"Jetzt gerade?" Ich blicke kurz über meine Schulter hinweg zu ihm und dann wieder nach vorne, um mich weiter dem Essen zu widmen. "Es geht mir besser als die letzten Tage." Und da ist sie wieder - diese Ehrlichkeit. Mir ging es in den letzten Tagen nicht gut. Wirklich nicht gut. Ich habe mich hübsch gemacht bevor ich das Haus verlassen habe, habe sobald ich unter Menschen war mein freundlichstes Lächeln aufgesetzt und wenn es sich nicht vermeiden ließ oberflächliche Gespräche geführt, die meist mit dem Satz Es war so schön dich zu sehen. endeten. Doch es gab eigentlich nur einen Menschen, den ich wirklich sehen wollte und zum erste Mal seit Tagen, wäre es ehrlich gemeint, wenn ich ihm diesen Satz nun sagen würde. Es war anstrengend den Schein zu wahren und ich will das jetzt nicht auch vor ihm machen. Nein, eigentlich ist es anders: Vor ihm will ich nicht den Schein wahren? Nein, vor ihm muss ich nicht den Schein wahren, weil es nicht nötig ist, denn es geht mir gerade besser. "Außerdem denke ich über das was du mir erzählt hast nach." Da alles geschnitten und in dem zweiten Topf ist und die Nudeln im kochenden Wasser weich werden, kann ich mich nun auch wieder zu ihm umdrehen und ihn ansehen. "Möchtest du etwas trinken? Zitronenwasser? Vielleicht Wein zum Essen?"
"Das freut mich zu hören." Ich wollte nicht, dass es ihr schlecht geht. Nichts liegt mir ferner, als dass es ihr schlecht geht. Und ich bin froh, dass es jetzt besser ist, wenn auch vielleicht noch nicht gut. Ich habe mich in den letzten Tagen des Öfteren gefragt wie es ihr wohl geht. Jetzt wo ich weiß, dass es nicht so gut war, bin ich einerseits erleichtert, weil sie das alles nicht kalt gelassen hat und andererseits macht es mich fertig, weil ich nicht wollte, dass es ihr schlecht geht. Gefühle sind manchmal echt kompliziert. "Erzählst du mir deine Gedanken darüber, wenn du soweit bist?" Mich würde wirklich interessieren was sie darüber denkt, doch ich kann mir gut vorstellen, dass sie es jetzt noch nicht fassen kann. Sie scheint nochmal alles zu checken und dreht sich dann wieder zu mir. Direkt sehen wir beide uns wieder an. Noch so eine Sache, die ich sehr mag zwischen uns: wir sehen uns meistens in die Augen. "Zitronenwasser. Wein vielleicht nach dem Essen. Sonst bin ich sicherlich nach zwei Schlücken betrunken." Und das will er heute wirklich nicht sein. Zwar verhält sich Alkohol bei ihm so, dass er extrem gute Laune bekommt, doch das wäre heute unpassend und er würde es gern vermeiden. "Es durftet wirklich gut." Das tut es. Nach frischen Tomaten und Nudeln. Mittlerweile spüre ich tatsächlich auch den Hunger.
"Das könnte mir auch passieren.", lache ich die Worte leise, während ich mich nun doch nochmal umdrehe, einige Schritte zu einem anderen Schrank gehe und zwei Gläser heraushole. "Das freut mich. Eigentlich ist es sehr simpel. Nudeln, Tomaten, Frühlingszwiebeln, Knoblauch, Gewürze und ein bisschen Öl. Es kocht sich super schnell, sättigt, ist dabei aber nicht so schwer." Nachdem ich unsere Gläser mit Zitronenwasser aus dem Kühlschrank gefüllt habe, bringe ich ihm sein Glas. "Ich hoffe, es riecht nicht nur gut, sondern wird dir auch schmecken." Vielleicht bin ich einen Schritt näher an ihn herangetreten als es eigentlich sein müsste, doch er weicht nicht zurück. Er nimmt mir sein Glas ab und wir trinken beide einen Schluck - uns tatsächlich über die Ränder unserer beider Gläser hinweg sogar noch dabei anguckend. Kaum habe ich das Glas abgesetzt, muss ich deshalb lächeln. Nun haben wir es auf die Spitze getrieben mit dem gegenseitigen angucken oder? Ich senke kurz meinen Blick, rolle meine Lippen einmal übereinander und genieße es auf diesen noch den Hauch von Zitrone zu schmecken. "Wie geht es dir?" Schon ist ein Blick wieder auf ihn gerichtet. Ich habe ihn das vorhin schon gefragt, aber seitdem haben wir vieles angesprochen und besprochen, deswegen finde ich es in Ordnung ihn ein weiteres Mal zu fragen.
