Ich stehe da, vor dieser wunderschönen, malerischen Kulisse, wie sie nur die Natur formen kann und habe einen Moment lang trotzdem nur Augen und Ohren für den Mann an meiner Seite. Mein Herz schlägt ein wenig schneller als sonst und meine Finger drücken sanft die seinen. "Wie war das noch mit... Ich liebe es, wie du die Welt siehst?" All seine Worte über die Magie des Meeres und der Liebe lassen mich ihn nur noch toller finden als ich das ohnehin schon tue. Wir sind bei vielem einer Meinung und bei einigem unterschiedlicher Meinung, was ich beides sehr gut finde, und dann gibt es da noch die Momente in denen er etwas sagt und ich denke, dass diese Worte auch von mir hätten kommen können - so einer ist jetzt gerade. "Du hast vollkommen Recht." Ich nicke ganz leicht und unterstreiche damit, wenn auch unbewusst in diesem Moment, meine Worte noch zusätzlich. Mein Blick wandert von ihm hin zu den Klippen und nach ein paar Sekunden, löst sich meine Hand aus der seinen und ich mich von ihm. Ich gehe ein paar Schritte, um keine nassen Füße zu bekommen, wenn ich an die Klippen herantrete. Ich kann nicht widerstehen und muss die Klippe mal berühren, also strecke ich meine Hand aus und mache genau das. Was diese Klippen wohl schon alles miterlebt haben? Ich frage mich sowas oft, wenn ich Klippen, Gebirge, Flüsse und mehr sehe. Nun berühre ich die Klippe, lasse meine Finger darüber wandern und bin damit auch ein winzig kleiner Teil seiner Geschichte.
Und nun zeigt sie mir wieder wie sie die Welt sieht und wie wundervoll sie mit so etwas umgeht. Ihre Finger streichen über das Gestein und ich lächle leicht. Ich folge ihr nicht. Dieser Moment gehört ihr und den Klippen. Diese waren schon lange vor uns hier und sie werden auch noch lange nach uns hier sein. Doch in diesem Moment existieren sie und diese Klippen gemeinsam und teilen diesen Moment. Morgen werden wir sie erklimmen, hunderte Meter höher stehen und über das Meer blicken. Jetzt ist gerade wieder so ein Moment. Ich hole mein Handy heraus und mache ein Foto von ihr an den Klippen. Sie wird sich sicher darüber freuen, wenn sie es nachher sieht. Heute haben wir nicht so viele Fotos gemacht, aber doch ein paar. Und wir schauen sie uns nachher sicherlich noch im Bett an, bevor wir schlafen werden. Sie dreht sich zu mir um und unsere Blicke treffen sich. Ich strecke meine Hand nach ihr aus und sie kommt zu mir zurück. "Lass uns nach Hause." Wahrscheinlich wird es bald Essen geben und ich bin mir sicher, dass meine Großmutter uns etwas tolles auftischen wird. Meine Hand drückt die ihre und wir gehen zurück - langsam und das Meer genießend.
