Jedes Mal, wenn sie ihre Beckenmuskulatur anspannt, greifen meine Finger fester an ihre Seiten. Oh, sie weiß ganz genau, dass mich das unglaublich erregt, wenn sie dies tut. Ein Schauer wandert durch meinen gesamten Körper und er beginnt zu kribbeln - einfach überall. Der Sex mit ihr ist unglaublich - immer. Dann bewegt sich das Flugzeug und in dem Moment öffnen sich meine Augen wieder. Ich reiße sie regelrecht auf, denn das Gefühl kam sehr überraschend und ist ganz anders als eben noch. Wir stöhnen gemeinsam auf, grinsen und unsere Blicke treffen sich wieder. Sie setzt die Bewegungen fort und bringt mich damit endgültig um den Verstand. Ich nehme meine linke Hand von ihrer Hüfte und beiße fest darauf, bevor ich erneut aufstöhne. Ich kann mich nicht zurückhalten. Ich war nie laut beim Sex. Zumindest nicht, dass es mir bewusst war. Bei ihr ist es mir durchaus bewusst, dass ich laut bin und ich genieße es auch sehr laut zu sein und meiner Lust so Raum zu machen. Doch gerade darf ich einfach nicht laut sein, doch ich habe es nicht unter Kontrolle. Bei ihr verliere ich tatsächlich schnell die Kontrolle. Der Griff meiner rechter Hand an ihrer Hüfte wird fester und wir sehen uns immer noch an. Ihr Blick, so voller Verlangen. Es ist jedes Mal wieder unglaublich, wenn wir uns beim Sex ansehen und das tun wir gerade. Wir scheinen beide dagegen anzukämpfen unsere Augen zu schließen, aber wir schaffen es auch beide. Das Geräusch wie Haut auf Haut knallt erfüllt den Raum und ich hoffe wirklich, dass wir nicht zu laut sind. Obwohl es mir eigentlich auch egal ist. Was wollen sie machen? Uns rauswerfen?
Das kann ich nicht mitansehen. Er soll sich nicht beißen, gar weh tun. Dieses Mal bin ich also diejenige, die ihm den Mund zu hält, denn genau das tue ich im nächsten Moment. Mit meiner rechten Hand stütze und halte ich mich noch immer an ihm fest, doch meine linke Hand, ein wenig zittrig, weil ich derart erregt bin, schiebt seine Hand von seinem Mund fort und dann bette ich sie auf diesem. Ich spüre, wie sich seine Lippen unter meiner Handinnenfläche teilen und spüre seinen heißen Atem. Sein Stöhnen wird gedämpft, sodass er sich keine Gedanken machen muss und sich, genauso wie ich, dem Moment hingeben kann. Dieser Moment, die ganzen letzten Minuten schon, ist perfekt – wie schon viele zuvor und wie wohl auch viele folgende. Wir sind uns so nahe. Mein gesamter Körper kribbelt. „Oh… Tristan.“, stöhne ich leise, aber voller Lust. Meine Mitte beginnt um sein bestes Stück herum zu zucken, was ihn mich auf der einen Seite noch intensiver spüren lässt und mich ihn auf der anderen Seite nur noch mehr wollen lässt. Meine Bewegungen werden schneller – nicht ruppig oder grob, aber schneller. Meine Lippen haben sich schon vor geraumer Zeit geteilt – für das ein oder andere leise oder stumme Stöhnen und Atemzüge. Unsere Blicke lösen sich nicht voneinander, obwohl es ihm gewiss genauso schwer fällt seine Augen offen zu halten, wie mir. Aber es ist nun mal dieser perfekte Moment, der noch perfekter dadurch wird, dass wir uns ansehen. Sind seine Augen Spiegel der meinen? Kann er in meinen die Lust sehen, die Erregung, das Verlangen, die Befriedigung und die Liebe, die ich mir einbilde, auch in den seinen schimmern zu sehen? Ich hoffe es. Fuck! Mehr und mehr spannt sich mein Körper an. Immer intensiver zuckt meine Mitte um sein bestes Stück und stimuliert damit hoffentlich nicht nur mich, sondern auch ihn. Ich will nicht kommen, weil ich nicht will das dieses Beisammen sein endet, und ich will unbedingt kommen, weil es meinen Körper so sehr nach dem befriedigenden Gefühl der Erlösung verlangt.