"Ich bin mir sicher, dass es schmecken wird." Es klingt auf jeden Fall sehr lecker und es riecht großartig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht schmeckt. Sie hat echt für mich gekocht. Ich weiß nicht, ob sie es auch für sich gemacht hätte. Aber dann hat sie zumindest für mich mitgekocht. "Danke." Ich nehme das Glas entgegen und mir fällt auf wie nah wir uns sind. Wir schauen uns auch immer noch an, als wir beide einen Schluck trinken. Da ist wieder diese Spannung. Es fühlt so gut an diese wieder zu spüren. Als sie ihren Blick senkt, muss ich schmunzeln. Ich bin versucht mit meiner Hand über ihr Haar zu streichen, doch bevor ich den Gedanken überhaupt zuende denken kann, hebt sie ihren Kopf wieder und fragt mich wie es mir geht. Dieses Mal lächle ich. "Besser. Ich fühle mich gerade sehr erschöpft. Aber ich fühle mich viel besser." Leicht neige ich meinen Kopf, ohne den Blick von ihr abzuwenden. "Aber das wird wieder. Ich bin mir sicher, dass es schon nach dem Essen besser sein wird." Nun muss ich etwas lachen. "Wie lange dauert es eigentlich noch?"
Besser. Dieses kleine Wort hallt in meinen Gedanken wider und verdeutlicht mir noch einmal was ich bereits wusste: Es ging ihm in den letzten Tagen nicht gut. Daran bin ich Schuld. Ich spreche es nicht laut aus, weil er gewiss Worte finden würde, die versuchen sollen mich davon zu überzeugen, dass ich es nicht bin, aber ich bin schuld. Ich spüre wieder diesen Herzschmerz, wenn auch in abgeschwächter Form, wie ich ihn schon vor dem Supermarkt gespürt habe. "Wann hast du denn das letzte Mal etwas gegessen, hm?" Das er schon länger nicht vernüftig geschlafen hat, sehe ich, aber wie lange mag er wohl nichts gegessen haben? Ich drehe meinen Kopf und blicke auf die stumme, aber blinkende Uhr an meinem Herd. "Noch 3 Minuten." Mein Blick findet seinen Weg zurück zu ihm und ich wackel lächelnd mit meinen Augenbrauen. "Setz dich doch schon mal." Er muss nicht die ganze Zeit stehen, wenn er erschöpft ist. Ich wende mich wie auf Kommando dem Essen zu und kümmere mich um alles weitere bis es soweit ist, dass wir endlich beide am Tisch sitzen und unsere Teller gefüllt sind. "Es ist noch genug da, also halte dich bitte nicht zurück." Ich hätte für mich selbst niemals gekocht, dafür habe ich jetzt zu viel. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam.
Bei ihrer Frage stocke ich kurz. "Im Park." Ich flüstere die Antwort nur, weil es mir unangenehm ist. So organisiert ich auch bin, mit dem Essen bekomme ich es nicht so gut auf die Reihe, wenn ich mich in etwas vertiefe und die letzten Tage habe ich mich tief in den Stoff des Summerkurses vertieft. Dann nicke ich und setze mich schon einmal an den Tisch. Direkt merke ich wieder, dass mir ihre Nähe fehlt. Doch es dauert nur ein paar Minuten und wir sitzen am Tisch. "Danke dir." Ich stochere einen Moment in dem Essen herum. Es hat nichts mit dem Essen an sich zu tun, sondern damit, dass ich seit Tagen nichts gegessen habe und mich jetzt etwas überwinden muss. Doch nachdem ich den ersten Bissen gegessen habe, esse ich auch ganz normal weiter. Vielleicht etwas schneller als üblich, weil mein Körper echt froh ist etwas zum Essen zu bekommen. Und wieder einmal sage ich mir, dass ich es nicht nochmal soweit kommen lassen darf. Es dauert tatsächlich nicht einmal zehn Minuten und ich habe meinen Teller aufgegessen. "Entschuldige. Der Hunger kam auf einmal durch." Ich habe mir nicht einmal Zeit genommen mit ihr zu sprechen. "Und es schmeckt großartig." Ich trinke noch etwas und lehne mich zurück. "Und nein, ich möchte erstmal nichts mehr." Ich bin mir sehr sicher, dass sie mir gerade nochmal sagen wollte, dass noch etwas da ist. Allerdings bin ich tatsächlich erst einmal gesättigt und wie ich es gesagt hatte: es geht mir direkt besser. Als wir vorhin zu ihr gekommen sind, hatte ich meine Schuhe ausgezogen und daher nutze ich jetzt die Position und streiche mit meinem Fuß ganz leicht über ihre Wade. Man könnte meinen, dass dies zufällig war. Allerdings sehe ich sie aufmerksam an, um zu erkennen, ob dies für sie in Ordnung ist.
