihre Gesichtszüge entspannen sich wieder und ihre Lippen formen sich zu einem Lächeln. "Aber total lieb, dass sie fragen." Ihr entgeht nicht, dass der Sohn, sie schätzt ihn so auf irgendwas zwischen sieben und zehn, wer kann das bei Kindern schon genau sagen, am Arm seiner Mutter zerrt, weil er Tank trotzdem streicheln möchte. Sie geht einen Schritt zurück und Tank folgt ihr auf dem Fuße als er sogar schon seinen Arm ausstreckt. "Nein. Er beißt." Das tut er nicht. Das würde Tank niemals tun. Aber das hilft immer. Es dauert keine Sekunde und die Mutter ist nun diejenige, die ihren Sohn an der Hand, die sie hält, näher zu sich zieht. Das hätten sie auch sofort sagen können. "Sie könnten ihrem Sohn auch beibringen was ein Nein. bedeutet." Sie zuckt, noch immer lächelnd, mit ihren Schultern. Es folgt noch ein missmutiger Blick der Frau, dann setzt sie sich mit ihrem Kind in Bewegung und geht an Elia vorbei. Sie murmelt noch irgendwas von Maulkorb und unverantwortlich, doch das bringt sie nur noch mehr zum Lächeln. Sie schaut ihr für einen kurzen Augenblick noch hinterher und wendet sich dann Tank zu. "Hast du das gehört?", murmelt sie ihm zu, während sie sich zu ihm hinunterbeugt. "Es ist unverantwortlich wie unglaublich süß du bist." Sie nimmt sein Gesicht behutsam zwischen ihre Hände und streichelt ihn liebevoll. Natürlich hat sie nur verstanden was sie verstehen wollte. "Du bist der aller, aller Beste." Er bekommt noch einen Kuss knapp oberhalb seiner feuchten Nase und dann richtet sie sich wieder auf - seine Leine noch immer in ihrer rechten Hand. "Komm." Sie will gerade weitergehen, da bemerkt sie, dass ein Mann nur einige Schritte von ihr entfernt stehen geblieben ist. Seit wann er da steht? Sie hat absolut keine Ahnung. Hat er das Gespräch mitgehört? Will er ihr nun eine Predigt halten, dass Hunde einen Maulkorb tragen sollten, wenn die Gefahr besteht dass sie beißen? Es wäre nicht das erste Mal. Sie strafft ihre Schultern, ist bereit für ein Wortgefecht und blickt dem Mann ins Gesicht. Von jetzt auf gleich ist das Lächeln zurück auf ihren Lippen und anders als gerade, wird es begleitet von einem Strahlen ihrer Augen.
Es ist gerade einmal zehn Minuten her, dass er das Telefonat mit seinem Chef beendet hat. Seine Kollegin ist ausgefallen und das Restaurant ist heute Abend mal wieder komplett ausgebucht. Er muss einspringen. Sein Chef hat ihn nicht gefragt, sondern ihm gesagt, dass er so schnell wie möglich kommen soll. Also hatte er sein Buch zugeschlagen, seine Jacke, Geldbörse, Schlüssel und Handy genommen und hat seine Wohnung verlassen. Er braucht noch etwas bis er in dem schicken Restaurant ankommen wird, das in einer Gegend liegt, in der er sich niemals eine Wohnung leisten kann - oder auch nur will. Er braucht nicht viel. Hat er nie und wird er wohl auch nie. Die kleine Wohnung hier in der Kingston Avenue hat ihm zugesagt, er hat sie genommen. Erst im Nachhinein ist ihm klar geworden wie begehrt diese Gegend eigentlich ist. Er fühlt sich hier wohl. Nicht zu viel Trubel, aber genug dass er in der Masse untergehen kann, wenn er will. Weil er gerade noch eine geraucht hat, ist er nicht direkt vor seiner Haustür in die U-Bahn gestiegen, sondern zur nächsten gelaufen. Besser gesagt ist er etwa 300 Meter vor dieser zum Stehen gekommen. Erst um seine Zigarette in einen Mülleimer zu werfen und dann ist er nicht weitergegangen, weil er auf der anderen Straßenseite eine Frau gesehen hat. Zunächst hatte nur kurz zu der Frau mit ihrem Hund und der Mutter mit dem Kind geschaut, doch kaum hatte er weggesehen, sah er wieder hin. War sie das wirklich? Wie lange ist es her, dass Elia gesehen hat? Das muss beim Abschluss seiner Schwester gewesen sein - und eben auch Elias. Also wechselte er die Straßenseite und bekam noch die letzten Worte der Mutter mit und beobachtete dann, wie die Frau aus seiner Vergangenheit mit ihrem Hund sprach. Dann sah sie ihn und sie brauchte auch einen Moment - wie er ein paar Minuten zuvor. Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, als ihm klar wurde, dass sie ihn erkannt hatte und vielleicht war sein Schritt etwas zu schnell... denn er stoppte direkt wieder, denn auf einmal stand der Hund zwischen den beiden. Er hatte nur einmal gebellt und das hatte gereicht, dass Finn stehengeblieben war und seine Hände hob. "Ich tue ihr nichts. Versprochen." Das Grinsen war immer noch auf seinen Lippen und sein Blick ging wieder zu der blonden Frau vor hier. "Hey S."