Meine Hand findet direkt wieder den Weg an ihre Seite und ich greife fest zu, um ihre Bewegungen zu unterstützen. Ich lenke sie zu keiner Sekunde, doch ich hoffe, dass sie es noch etwas mehr genießen kann, dadurch dass ich ihr helfe. Ich stöhne viel und schwer gegen ihre Hand und ich bin froh, dass diese meine Laute dämpft. Und ich reiße mich wirklich schon zusammen. Wie mein Name von ihren Lippen kommt. Ich höre ihn am liebsten von ihren Lippen. Sie hat eine ganz bestimmte Art ihn auszusprechen. Und es ist noch einmal etwas ganz anderes, wenn sie ihn stöhnt. Ich habe mich nie so begehrt gefühlt wie von ihr. Mich hat auch noch nie jemand so begehrt. Deutschlich spüre ich wie ihre Mitte um mein bestes Stück zu zucken beginnt und natürlich reagiert mein Körper direkt darauf. Mein bestes Stück beginnt in ihr zu pulsieren und ich muss immer mehr und mehr dagegen ankämpfen meine Augen zu schließen. "Mia." Gedämpft kommt ihr Name, gefolgt von französischen und englischen Flüchen, von meinen Lippen und trifft auf ihre Hand. Sie presst diese sogar etwas mehr dagegen und ich weiß nicht, ob sie das macht, weil sie ihrem Höhepunkt näher kommt oder weil ich lauter werde. Dann kommen wir. Ich kann nicht ausmachen wer von uns beiden zuerst kommt, doch es ist auch vollkommen egal. Wir kommen gemeinsam und nun bin ich es, der seine Hände nutzt und ihre Bewegungen fortsetzt. Ihr Körper ist angespannt und sie soll den Höhepunkt genauso genießen wie ich. Darum bewege ich ihren Körper auf meinen. Ob sie ihre Augen auch geschlossen hat?
Er hält mich. Wie so oft! Er führt mich und macht diesen Moment auf diese Weise noch vollkommener. Meine Welt ist für diesen Moment stehen geblieben. Sie steht noch immer, während wir gemeinsam unseren eigenen und den Höhepunkt des anderen auskosten. Fliegen wir noch? Ich nehme gerade so viele Empfindungen wahr, dass ich nichts anderes wahrnehmen außer ihn. Ganz langsam lässt er seine Bewegungen und die meinen abebben und nicht nur mein Becken sinkt auf das seine, sondern auch ich schmiege mich nun an ihn. Meine Hand streichelt langsam von seinen Lippen hinab als ich meinen Oberkörper mehr oder weniger auf den seinen hinab sinken lasse, um mich an ihn zu kuscheln. Ich versuche ihn aber nicht all mein Gewicht spüren zu lassen, denn er muss genauso wie ich zu Atem kommen. "Ich... liebe dich.", flüstere ich atemlos, nachdem ich mein Gesicht an seinem Hals vergraben habe und bevor ich einen kleinen Kuss in die kleine Kuhle zwischen seinem Ohr und seinem Hals hauche. Sein Körper schmiegt sich an den meinen und der meine sich an seinen. Ich spüre jeden einzelnen seiner Atemzüge. Ich nehme wahr, wie sein Körper zur Ruhe kommt – genauso wie der meine. Seine Wärme, sein Duft, seine Berührungen – ich schwebe nicht nur, weil wir uns in einem Flugzeug befinden. Dieses köstliche Gefühl der Befriedigung, der Erlösung und Glückseligkeit. Meine Lippen formen sich zu einem Lächeln und ich hauche erneut einen Kuss an seinen Hals. Wir liegen noch eine ganze Weile so da und nehmen uns die Zeit vollends zur Ruhe zu kommen. Er streichelt meinen Rücken und ich seine Schulter. Doch dann, nachdem sich mein Körper nicht mehr so anfühlt als würde er augenblicklich fort schweben, sobald er mich nicht mehr festhält, bewege ich mich. Ich rutsche ganz vorsichtig von ihm hinunter – noch ein kleines Stöhnen von mir geben als er aus mir hinaus gleitet. Aber er bewegt sich mit und mit einem Mal liegen wir wieder eng aneinander geschmiegt da, nur jetzt auf der Seite und einander zugewandt. Mein Körper schmiegt sich der Länge nach an den seinen. Mein eines Bein schlingt sich angewinkelt um seinen Körper. Meine eine Hand streichelt von neuem zärtlich seine Schulter. Ich habe meine Augen wieder geöffnet und da öffnet auch er die seinen. Ich blicke ihm in die Augen und kann nicht anders als glücklich zu lächeln.