Ich sage ihm nicht, wie ungesund und unvernünftig es ist solange nichts zu essen, denn das weiß er zum einen selbst und zum anderen könnte es passieren, dass er sich dann deshalb schlecht fühlt. Das könnte wiederum dazu führen, dass er nicht mehr so großen Hunger hat und das hätte zur Folge, dass er wieder nicht genug essen würde. Ich möchte nicht, dass er sich schlecht fühlt und freue mich einfach still und heimlich darüber, dass er aufisst, was ich ihm aufgefüllt habe. Meine eigene Portion ist nicht einmal zur Hälfte geschafft, was aber nur bedingt daran liegt das er sehr schnell gegessen hat. Wie er inzwischen weiß, esse ich sehr langsam. Noch langsamer sogar, wenn man mich davon ablenkt und das tut er gerade. Im ersten Moment denke ich noch, dass ich es mir vielleicht nur eingebildet habe oder es eine zufällige Berührung war, doch als ich von meinem Teller auf- und ihn ansehe, bemerke ich, dass er mich beobachtet. Auch in diesem Moment sage ich nichts. Zucken aber stattdessen meine Lippen zu einem kleinen Lächeln in die Höhe? Ja. Bewege ich meine Beine, strecke sie unter dem Tisch aus, damit er es leichter hat mich wieder zu berühren? Nochmal ja. "Hast du heute noch etwas vor?" Ich lege meine Gabel kurz ab, um mit meiner Hand nach meinem Glas zu greifen und zwischen zwei Bissen etwas zu trinken.
Auch auf meinen Lippen erscheint ein Lächeln, als sie sogar ihr Bein noch etwas weiter ausstreckt, damit ich besser herankomme. Langsam und sanft streicht mein Fuß über ihre Haut und ich hoffe, dass sie es genauso genießt wie ich vor ein paar Tagen im Park. Bei ihrer Frage schüttel ich meinen Kopf. "Nein. Habe ich nicht." Ich hatte es gerade so geschafft meine Wohnung heute zu verlassen, doch das ergänze ich jetzt nicht. Sie macht sich sicher Vorwürfe, dass sie daran Schuld ist, dass es mir nicht gut ging. Was totaler Mumpitz ist und ich hoffe sehr, dass sie das in ihrem Inneren auch weiß. Meine rechte Hand umfasst ganz leicht den Rand meines Glases und ich drehe es etwas auf dem Tisch. "Wieso? Willst du mich loswerden?" Ich grinse bei der Frage und hebe meinen Augenbrauen an. Es ist ein eine scherzhafte Frage und ich bin tatsächlich etwas überrascht, dass mir diese so leicht von den Lippen gekommen ist. "Hast du denn noch etwas vor?" Nachdem ich sie gefragt habe, trinke ich mein Glas aus und sehe sie dabei weiterhin an. Sie hat mir wirklich gefehlt in den letzten Tagen. Es ist nicht so, dass wir immer jeden Tag miteinander verbracht haben. Aber wir haben uns oft kurz gesehen. Ich weiß nicht ob sie im Café war, denn das habe ich natürlich nicht besucht. Jetzt sitze ich an ihrem Tisch und habe eben von ihr gekochtes Essen gegessen und mein Fuß streichelt ihr Bein. Verrückte Welt.