"Aus." Sie muss dieses eine Wort nicht böse klingen lassen oder gar laut aussprechen, denn ihr gut erzogener Hund reagiert sofort. Er bellt kein weiteres Mal, setzt sich und schaut neugierig zwischen Elia und Finn hin und her - seine Zunge hechelnd aus seinem Maul baumeln lassend. Bemerkt Elia das? Nein. Sie verlässt sich darauf, dass es so ist, denn gerade hat sie nur Augen für den Mann, der mit erhobenen Händen vor ihr steht und grinst. Seine Haare sind länger. Nicht viel, aber gerade so, dass es ihr nicht entgeht. Außerdem sieht er älter aus, aber auf eine sehr gute Art und Weise. Wie lange ist es her? Zehn Jahre oder länger? Sie hat ihn das letzte Mal auf ihrem Abschluss gesehen, weil er in Harpers Ferry zu Besuch war, um den Abschluss ihrer Freundin und seiner Schwester zu feiern. All das geht ihr in einem Sekundenbruchteil durch den Kopf. Ebenso schnell hat ihr Herz damit begonnen schneller zu schlagen. Von jetzt auf gleich ist sie aufgeregt. Wundervoll, herrlich und freudig aufgeregt. "Campbell!" Ihrer Stimme hört man an, dass sie sich freut. Dass sie sich sehr freut. Das Lächeln ist immer noch nicht von ihren Lippen gewichen und tut es auch nicht als sie die zwei, drei Schritte zwischen ihnen überbrückt und im nächsten Moment ihre Arme um seinen Nacken schlingt und ihn herzlich umarmt. Die Leine zerrt dabei nicht an dem Hals von Tank, weil sie lang genug ist und sie diese reflexartig locker gelassen hat. Sie hätte diese auch ganz loslassen können und Tank hätte sich ohne ihre Erlaubnis keinen Millimeter bewegt. Aber sie hat die Leine nicht losgelassen und genauso lässt sie Finn nicht los. Sie drückt ihn fest, aber nicht zu fest. Gerade so, wie man nun mal jemanden drückt, den man Jahre nicht gesehen hat, aber sich nun unbändig darüber freut, dass man sich sieht. Er ist ein bisschen breiter geworden, oder? Seine Schultern. Aber der Gedanke ist genauso schnell wieder weg, wie er gekommen ist. "Du bist es.", lacht sie leise, während sie ihn wieder freigibt. Zumindest gerade so, dass sie ihre Arme um ihn herum löst, ihre Hände auf seine Schultern legt und sich ein wenig zurücklehnt, um in sein Gesicht blicken zu können. "Du bist es echt!" Sie strahlt. Ihre Freude kann ihre Überraschung aber nicht verdecken, warum sollte dem aber auch so sein? Sie hätte nie im Leben damit gerechnet ihn hier in San Francisco zu treffen.