"Du hättest auch auf mir liegen bleiben können." Sie hätte das nicht getan, denn sie hat eben auch sehr darauf geachtet mich nicht komplett mit ihrem Gewicht zu belasten. Doch es hätte mich nicht gestört. Überhaupt nicht. Doch wir sind uns jetzt nicht weniger nah. Unsere Körper schmiegen sich eng aneinander, es würde nicht einmal ein Blatt Papier zwischen uns passen. Ihre Finger streichen über meine Schulter, meine Finger gleiten sanft über ihren Rücken und wir sehen uns an. Wir müssten uns beide nur minimal bewegen und unsere Nasen würden sich berühren. Sanft lächle sie an. "Das ist ein sehr guter Urlaubsauftakt." Nun bewege ich mich tatsächlich etwas, gebe ihr einen kleinen Kuss auf ihre Nase und dann auf ihre Stirn. Ich löse mich nur minimal von ihr und greife nach der Bettdecke, um uns beide zumindest etwas zuzudecken. "Wir sollten schlafen. Damit wir schnell in Frankreich sind." Dann küsse ich sie noch einmal - sehr lang, sehr sinnlich. Und wir rücken keinen Zentimeter voneinander ab.
Das Geschirr vom Frühstück wurde gerade abgeholt und wir landen bald in Paris. Wir haben sehr viel geschlafen. Wir haben nach dem Aufwachen noch einmal miteinander geschlafen und tatsächlich freue ich mich schon ein bisschen auf den Rückflug. Wir haben alles zusammengesucht, sind angezogen und sitzen beide auf dem Bett und schauen aus dem Fenster. Da ist diese Vorfreude. Unter uns ist Frankreich. Wir sind gleich in Paris. "Bist du auch so aufgeregt?" Ich sitze hinter ihr und kann so sanft ihre Schulter küssen. Mein linker Arm liegt um ihren Körper und ich schmiege mich eng an sie. "Paris." Wir fliegen über die Stadt und da ist ein Lächeln auf ihren Lippen, sodass mir wärmer ums Herz wird. Dann gehen die Lampen an, dass wir uns setzen und anschnallen müssen. "Alles wird gut." Wir lösen uns kurz voneinander, um uns hinzusetzen und anzuschnallen. Sofort greift meine Hand nach ihrer und unsere Finger verschränken sich miteinander. "Erzähl mir von dem Markt. Du hast ihn im Reiseführer markiert. Wann ist der denn? Was macht ihn aus?"