"Eigentlich hatte ich vor dich zu fragen, ob du noch bleiben möchtest, aber..." Ich schaue ihm geradewegs in die Augen, ein bisschen frech und nicht verhindern könnend, dass ich lächeln muss. Nebenbei spieße ich eine Nudel mit meiner Gabel auf ohne hinzugucken und klaue sie mir dann genüsslich von den Spitzen. Dieses aber zum Schluss klingt ein bisschen so als würde ich ihn das nicht mehr fragen wollen, weil er mir meine Frage so scherzhaft beantwortet hat, doch dem ist natürlich nicht so. Ich würde mich immer noch darüber freuen, wenn er hier bleiben würde. Ich habe keine Ahnung was wir dann machen sollen. Vielleicht spülen wir einfach nur gemeinsam ab, unterhalten uns und trinken doch noch ein Glas Wein. Vielleicht lassen wir das Geschirr aber auch stehen und schauen uns etwas bei Netflix an. Vielleicht machen wir aber auch etwas ganz anderes. Nach den letzten Tagen würde ich mich schlicht und ergreifend darüber freuen, wenn wir noch Zeit miteinander verbringen würden. Die letzten Tage haben mir so einiges vor Augen geführt.
"Aber?" Ich grinse und neige meinen Kopf etwas. "Es hängt ein bisschen vom Aber ab, doch ich würde sehr gern noch bleiben." Mein Herz schlägt wie verrückt in meiner Brust, weil sie mich das gefragt hat. Ich habe nicht damit gerechnet. Ich habe mit all dem hier nicht gerechnet. Allerdings wird sie das wahrscheinlich auch nicht haben. Gerade ist es mir auch total egal wie der Rest des Tages aussieht. Ich bin froh hier sein zu dürfen. "Darf ich dich noch etwas fragen?" Sie nickt kauend und ich muss schmunzeln. "Bitte nimm diese Frage nicht anmaßend auf, doch da das Thema vorhin angesprochen wurde... wie alt bist du?" Ich muss etwas lachen. "Ich weiß, sowas fragt man nicht, bla bla. Ich hätte dich auf Anfang 30 geschätzt, aber anscheinend lag ich da falsch." Immerhin hatte sie vorhin gemeint, dass sie beide über ein Jahrzehnt trennt.
Oh fuck! Mir bleibt vor lauter Schreck - das Wort Überraschung trifft es in diesem Moment wohl eher - eine Nudel im Hals stecken. Ich muss husten und lachen gleichzeitig. Lachen, weil ich mich jetzt doch tatsächlich an einer Nudel verschluckt habe, nur weil er mich fragt wie alt ich bin. Das könnte den Eindruck erwecken als hätte ich ein Problem mit meinem Alter, aber das ist nicht der Fall. Das muss ich gleich irgendwann noch klarstellen. Er macht bereits Anstalten aufzustehen, um mir zu helfen, doch ich hebe meine Hand und bitte ihn auf diese Weise stumm darum sitzen zu bleiben. Nur eine Sekunde später führe ich eben diese Hand zu meinem Glas, um dann einen sehr großen Schluck zu trinken. "Alles gut.", flüstere ich atemlos nachdem ich einige Male tief durchgeatmet habe. "Alles bestens." Nun muss ich wieder lachen und stelle schnell das Glas zurück um nichts zu verschütten. "Die Frage habe ich nicht kommen sehen." Ich huste noch einmal hinter vorgehaltener Hand, aber nur ganz kurz und versuche nun nicht noch mehr zu lachen. Noch ein Atemzug und ich lasse meine Hand wieder sinken. "Ich bin 38, Tristan."
Okay, meine Frage hätte sie fast umgebracht. Allein diese Tatsache lässt mich schon schmunzeln. Damit habe ich nicht gerechnet. Aber sie scheint das auch mit Humor zu nehmen und so schüttel ich leise lachend meinen Kopf. Doch nachdem sie etwas getrunken hat, bekomme ich meine Antwort. 38. Ich nicke leicht. "Das ist heiß." Ich grinse und zucke mit meinen Schultern. Ich neige meinen Kopf etwas zur Seite und sehe sie an. "Und nur um das klarzustellen: Ich hatte nicht vor dich mit dieser Frage zu töten. Das kannst du nicht gegen mich verwenden." Ich bewege mich etwas und setze mich anders hin. Da sie ihr Bein ausgestreckt hat, kann ich nun danach greifen. Der Tisch ist nicht allzu groß, sodass es für sie noch bequem sein müsste, als ich ihren Fuß zwischen meinen Beinen auf dem Stuhl ablege, nur damit meine Finger nun über ihre Haut streichen können.