Kaum überwindet sie den kleinen Abstand zwischen ihnen beiden und hat ihre Arme um seinen Nacken geschlungen, schlingen sich die seinen um ihren Körper und er drückt sie fest an sich. Es ist verdammt lange her. Vor seinem inneren Auge blitzen Bilder auf - sie in ihrem Abschlusskleid, lachend und auch tanzend mit seiner Schwester. Er hatte die beiden und noch eine weitere Freundin nach der offiziellen Feier zu der Party gefahren, die jemand aus dem Jahrgang veranstaltete. Er war dort geblieben, hatte ein paar Leute von früher getroffen und ein Auge auf die Mädels gehabt. Seine Schwester war auf einmal betrunken gewesen und er erinnerte sich noch wie Elia ihn versuchte abzulenken, damit er es nicht mitbekam. In der Hoffnung, dass ihre Freundin nur wenige Minuten brauchen wird, um wieder nüchtern zu sein. Mittlerweile lachen die beiden Geschwister darüber, wenn die Story mal erzählt wird. Damals war er sehr wütend auf seine kleine Schwester gewesen. Doch er hatte sie nicht bei den Eltern verraten. Danach hatte er Elia nicht mehr gesehen. Er musste direkt wieder nach New York und er ist auch nicht sehr oft in der Heimatstadt. Manchmal hatte Miriam von ihr erzählt. Hatten die beiden noch Kontakt? Eine Frage auf die er sicher noch Antwort bekommt. Doch jetzt löst Elia die Umarmung und sie beiden sehen sich an. Sie ist erwachsen geworden. Bei Ihren Worten muss er dann aber lachen und nickt. "Ich bin es und ich bin echt. Was tust du hier?" Seine Hände ruhen an ihrer Hüfte, denn keiner von ihnen hat den Körperkontakt bisher abgebrochen. Er freut sich riesig sie zu sehen und das versteckt er auch nicht. Dann lösen sie sich doch von einander, gehen aber gerade mal einen halben Schritt auseinander. Sie hat immer noch die blonden Haar, doch sie ist erwachsen geworden. Das alles hat nur ein paar Sekunden gedauert. Sie ist mit einem Hund - wahrscheinlich ihrem - hier unterwegs. "Du wohnst nicht wirklich hier, oder?" Das wäre... wow.
"Doch." Lächelnd, lässt sie ihre Augenbrauen einmal auf und wieder ab wippen. "Ich wohne direkt hier um die Ecke." Sie schaut über ihre Schulter hin zu der Straße, die die Straße kreuzt auf deren Bürgersteig sie gerade stehen. In San Francisco! Nachdem sie sich Jahre nicht gesehen haben. Wie unwirklich ist das bitte? Ihr Kopf bewegt sich wieder und ihre Augen finden von Neuem die seinen. Ihr Blick, über ihre Schulter hinweg, hat nur einen klitzekleinen Moment gedauert. "Keine fünf Minuten von hier." Sie ist bisher nicht weit gekommen, weil sie von dieser Frau und ihrem Kind angesprochen wurde. Manchmal ist es ein Graus, dass Tank so ein süß ist, denn das verlängert ihre Spaziergänge ein ums andere Mal. "Jetzt sag mir nicht..." Ihre Augenbrauen wandern fragend in die Höhe. "Du lebst doch noch in New York, oder?" Das ist ihr letzter Stand. Seine Schwester Miriam, mit der sie zugegeben das letzte Mal vor einem halben Jahr gesprochen hat, oder vielleicht ist es auch schon ein Jahr her, hatte ihr erzählt er würde noch im Big Apple leben und kochen. "Oder?", fragt sie leise lachend, ganz so als würde sie erwarten das er ihr widerspricht. Ganz so als würde sie sich darüber freuen, wenn er ihr nun mitteilen würde, dass er nicht mehr in New York, sondern inzwischen in San Francisco leben würde. Das würde es sie wirklich. Ihr Herz schlägt noch immer zu schnell und sie kann auch nicht damit aufhören zu lächeln. Sie hat nicht damit gerechnet ihn heute zu sehen. Sie hatte schon seit einer Ewigkeit nicht mehr an ihn gedacht und schon gar nicht daran, dass sie ihm in ihrer neuen Heimatstadt über den Weg laufen könnte und erfahren würde, dass er auch hier lebt. Wie hätte sie denn auch darauf kommen können? Niemals wäre ihr das in den Sinn gekommen. Sie hebt ihre linke Hand und streicht sich eine der Strähnen ihres offenen Haares hinter ihr Ohr. Sie hatte ihn so herzlich, ein wenig stürmisch sogar, umarmt, dass sich vereinzelte Strähnen ihres Haares selbstständig gemacht haben. "Nicht... dein... ernst!", entgegnet sie begleitet von einem erneuten leisen Lachen, als er ihr erklärt, dass er seit geraumer Zeit in San Francisco lebt. In ihren Augen blitzt Unglauben, aber auch von Neuem Freude auf. Wie schon gedacht, hatte sie schon seit einer ganzen Weile nicht an ihn gedacht, aber nun da er vor ihr steht und sie erkennen, dass sie beide seit Jahren wieder in derselben Stadt leben, könnte sie in diesem Moment gar nicht glücklicher sein. "Hier in der Nähe?", fragt sie interessiert nach als er weiter erklärt, dass er in einem Restaurant hier in der Stadt arbeitet.