„Ich möchte nicht… reden.“ Was nicht heißen soll, dass er damit aufhören soll. Er versucht mich abzulenken und ich weiß das sehr zu schätzen. Es gelingt jedoch nur bedingt. Da ist diese Gewissheit, dass es nun aus zig Höhemeilen hinab auf die Erde geht. Wie ein Stein. Nicht wie ein Stein. Doch, wie ein Stein. Ich schließe meine Augen und atme ganz bewusst. Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Da ist dieses Gefühl in meinem Bauch. Als hätte sich dieser dazu in mir ein paar Zentimeter höher zu fliegen als der Rest meines Körpers das tut. Mir ist schlecht. Es ist nicht so als müsste ich mich übergeben, nein, das ist es nicht. Mir ist einfach nur sehr schlecht, weil sich mein Bauch derart anders anfühlt als sonst. Das Gefühl ist ganz dem Gefühl ähnlich, wenn auch stärker, wenn man eine Treppe hinab geht und die letzte Stufe verfehlt. Mein Herz schlägt zu schnell. Mein Mund fühlt sich trocken an. Ich versuche mich auf das Gefühl zu konzentrieren, welches gerade aus der Masse an unschönen Gefühlen als einzig schönes Gefühl heraussticht – seine Hand, die die meine hält. Unsere Finger haben sich miteinander verschränkt und ich drücke sehr fest zu. Nicht so fest wie ich könnte, aber vielleicht kommt das noch. „Oh… verdammt.“ Das Flugzeug ist ein Stück abgesagt, was ganz normal ist, aber es hat sich nicht schön angefühlt und erinnert mich wieder daran, dass dieses Flugzeug ein Stein ist. Mein Körper presst sich mehr und mehr in den Sitz so als könnte er sich in diesem Sitz verstecken. Ich mache das nicht bewusst. Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Wieder nehme wahr, dass wir tiefer sinken. Wie tief kann ein Stein denn bitte fallen? Ich höre, wie er mir versichert, dass es gleich vorbei ist, aber ich nicke nur und sage nichts dazu. Wie schon das ein oder andere Mal zuvor in meinem Leben, schwöre ich mir nie wieder in ein Flugzeug zu steigen. Ich schwöre es mir immer und immer wieder, wenn ich mich nicht gerade daran erinnere, dass ich ein- und austamen muss.
Meine andere liegt auf ihrer und ich streichle sie sanft. "Atme, mon amour." Sie hatte mir erzählt, dass sie Angst vor der Landung hat, doch ich hatte nicht gedacht, dass es so krass ist. Sie hatte ansonsten mit dem Flug keine Probleme. Vorsichtig beuge ich mich etwas zu ihr und nehme meine Hand von ihrer und lege sie auf ihre Brust. "Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen." Sie sieht mich an und ich lächle leicht, während ich die Worte immer und immer wieder wiederhole. "Bleib bei mir. Einatmen, ausatmen." Es scheint zumindest etwas zu funktionieren, auch wenn sie sich sehr konzentrieren muss. Wie lange dauert denn bitte diese Landung? Es fühlt sich gerade wie eine Ewigkeit an und ich will einfach nur, dass es vorbei ist - für sie. "Alles ist gut. Gleich ist es vorbei. Atme weiter. Ein und aus." Wir atmen gemeinsam, wir sehen uns an und dann geht dieser Ruck durchs Flugzeug, wenn die Räder auf den Boden aufkommen. Nur wenige Sekunden später erfolgt derselbe Ruck noch einmal und es wird ruhiger. Wir fahren. Wir sind gelandet. "Das hast du toll gemacht." Ich lächle sie an und ich nehme meine Hand von ihrer Brust und lege sie an ihre Wange. "Bienvenue en France!"
Es dauert alles etwas. Wir müssen einreisen. Da ich einen französischen Pass besitze und als Staatsbürger einreise, müssen wir uns auch noch an unterschiedliche Schalter anstellen. Doch irgendwann haben wir uns wieder und unsere Koffer und wir verlassen den Flughafen. Davor bleiben wir stehen und ich sehe zu ihr. "Nous sommes à Paris." Wir sind wirklich hier. Endlich! Ich blicke mich kurz um und sehe, dass genügend Taxen dort stehen, um uns gleich zum Appartment zu fahren. Jetzt soll sie es erst einmal genießen, erst einmal realisieren. Um uns herum wird Französisch gesprochen, die Luft ist anders, es sieht alles ganz anders aus. Meine Hand drückt sanft die ihre und ich lasse sie nicht zu einer Sekunde aus den Augen. Solche Moment sind wichtig für sie. Sie genießt so etwas mehr als andere Menschen und sie soll es jetzt vollkommen auskosten, dass sie das erste Mal französische Luft atmet.