Das ist heiß? Ich kann diesen Kommentar nicht ganz deuten und beschließe ihn als Kompliment aufzufassen anstatt nachzufragen. "Sie kam einfach nur unerwartet. Und um das klarzustellen..." Ich benutze bewusst seine Formulierung. "...es stört mich nicht 38 zu sein. Ganz im Gegenteil." Ich zwinkere ihm noch zu und esse dann weiter - zugegeben ein bisschen vorsichtiger als zuvor. Das er sich dann bewegt, entgeht mir natürlich nicht, denn ich schaue die meiste Zeit zu ihm hinüber. Das er dann aber nach meinem Bein greift, überrascht mich. Er hebt es hoch und legt es auf seinem Stuhl ab. Ich kann es zwar nicht sehen, aber kombinieren. Ich wackel kurz mit den Zehen als er beginnt mich zu streicheln und dann ist da wieder dieses Lächeln auf meinen Lippen. Es fühlt sich schön an. Seine Finger hinterlassen eine kribbelnde Spur auf meiner Haut. Es dauert nur noch fünf Minuten, die er warten muss - was er sehr geduldig tut - und ich bin endlich fertig damit aufzuessen. Für einen Moment lehne ich mich auf meinem Stuhl zurück. "Worauf hast du Lust?" Ich strecke meinen Arm und komme gerade so an mein Glas heran. Ich greife danach und trinke es dann aus. Viel länger hätte es auch nicht stehen dürfen, sonst wäre es mir schon zu warm gewesen. "Möchtest du irgendetwas gucken oder?"
Es war als Kompliment gemeint und auch als kleiner Scherz. Das Thema Alter scheint sie sehr zu beschäftigen und daher wollte ich es einfach auflockern. "Mich stört es auch nicht, dass du 38 bist." Auch das wollte ich nur einmal klarstellen. Ich verstehe ihr Problem mit unserem Altersunterschied - ich empfinde da aber nicht so. Mir ist es egal wie alt sie ist. Wir sitzen beide noch ein paar Minuten da, sie essend und ich sie streichelnd. Es ist irgendwie schön. Als sie ihre erste Frage stellt, bin ich für einen Moment aus der Fassung geraten. Es liegt vielleicht daran, dass das erste was mir einfällt Auf dich! ist. Zum Glück sage ich das nicht laut. Als sie ihre Frage dann etwas konkretisiert lässt mich das schmunzeln und mein Blick geht zu ihrem Fernseher. "Wir können sehr gern etwas gucken. Allerdings bin ich nicht besondern bewandert, was Filme angeht. Also musst du einen aussuchen." Vielleicht ist es ihr aufgefallen, dass er gar keinen Fernseher hat. Klar hat er einen Laptop, doch irgendwie ist er nicht der Typ dafür, der sich abends ins Bett oder auf die Couch legt und noch etwas guckt. "Schwebt dir schon ein Film vor?" Mein Blick geht wieder zu ihr und ich bin gespannt, ob sie Vorschläge hat.
Ich schüttle meinen Kopf. "Nein, nicht wirklich. Wenn ich darauf Lust habe etwas zu gucken, öffne ich Netflix und gucke irgendetwas das sie mir vorschlagen." Ich zucke mit meinen Schultern. "Die Hauptsache ist, dass es nichts zu blutiges ist. Darauf stehe ich nicht." Ich mache es nur ungern, aber ich muss nun mein Bein wegziehen. Was? Er hält doch tatsächlich, des Spaßes halber, kurz meinen Fuß fest und ich muss leise lachen. Dann gibt er mich jedoch frei und ich kann aufstehen und mich um das Geschirr kümmern. Er geht mir helfend zur Hand, wofür ich mich bedanke, und wir haben relativ zügig alles wieder hergerichtet. "Setz dich schon mal. Ich fülle nur rasch unsere Gläser noch einmal auf." Ich nicke lächelnd in die Richtung der Couch und sehe dann ihn an. Er scheint kurz zu überlegen, ob er mir widerspricht, vermutlich weil er mir helfen möchte, doch ich ziehe meine rechte Augenbraue hoch und verweise ihn mit einem Blick auf seinen Platz. Dieses Mal lacht er leise. Es dauert auch tatsächlich nicht lange, vielleicht eine Minute, und ich sitze neben ihm auf der Couch. Ich rutsche gerade ein bisschen hin und her, um die bequemste Sitzposition zu finden als mir mit einem Mal was bewusst wird. Ich stoppe und schaue von der Seite zu ihm hin. "Als der Tag heute Morgen begonnen hat, hätte ich nicht gedacht, dass das hier..." Ich meine natürlich uns. "...passieren würde."