Die Zeit ist viel zu schnell vergangen. In dem einen Moment habe ich meine erste Führung durch dieses wunderschöne Haus bekommen, im nächsten Moment waren wir zum ersten Mal gemeinsam am Strand, im nächsten Moment habe ich das erste Mal die Klippen berührt und im nächsten standen wir auch schon oben auf diesen und haben unsere Blicke über die Weite des Meeres schweifen lassen. Wir haben sehr viel gegessen, weil die Großmutter von Tristan uns mit allerlei Köstlichkeiten verwöhnt hat und ich werde wohl noch in Monaten davon schwärmen, welche Geschmackserlebnisse ich nicht nur hier, in dem traumhaft schönen Haus am Strand, sondern in Frankreich überhaupt, erleben durfte. Wir haben uns viel unterhalten – sowohl Tristan und ich als auch wir gemeinsam mit seiner Großmutter. Die Stunden sind verrinnt, wie Sand zwischen meinen Fingern. Die letzten beiden Tage waren wunderschön. Morgen geht es wieder zurück in die Heimat. Es war viel zu wenig Zeit. Eine Muschel vom Strand ist bereits gut verstaut in unserem Gepäck. Wir haben soweit schon alles eingepackt und nur noch das Nötigste für die Rückreise parat. Ist die Muschel groß genug, um sie mir ans Ohr zu halten und das Meeresrauschen zu hören? Wohl kaum. Aber es ist ohnehin so, dass sollten Tage eine Melodie haben, dieser Urlaub geprägt war und ist von dem Klavierspiel des Mannes, dem mein Herz gehört. Sei es nun die Komposition unserer Liebe, die er in dem Park das erste Mal in der Öffentlichkeit gespielt hat oder die zahlreichen Stücke mit denen er die letzten beiden Tage sowohl mein Herz als auch das seiner Großmutter erfreut hat. Vermischt mit diesen Klängen werde ich beim Zurückdenken wohl am meisten den Klang seines Lachens und den seines Herzschlages im Ohr haben. Immer, wenn ich meinen Kopf auf seine Brust gelegt habe, konnte ich diesem lauschen. „Ich werde gerade wehmütig.“, seufze ich. Mein Blick ist hinaus auf das Meer gerichtet. Ich stehe im Erdgeschoss am Fenster und lasse diese Pracht auf mich wirken. Nur zwei, drei Atemzüge später spüre ich seine Hand an meinem Rücken – ganz knapp oberhalb meines Steißes. „Ich werde Frankreich sehr vermissen.“ Ich reiße meinen Blick von dem Ausblick los und drehe meinen Kopf zur Seite, um ihn ansehen zu können. Er hat sich neben mich gestellt, sodass ich zumindest sein Profil sehen kann. Eine Locke, dunkel und wild, ist nach vorne gefallen – gewiss als er zu mir gekommen ist – und zupft nun an seinen Wimpern. Nur eine Sekunde später hat er sie mit seiner anderen Hand fortgestrichen. „Wir kommen wieder, ja?“ Unbedingt, meine Lieben. Als hätten wir es abgesprochen, drehen wir uns beide zeitgleich in die Richtung der Stimme seiner Großmutter. Das Essen ist fertig. Kommt zu Tisch. Unser letztes gemeinsames Essen. Morgen in der Früh wollen wir nur einen kleinen Happen zu uns nehmen und machen uns dann auf den Weg zum Flughafen. „Sehr gerne.“
Die zwei Wochen sind viel zu schnell vergangen. Ist fühlt sich an als wären sie auf einmal vorbei. Wir sind gestern erst in Paris gelandet. Auch die zwei Tage bei meiner Großmutter waren viel zu wenig. Ich hätte gern noch mehr Zeit hier und auch mit ihr verbracht. Ich hätte Mia noch mehr von dem Ort und der Umgebung zeigen können. Wir wären noch ein paar Mal zu den Klippen gefahren und hätten von ihnen aufs Meer gesehen. Es war ein wunderschöner Urlaub. Es war unser erster gemeinsamer Urlaub und er war durch und durch perfekt. Es gab nicht einen schlechten Moment. Nun stehen wir hier und schauen auf