Es dauert einen ganzen Moment lang bis ich ihm auf seine Worte antworte: „C'est magnifique.“ Es ist nur ein Flüstern und ich schaue ihn dabei nicht an, denn ausnahmsweise gilt meine volle Aufmerksamkeit nicht dem Mann, dessen Hand ich gerade halte. Obwohl ich im Flughafen bereits bemerkt habe, dass er anders ist als die Flughäfen, die ich aus den USA kenne und um mich herum eine andere Sprache gesprochen wird, war ich so auf die Kontrollen und ein reibungsloses Vorankommen fokussiert, dass ich es kaum auf mich wirken lassen konnte. Doch nun stehen wir hier und es sind so viele verschiedene Eindrücke, dass ich vollkommen überwältigt bin. Meine Finger halten die seinen ganz fest, wenn auch unbewusst, während ich all diese Eindrücke in mich aufnehme. Die Luft fühlt sich anders an, oder? Sowohl auf meiner Haut als auch in meinen Lungen. Ich nehme Gerüche wahr und meine Zungenspitze streift über meine Lippen, um herauszufinden, ob auch diese anders schmecken. Doch dort schmecke ich Tristan beziehungsweise unseren letzten Kuss – der beste Geschmack, den ich jemals kosten durfte. Überall um mich herum wird französisch gesprochen. Ich war noch nie in einem Land, in welchem meine eigene Sprache nicht die Hauptsprache war. Ein Mann geht an uns vorbei und ich schnappe französische Satzfetzen auf, die er in sein Mobiltelefon spricht. Ich verstehe kein Wort. Hier und da höre ich mal ein Wort, dass ich verstehe, wenn sich Menschen um uns herumbewegen, aber es sind zu viele auf einmal als das ich mich darauf konzentrieren könnte sie zu verstehen. Ich höre Durchsagen aus dem Flughafen in unserem Rücken. Die Menschen kommen gerade an oder wollen irgendwo hin. Sie gehen hinein oder hinaus. Steigen aus Taxen, die ganz anders aussehen als bei uns oder versuchen eines zu bekommen. Gepäck ist Gepäck, aber die Kleidung der Menschen ist anders. Nicht bei jedem, aber bei vielen. Nicht die Kleidung an sich, aber der Stil. Die Menschen sehen einfach anders aus, wie mir auffällt. Natürlich sieht man sowas auch in Filmen, aber es ist etwas anderes, wenn man sieht, dass das der Realität entspricht. Pardon. entschuldigt sich eine Frau, die mich an der Schulter gestreift hat. Sie sieht wunderschön aus mit ihren kurz geschnittenen Haaren, dem roten Lippenstift und dem schwarz-weißen, klassisch geschnittenen Outfit. „Pas de problème.“ Die Sonne scheint. Die Luft beziehungsweise die Temperatur fühlt sich anders an. Die Schilder sind anders. Sie sind auf Französisch - natürlich -, aber sie haben hier und da auch andere Formen und Farben. Auch die Art ist anders. Balken sind nicht so breit wie bei uns in den USA. Was für ein Detail - warum auch immer es mir auffällt. Ich atme einmal tief durch. Mein Herz schlägt viel zu schnell und ich genieße es. Es ist ein buntes Treiben an Menschen, Eindrücken, Empfindungen. Ich bin entzückt! Ich höre das Lachen einer Gruppe und blicke in ihre Richtung. Meine Lippen formen sich zu einem Lächeln und dann drehe ich meinen Kopf in die Richtung von Tristan und strahle ihn an. „C'est vraiment magnifique… und überwältigend“