"Tatsächlich..." Er dreht sich etwas seitlich und zwar in die entgegengesetzte Richtung in die sie geschaut hatte. "... etwas mehr als fünf Minuten von hier." Kurz hatte er in die Richtung geschaut, doch nun sieht er Elia wieder an. Er kann das gerade überhaupt nicht glauben. Anscheinend hat er gerade Elia Quinn getroffen - ungefähr auf der halben Strecke zwischen ihren Wohnungen. Nach zehn Jahren, am Ende des Landes. "Ich fass es nicht." Ganz automatisch streicht er sich mit seiner rechten Hand sein Haar zurück. Tatsächlich war es in der Aufregung etwas durcheinander gekommen - wenn man es so nennen will. Denn wirklich ordentlich war es auch vorher nicht. Doch die Geste ist eher der Überraschung und positiven Fassungslosigkeit geschuldet. Gestört hatten ihn seine Haare nicht. Nur für eine Sekunde mustert er sie. Sie haben sich so lange nicht gesehen. "Bist du noch Floristin?" Sie erzählt ihm, dass sie in einem Blumenladen nicht weit von ihr arbeitet und er nickt und fragt kurz nach, ob das der ist, den er im Kopf hat. Er ist es. Wieder muss er lachen. "Das ist vollkommen verrückt." Er streckt seinen Arm nach ihr aus und stupfst mit seinem Finger gegen ihre Schulter. "Du bist es wirklich." Immer wieder muss er einfach seinen Kopf schütteln. "Oh, wenn ich das Miriam erzähle. Das glaubt mir sie nie." Leicht runzelt er seine Stirn. "Oder weiß sie es?" Es würde seiner Schwester ähnlich sehen, dass sie weiß, dass Elia nach San Francisco gezogen ist, es dann aber vergessen hat ihm zu erzählen. "Wir müssen unbedingt was essen gehen oder so!" Er will wissen wie es ihr ergangen ist. Elia und er hatten sich immer gut verstanden. Sie waren nicht die engsten Freunde, doch sie hatte ihn immer anrufen können, wenn sie abgeholt werden musste. Was sie auch ab und an getan hatte. Sie kannten sich schon ewig. Natürlich will er wissen wie es ihr ergangen ist. Natürlich will er sie sehen, wenn sie nur zehn Minuten auseinander wohnen.
Ihr Gesicht nimmt einen Ausdruck an, wie es schon mal passieren kann, wenn man sich ertappt fühlt. "Nein, tatsächlich weiß sie es nicht." Das lässt das Lächeln, welches ihre Lippen umspielt aber nicht verschwinden. "Außer meine Mom hat deine Mom getroffen und es ihr erzählt, sodass sie es Miriam erzählt hat." Sie neigt ihren Kopf ein kleines Stückchen zur Seite. "Aber ich glaube, dann hätte sie sich bei mir gemeldet und mir erzählt, dass du auch hier lebst." Davon geht sie zumindest aus. Zwar ist der Kontakt zwischen ihnen nicht mehr so eng, aber auch nicht ganz abgebrochen. Sowas passiert nun mal, wenn man älter wird, Leben vollkommen unterschiedliche Richtungen einschlagen und eine der Freundinnen sogar fort zieht - in diesem Fall Elia. Sie schüttelt amüsiert und noch immer ein bisschen ungläubig ihren Kopf. Sie hat ihn berührt. Er hat sie berührt. Sie stehen hier und unterhalten sich. Elia kann es aber immer noch nicht so recht glauben. "Du stehst echt vor mir." Sie nimmt sich zum ersten Mal die Zeit ihn wirklich von oben bis unten und wieder zurück zu mustern. "Du bist es." Das wird sie noch tausend Mal sagen oder zumindest denken. Er ist es! Anders als früher. Älter. Erwachsener. Aber er ist es. Ihr Herz beruhigt sich langsam, aber wirklich fassen kann sie es noch nicht. "Unbedingt." Sie nickt sofort. "Gib mir mal dein Handy." Sie streckt ihre linke Hand aus und wackelt fordernd mit ihren Fingern. Tank neben ihr regt sich, weil er bei der Bewegung wohl hofft, dass sie ihm gilt und er ein Leckerchen bekommt. Kurz blickt sie zu ihm hinab und lacht leise. "Gleich, mein Junge." Dann wandert ihr Blick wieder zurück zu Finn, der ihr just in dem Moment sein entsperrtes Handy in die Hand legt. Es dauert nur ein