das Meer. Meine Finger bewegen sich ganz leicht auf ihrem Rücken. Wir kommen wieder, ja? Ich will ihr gerade antworten, als die Stimme meiner Großmutter ertönt. Wir drehen uns zeitgleich um und ich muss etwas schmunzeln. "Natürlich." Ich lasse Mia vorgehen, folge ihr aber direkt in das Esszimmer. Natürlich hat meine Großmutter nochmal das Beste vom Besten auftischen lassen. Es sind eine Menge Speisen - alles nur kleine Happen, sodass man alles probieren kann. "Das sieht großartig aus." Ein zufriedenes Lächeln liegt auf den Lippen meiner Großmutter und ich sehe auch Wehmut in ihrem Blick. Wir drei werden diesen letzten Abend wohl alle sehr genießen, um davon noch eine Weile zu zehren. Wir setzen uns, ich gieße die Getränke ein und meine Großmutter erklärt Mia, was es da alles zu essen gibt - teilweise auf Französisch, manches auf Englisch. In den letzten zwei Tagen haben wir eigentlich nur Französisch miteinander gesprochen und Mia und ich haben abgemacht, dass wir das beibehalten, wenn wir alleine sind. So verlernt sie es nicht direkt wieder. Und sie hat sehr viel hier gelernt. Ich nehme mir einige der Happen und beobachte die beiden Frauen, die immer noch über das Essen sprechen. Mein Herz schlägt schon wieder schneller und ich bin mit einem Mal so voller Glück, dass ich es kaum fassen kann. Ich habe keine Ahnung wie du das gemacht hast, Junge. Aber mit Mia hast du es wirklich richtig gemacht. Ich grinse und sehe wie Mia etwas verlegen dreinschaut. Meine Großmutter war schon immer sehr direkt - sie hätte Mia auch gesagt, dass sie sie nicht mag, wenn es so wäre. "Ich glaube es ist mein gutes Aussehen." Ich zwinkere ihr zu und die ältere Dame verdreht ihre Augen. Zumindest mangelt es dir nicht an Selbstbewusstsein. Wieder muss ich lachen und esse einen der köstlichen Happen.
Zum Glück habe ich just in dem Moment aufgehört einen weiteren Happen des bisher schon formidablen Essens zu meinen Lippen zu führen, als er erklärt hat, dass sein gutes Aussehen der Grund dafür sein muss das wir ein Paar geworden sind, denn so kann ich nun leise in sein Lachen miteinstimmen ohne etwas im Mund zu haben. Mir gefällt die Art seiner Großmutter wirklich sehr. "Nein, daran mangelt es ihm gewiss nicht." Obwohl er auch ganz anders sein kann. Ich zwinkere ihm schmunzelnd zu und gönne mir dann den weiteren Happen. Es ist so köstlich! Ich habe seiner Großmutter bereits mehrfach zu der Auswahl ihres Kochs gratuliert und ich könnte es einmal mehr tun. Kurz schließe ich meine Augen und genieße es mir den Bissen sprichwörtlich auf der Zunge zergehen zu lassen. Es ist jedoch wirklich nur ein kurzer Moment, dann öffne ich sie wieder. Und ihr wollt euch nach dem Essen im Sternenlicht vom Meer verabschieden? Seine Großmutter und ich haben uns darüber heute Nachmittag unterhalten. Ich erzählte ihr, dass wir nach dem Abendessen noch einmal an den Strand wollen für einen letzten Spaziergang. Nun sieht sie fragend zwischen Tristan und mir hin und her, während sie selbst einen Bissen kaut. "Das wäre schön." Gebt auf euch Acht. Wenn am Himmel Wolken sind und weder Mond noch Sterne leuchten, ist es am Strand zu finster. Natürlich! Dort sind schließlich keine künstlichen Lichtquellen. Ich nicke langsam. "Gerade, auch wenn es noch nicht ganz dunkel war, sah es klar aus. Ich hoffe, dass es so bleibt." Ich senke meinen Blick, um die Speisen in Augenschein zu nehmen und zu entscheiden, was ich als nächstes esse. Die Idee alles in Happen zu servieren ist brilliant.