Ich könnte hier stundenlang stehen und sie einfach nur beobachten wie sie ihre Umgebung wahrnimmt. Mia nimmt die Welt anders wahr als andere Menschen. Zumindest anders als ich und die Menschen, die ich kenne. Ihr fallen Dinge auf, die von anderen niemals bemerkt werden und ich liebe sie nur noch mehr dafür, dass sie mir jeden Tag ein bisschen mehr beibringt auf all dies zu achten und es selbst zu bemerken. Wie sie die Dinge sieht ist so rein und wunderschön und daher lasse ich mich von ihr anstecken und genieße es ebenfalls. Es ist fast ein Jahr her, dass ich hier war. Ich verstehe die Menschen um mich herum, doch auch für mich ist es ungewohnt eine andere Sprache als Englisch zu hören. "Époustouflant." Sanft kommt das französische Wort für überwältigend von meinen Lippen und wir stehen noch einen Moment da und nehmen alles in uns auf. Paris ist eine Großstadt - wie auch San Francisco. Doch es ist so anders. Europa ist anders und auch Frankreich ist anders als andere Länder. Irgendwann werde ich auch mit ihr aufs Land fahren, zeigen wie dort das Leben aussieht. Doch jetzt sind wir erst einmal hier. "Komm, mon amour." Sanft drücke ihre Hand und wir gehen zu einem Taxifahrer. Wir hatten im Flugzeug noch geübt, was sie sagen muss und sie schaut noch einmal auf ihr Handy, um auch die richtige Adresse zu nennen. Ich bin sehr stolz auf sie. Der Taxifahrer ist freundlich und spricht mit uns während der Fahrt. Ich erkläre ihm, dass Mia gerade erst die Sprache lernt und so benutzt er einfache Sätze und spricht sehr langsam und ich muss ihr tatsächlich nicht alles übersetzen. Das Auto stoppt vor einem Haus und ich bezahle den Fahrer. Wir haben nur sehr wenig Geld in den USA getauscht. Es reicht für die Taxifahrt und für einen kleinen Snack. Wir werden später noch Geld abheben. "Im unteren Bereich des Hauses ist die Firma meines Vater und über den Nebeneingang kommen wir in die Wohnung. Dort sieht man schon den Balkon." Ich deute nach oben und Mia folgt dem Blick, doch dann wandert dieser wieder umher. "Wir können eine kleine Runde gehen, wenn wir uns frisch gemacht haben." Es ist eine ruhige Ecke, eine kleine Nebenstraße. Es sind Menschen unterwegs, aber nicht extrem viele. Es ist gerade einmal Mittag. Monsieru Dupont, Madame Walsh. Ich kenne diese Stimme und drehe mich zu einem Mann, Mitte 50, der dem Taxifahrer die Koffer abnimmt. "Laissez-moi vous aider, Jean." Ich nehme ihm Mias Koffer ab und dann stelle ich die beiden einander vor. "Jean, das ist Mia. Mia, das ist Jean. Er verwaltet das Haus." Ich hatte ihr schon erzählt, dass das Appartment an Touristen vermietet wird, wenn wir nicht hier sind. Jean kümmert sich um alles. Es freut mich sehr, Madame. Er geht voraus, wir folgen ihm durch den Seiteneingang und eine Etage nach oben. Es ist alles hergerichtet, der Kühlschrank ist befüllt und es stehen überall frische Blumen. Letzteres war mir sehr wichtig und ich habe drauf bestanden. Jean spricht Englisch, doch mit einem sehr starken Akzent. J'ai également pu réaliser votre souhait, Monsieur Dupont. "Merci beaucoup, Jean." Das Appartment hat zwei Etagen. In den unteren sind hauptsächlich die Schlafräume und Bäder. Im oberen Bereich ist noch ein kleines Schlafzimmer, mit einem kleinen Bad, doch Jean führt uns direkt in das große Schlafzimmer, mit eigenem Bad. Hier habe ich selbst noch nie geschlafen. Er stellt Mias Koffer ab und wendet sich uns zu. Sollte etwas sein, dann rufen sie mich an. Ihre Großmutter hat angekündigt in drei Tagen vorbeizukommen. Ihr Zimmer ist bereits hergerichtet und ich werde nur einen Tag vorher nur den Wein vorbeibringen. Damit wissen wir dann auch, wann meine Großmutter hier auftauchen wird. "Kein Problem. Schreiben Sie mir einfach vorher." Jean nickt, schenkt Mia noch ein Lächeln und verschwindet dann. Mein Blick geht zu ihr und ich lächle sie an. "Schau dich um. Ich folge dir."