paar Sekunden und sie hat ihre eigene Handynummer unter Hinreißendes Geschöpf abgespeichert. Damit er es nicht sofort sieht, drückt sie wieder auf den Startbildschirm bevor sie es ihm zurück hinhält. "Meld dich einfach und wir machen was." Sie atmet einmal tief durch, weil diese Überraschung und die damit einhergehende Freude echt viel ist, und da ist wieder das Lächeln. "Ich würde mich echt freuen." Ihre Worte werden von einem Nicken begleitet, während sie ihm in die Augen blickt und er den Blick erwidert. Finn Campbell. Krass! Da er ihr erklärt, dass er leider schon weiter muss, weil die Arbeit ruft, erklärt sie ihm wiederum, dass er sich von ihr nicht aufhalten lassen soll. "Aber darf ich dich nochmal drücken? Um ganz siciher zu sein, dass du echt bist?", fragt sie scherzhaft nach. Gerade bei ihrer Begrüßung hatte sie ihn einfach so umarmt, ohne lang darüber nachzudenken, aber dieses Mal ist sie ein bisschen höflicher. Er blickt sie an als wäre er von dieser Höflichkeit überrascht und würde das sogar amüsant finden, dann umarmen sie sich ein weiteres Mal - sie drückt ihn ein bisschen länger als es hätte sein müssen. "Freut mich echt sehr.", murmelt sie wieder lächelnd als sie sich voneinander lösen. "Meld dich wirklich, ja?" Nachdem er ihr versichert hat, dass er das tun wird, verabschieden sie sich und nach einem letzten Blick, den sie beide teilen, geht er weiter seines Weges. "Ey... Campbell!" Er bleibt nach den zehn Schritten, die er vielleicht gekommen ist, stehen und dreht sich noch einmal zu ihr um nachdem sie ihn so freundlich gerufen hat. Sie wirft ihm eine Kusshand zu, so wie sie es früher immer gemacht hat. Nachdem er sie mal wieder nach einer Party oder sonst wo aufgelesen hatte, hat er im Wagen immer gewartet bis sie ihre Haustür aufgeschlossen hatte und einen Schritt hinein gegangen war. Dann hatte sie sich jedes Mal zu ihm umgedreht und ihm zum Dank eine Kusshand zu geworfen. Er war ein toller großer Bruder - nicht ihrer, zum Glück, aber ein toller. Sie schaut ihm noch einen Moment nach, während er weiter seines Weges geht. "Tank?", murmelt sie verschwörerisch lächelnd ihrem Hund zu. "Diese Stadt ist gerade noch ein bisschen toller geworden." Sie gibt ein leises Glucksen von sich und macht sich dann selbst daran ihren Weg, genauer gesagt ihren Spaziergang, fortzusetzen.
Sein Kopf fährt Achterbahn, kaum dass sie die weitere Umarmung gelöst und sich verabschiedet haben. Was ist da gerade passiert? Bevor er weiter darüber nachdenken kann, ruft sie ihn auch nochmal und er dreht sich noch einmal zu ihr um. Da steht sie wirklich und wirft ihm einen Kuss zu - genau wie früher. Es gibt solche Begegnungen - man sieht sich Ewigkeiten nicht, doch bei dem Wiedersehen ist es so als wäre keine Zeit vergangen. Es ist Zeit vergangen. Nicht wenig sogar. Dennoch fühlt es sich gerade nicht so an. Als Dank bekommt sie ein Grinsen und er winkt ihr noch einmal zu, bevor er sich auf den Weg macht. Schweren Herzens, wenn er ehrlich ist. Doch leider ruft die Arbeit. Allerdings hätten sie sich auch nicht getroffen, wenn sein Chef nicht angerufen hätte. Sie wohnt noch nicht lange hier und irgendwann wären sie sich sicherlich über den Weg gelaufen. Oder auch nie. Das weiß man nie so genau. Er springt gerade noch in die Bahn rein und mit einem Blick auf sein Handy stellt er fest, dass er eigentlich nur eine Bahn verpasst hast. Dann entsperrt er sein Handy und schüttelt lachend seinen Kopf. Er öffnet den Kontakt, klickt auf bearbeiten und stockt dann. Mit einem Grinsen auf den Lippen schließt er die Bearbeitung wieder und belässt den Namen so, wie sie ihn eingespeichert hat. Stattdessen öffnet er den Messenger und schreibt ihr...