"Wir haben notfalls unsere Handys dabei. Die haben ja eine Lampe." Meine Großmutter wirft mir einen Blick zu, der so viel sagt wie Das wusste ich doch. und ich muss etwas schmunzeln. "Schmeckt es dir?" Da Mia gerade kaut, nickt sie zunächst nur und hält sich sogar noch ihre Hand vor dem Mund, bevor sie antwortet. Es ist großartig. Und so probieren uns durch die Häppchen, loben die Idee und den Koch und unterhalten uns über alles mögliche: ganz allgemeine Sachen, zukünftige Treffen. Es ist toll. Ich liebe es so sehr, dass meine Großmutter und Mia so gut miteinander auskommen. Spielst du nochmal was, wenn ihr zurückkommt? "Natürlich, mamie." Wir ziehen uns gerade an, um zum Strand zu gehen und dass meine Großmutter mit uns an der Tür steht, zeigt sehr deutlich, dass sie jede Sekunde mit uns auskosten will, die sie noch hat. "Ich spiele alles was du willst." Meine Hand greift nach ihrer und ich drücke diese kurz, bevor Mia und ich uns verabschieden und zum Strand hinuntergehen. Nun hält meine Hand die Ihre und wir haben Glück. Der Himmel ist klar und der Mond scheint. Es ist kein Vollmond, doch er schenkt uns genug Licht, um die Wellen am Strand zu sehen. "Mir wird der Strand fehlen." Wir sind stehen geblieben und ich habe mich hinter Mia gestellt und meine Arme um sie gelegt. Fest drücke ich sie an mich. "Die Ruhe und die klare Luft." Ich liebe es in einer Großstadt zu leben und könnte hier aktuell gar nicht wohnen. Dennoch vermisse ich das Meer und die Luft, wenn ich nicht hier bin. "Wir kommen wieder her. Versprochen." Damit antworte ich ihr nun auch auf ihre Frage von vorhin. "Hat dir der Urlaub gefallen, mon amour?"
"Wir waren nur zwei Tage hier, aber er wird mir auch fehlen. Der bloße Anblick. Das Spiel des Wassers. Das Rauschen, welches man sogar in der Nacht durch das geöffnete Fenster hören kann. Die Möwen. Alles.", seufze ich leise. Diese beiden Tage fühlen sich nach einem krönenden Abschluss dieses Urlaubs an. Ich bin so froh darüber, dass er diesen Besuch bei seiner Großmutter organisiert hat. Nicht nur, weil wir so die Möglichkeit hatten uns kennenzulernen, sondern nun mal auch, weil diese Zeit am Meer noch einmal ganz besonders war. "Ich freue mich darauf." Ich streichle mit meiner rechten Hand über seinen Unterarm, auch wenn er es nur durch die Jacke spüren kann. Er hat seine Arme um mich gelegt und wir schmiegen uns aneinander. Es fühlt sich sehr schön an. Es fühlt sich nach Geborgenheit an und so lasse ich meine Hand auf seinem Unterarm ruhen, um ihn und diesen Moment festzuhalten. "Er war wunderschön." Meine Stimme mutet ein wenig leiser an und klingt ein wenig verträumt. So fühlt sich dieser Urlaub auch an, wie ein wahrgewordener Traum. Auch wenn ich mir meinen Urlaub in Frankreich weder vor vielen Jahren, als ich das erste Mal daran fantasiert habe, noch direkt vor dem Urlaub jemals so hätte erträumen können. Ich nehme sehr viele, wunderschöne Erinnerungen mit zurück nach Hause. "Und dir?" Ich lehne meinen Kopf ein bisschen zurück, sodass mein Hinterkopf auf seiner Schulter ruht. Nun nicht ganz darauf, weil er größer ist als ich, aber beinahe. Ich kann in diesem Winkel noch immer das Meer sehen, aber auch hinauf zu den Sternen blicken. Sie leuchten hier intensiver, was gewiss daran liegt, dass wir uns nicht in einer Großstadt befinden. Ich hoffe, dass seine Antwort positiv ausfällt. Er kennt Frankreich bereits, sodass es für ihn anders gewesen sein muss. Aber ich hatte trotzdem das Gefühl, dass er die Zeit sehr genossen hat. Er hat es auch hier und da in Worte gefasst. Aber es ist gerade so ein Moment in welchem ich mich freuen würde es zu hören. Es fühlt sich gerade so nach einem Abschluss an und es würde dazu passen.