Nach fast einer Stunde stehe ich nun auf dem Balkon und lasse die Aussicht, die über alle Maßen überwältigend ist, auf mich wirken und zu realisieren, dass wir in Paris sind. Wir sind in Frankreich. Er hat mich zu keiner Sekunde gehetzt. Er hat mich durch jedes einzelne Zimmer laufen, Polster und Kissen berühren, an Blumen riechen und die Atmosphäre in mich aufnehmen lassen. Immer mal wieder hat er leise gelacht, wenn ich vor mich hin geflüstert habe, wie wunderschön diese Wohnung ist. Wie traumhaft eingerichtet und das ich hier nie wieder weg möchte. Die Fahrt durch die Stadt war bereits unbeschreiblich. Die Stadt ist groß. Sehr groß. Ich lebe selbst in einer großen Stadt und habe auch schon viele besucht, aber Paris ist anders. Sie ist anders als jede Stadt, die ich in den USA kenne. Die Straßen, die Architektur, die Menschen. Scheint die Sonne hier anders? Ich atme tief ein und nehme die Geräusche dieser Stadt der Liebe in mich auf. Tristan steht hinter mir und hat seine Arme um mich gelegt. Mein Körper schmiegt sich an den seinen und obwohl es angenehm warm ist, wärmt er mich auf eine besondere Art und Weise, die ich sehr genieße. Der Taxifahrer und auch Jean waren sehr nett. Ich hoffe, dass ich noch viele nette Menschen kennenlernen werde, während wir hier sind. Natürlich seine Großmutter, aber ich freue mich einfach darauf auch Eindrücke von den Menschen zu gewinnen, an denen wir vorhin vorbeigefahren sind. Die durch die Straßen gelaufen sind, manche schlendernd, manche gestresst, manche lachend mit anderen oder telefonieren. Manche mit Hunden. Manche mit Kindern. Manche in Kleidung, die absolut nicht mein Stil, aber wunderschön war. Wenn ich angenommen habe, dass meine Vorfreude bevor der Reise schon groß war oder in dem Moment in welchem mir klar wurde, dass wir gerade über Paris fliegen, habe ich falsch gelegen. Jetzt, da ich die ersten Minuten hier verbracht habe, ist die Vorfreude groß. Gigantisch! Auf das Kennenlernen der Menschen, der Stadt und darauf in dieser traumhaft schönen Wohnung zu leben – alles mit ihm zusammen. Er bettet sein Kinn auf meiner Schulter und ich muss meinen Kopf nur ein kleines Stückchen bewegen und kann meine Wange an die seine schmiegen. „Ich bin vollkommen überwältigt.“, gestehe ich leise lachend. Es gab Momente, im Taxi und auch hier in der Wohnung, wo ich Tränen in den Augen hatte, weil ich derart überwältigt war von all der Schönheit. So habe ich es mir nicht vorgestellt. Es ist besser. Es ist so viel schöner! Ich bewege meinen Kopf wieder ein bisschen und schließe meine Augen, um die Strahlen der Sonne auf meiner Haut auszukosten, deren Spiel ich vorher durch die verschiedenen Fenster der Wohnung bereits bewundert habe. „Ich bin so glücklich darüber mit dir hier zu sein.“ Dabei sind wir noch gar nicht lange hier. Aber ich bin jetzt schon so glücklich und zufrieden, dass ich es nicht in Worte fassen kann.