Ich lächle bei ihren Worten. Natürlich war ich mir schon bewusst, dass ihr der Urlaub gefallen hat. Doch ich wollte es gern noch einmal von ihr hören. Es war mein Ziel gewesen, dass dieser Urlaub toll wird für sie. Dass sie sich noch auf weitere Urlaube mit mir freut. Dass sie dieses Land genauso lieben lernt wie ich es liebe. Mein Blick wandert vom Meer zu ihr und ich sehe, dass ihr Blick etwas höher ist und sie in die Sterne schaut. Vorsichtig hebe ich eine Hand und streiche eine Strähne von ihrer Stirn, die sich im Wind des Meeres verirrt hat. Für einen Moment treffen sich unsere Blicke, doch dann schaut sie wieder hoch zu den Sternen und zum Meer. "Der Urlaub war großartig. Es hat mir so viel Spaß gemacht dir alles zu zeigen und mit dir neue Dinge zu entdecken." Sanft drücke ich sie noch etwas fester an mich heran. "Es war schön so viel Zeit mit dir allein zu verbringen." Das hatten wir vorher nicht. Zuhause haben wir unseren Alltag. Wir sehen uns zwar mittlerweilen jeden Tag, aber nicht den ganzen Tag. Selbst nach der Sache im Vanilla, war Brenda sehr oft bei uns. Sie hat uns geholfen, als wir beide es noch nicht konnten und auch noch nach uns gesehen, als Mia schon wieder mehr machen konnte. So richtig allein, mehrere Tage am Stück, waren wir nie. Bis jetzt. Und es war durch und durch toll. "Nicht, dass ich jemals daran gezweifelt habe. Aber das alles hier hat mir gezeigt, dass du die Richtige bist. Wie du neue Dinge entdeckst, wie du mir gelauscht hast, wenn ich etwas erzählt habe. Wie ich durch dich Dinge neu entdeckt habe und sie jetzt ganz anders sehe." Ich bewege meinen Kopf etwas und küsse sanft ihre Schläfe. "Ein perfekter Urlaub."
"Oh, Tristan.", flüstere ich leise und mit einem Lächeln auf meinen Lippen. Seine Worte bedeuten mir mehr als ich es in Worte fassen kann. Doch zum Glück muss ich das auch nicht - nicht bei ihm. Für die Dauer seines kleinen Kusses an meiner Schläfe, schließe ich meine Augen. "Das war er. Perfekt.", flüstere ich noch immer, während ich meine Augen wieder öffne. Wir stehen noch eine ganze Weile so am Strand. Wir schweigen und lauschen den Wellen und den Geräuschen der Nacht. Wir unterhalten uns. Dann lauschen wir wieder. Mit ihm hat es sich noch nie seltsam angefühlt zu schweigen. Wir können es beide genießen. Nach noch einigen Schritten durch den Sand, machen wir uns auf den Weg zurück zu dem Haus seiner Großmutter. Es liegt teils beleuchtet vor uns, und es fehlen nur noch zwanzig, vielleicht dreißig Schritte, als ich mit einem Mal stehen bleibe. "Es ist wirklich schön hier." Mein Blick wandert über das Haus hinweg. "Ich habe die Zeit und das Kennenlernen deiner Großmutter sehr genossen." Meine Hand drückt sanft die seine, denn kaum hatten wir uns gerade wieder in Bewegung gesetzt, haben sich unsere Hände gefunden. Ich drehe meinen Kopf und sehe ihn an. "Und ich glaube, dass sie es sehr genossen hat dich hier zu haben. Ich will mir nicht anmaßen nach einer so kurzen Zeit des Kennens ihre Gefühle deuten zu können, aber es ist zumindest mein Eindruck, dass sie dich sehr liebt." Ihre Blicke, Worte und vieles mehr haben zumindest den Eindruck auf mich gemacht. Ich lächle ihn an, doch dann setze ich mich wieder in Bewegung und ziehe sanft an ihm bis er zu mir aufschließt - was zugegeben schon nach einem halben Schritt der Fall ist. "Komm. Lassen wir sie nicht zu lange darauf warten, dass du noch etwas für sie spielst."
"Das tut sie." Ich kann Mia nur zustimmen. Wenn es um meine Großmutter geht, dann habe ich mich immer geliebt gefühlt. Egal wie ich gerade drauf war, egal was ich angestellt hatte - sie hat mir nie das Gefühl gegeben, dass sie mich nicht liebt. Sie hat auch immer an mich geglaubt, was mir schon sehr oft Kraft gegeben hat. Ich bin froh, dass sie so ein wichtiger Teil meines Lebens ist und es macht mich sehr glücklich, dass Mia das auch erkennt. Ich hatte anfangs mit dem Gedanken gespielt meiner Großmutter nicht zu erzählen, dass wir in Frankreich sind. Ich wollte Mia nicht unter Druck setzen sie kennenlernen zu müssen. Doch ich bin froh, dass es anders gekommen ist. Sehr froh. Auch, weil Mia sich hier so wohl fühlt. So wohl, dass sie wiederkommen möchte. Das bedeutet mir die Welt, auch wenn ich ihr das noch nicht gesagt habe. Ich bin mir sicher, dass sie das auch so weiß. Sie hat so ein gutes Gefühl für mich und meine Gefühle, dass es mich immer wieder umhaut. Ich drücke fest ihre Hand und sie dreht sich noch einmal zu mir um, um mich anzulächeln. Vor der Tür zum Haus bleiben wir stehen. Es ist nicht abgeschlossen. Wir müssten sie nur aufdrücken, doch wir bleiben noch einen Moment stehen und sehen uns an. Meine Hände streichen über ihre Arme und legen sich dann an ihre Wangen. Diese sind etwas kalt vom Wind am Meer. "Je t'aime tellement, mon amour." Ich flüstere die Worte nur, während ich mich zu ihr hinunterbeuge und meine Lippen den Weg zu ihren finden. Ich küsse sie sehr liebevoll, sehr innig und voller Hingabe. Ein Kuss, der diesen perfekten Urlaub besiegelt und ein Stück weit abschließt. Ich weiß nicht wie lange wir dort stehen und uns küssen, doch irgendwann lösen wir uns voneinander und gehen wieder ins Haus. Wir ziehen unsere dicken Sachen aus und meine Großmutter wartet schon am Klavier auf uns. Mia setzt sich zu ihr auf das große bequeme Sofa und ich setze mich ans Klavier, um für die beiden zu spielen.
Mein Herz schlägt noch immer in einem schnelleren Takt als es das sonst tut, weil wir vor dem Haus einander unsere Liebe im Flüsterton gestanden haben. Er hat dabei meine Wangen so zärtlich berührt und meine Hände ruhten auf seiner Brust. Gerade noch bevor sein Atem zum ersten Mal meine Lippen gestreift hat, habe ich ihm zugeflüstert, dass ich ihn auch liebe, und dann haben wir uns geküsst. Was für ein Kuss! Dieser Moment hatte etwas so intimes und liebevolles, dass er sich zu anderen, ganz besonderen Küssen reiht, die wir bisher in unserer gemeinsamen Zeit getauscht haben. Die Dunkelheit. Die Sterne. Das Rauschen des Meeres. Die zarte Kälte unserer Lippen. Sein warmer Atem. So viele Kleinigkeiten, den mich diesen Kuss nicht vergessen lassen werden. Meine Lippen kribbeln noch davon als ich mich mit seiner Großmutter hinsetze und Tristan sich an das Klavier begibt. Ich spüre dieses Kribbeln, zusammen mit meinem Herzschlag, auch noch als er beginnt seine Finger über die Tasten tanzen zu lassen und den Raum mit dieser wundervollen Akustik mit seinem Klavierspiel mit Leben zu erfüllen. Ich schließe meine Augen und gebe mich den Gefühlen hin, die sowohl der gerade erlebte Moment als auch sein Klavierspiel als auch der gesamte Urlaub in mir auslösen und die schöner nicht sein könnten.