Wie oft hatte er sich in den letzten Jahren gefragt, ob er nicht in Harpers Ferry hätte bleiben sollen. Um auf seine Mutter und seine Schwester aufzupassen. Er erinnert sich noch an das Gespräch mit seinem Vater darüber. Auch dieser ist viele Jahre nicht mehr auf seinen Ausflug mit seinen Freunden gefahren und er hatte auch verstanden, dass Finn bleiben wollte. Doch er hatte ihm auch klar gemacht, dass er ein eigenes Leben hatte. Von diesem Gespräch hatte er niemanden erzählt. Außer Elia vor einigen Monaten, nachdem er damals zurückgekommen ist, nachdem er Miriam begleitet hatte. Sie hatten über seine Zeit bei seiner Mutter gesprochen und da hatte er es ihr erzählt. Elia hatte nichts dazu gesagt und das musste sie auch nicht. Das sollte sie auch gar nicht. Er wollte einfach nur, dass sie es weiß. Es ist immer wieder erstaunlich wie gut sie einschätzen kann und wie sie immer weiß, was er gerade braucht. So auch jetzt. Natürlich weiß sie, dass er sich direkt Vorwürfe macht. Ihr wird auch bewusst sein, dass ihre Worte jetzt in diesem Moment erst einmal nicht viel bringen werden. Doch er wird darüber nachdenken, wird es verstehen und auch einsehen. Auch das weiß sie. "Ich brauche eine Zigarette." Sie nickt und lässt ihn los, sodass er näher ans Fenster treten und sich eine Zigarette anmachen kann. Er lehnt sich dagegen und schaut einen Moment raus, bevor er zu Elia schaut. Sie steht noch genauso da, einen Schritt von ihm entfernt. "Komm her." Seine freie Hand streckt er nach ihr aus und sie kommt zu ihm, schmiegt sich an ihn und er kann seinen Arm um sie legen. Normalerweise nimmt er sie nicht so in den Arm, wenn er raucht. Doch gerade brauchen sie das wohl beide. Fest drückt er sie an sich und schaut dann wieder aus dem Fenster. Tank hat sich auf ihrer beiden Füße gelegt und hat den Kopf immer noch oben und passt auf. Dafür wird er den Hund später so danken. Sie sprechen nicht miteinander während er raucht. Auch danach schweigen sie und auch während der zweiten Zigarette. Erst als auch diese im Aschenbecher landet, sieht er Elia wieder an. "Wie geht es dir?" Ihr Blick sagt alles, denn anscheinend hat er sie mit dieser Frage doch etwas überrascht. "Ich kann nicht beschreiben wie es mir geht. Aber ich möchte wissen wie es dir geht. Fuck... du trägst das schon so lange mit dir herum." Auch das wird ihm gerade bewusst. Elia musste das in den letzten Monaten alleine mit sich ausmachen. Wie schlimm muss das gewesen sein.
"Mir geht es gut, Finn." Am liebsten würde sie ihm sagen, dass er sich keine Gedanken machen soll, aber sie kennt ihn zu gut. Er macht sich immer Gedanken - über alles und jeden. So ist er nun mal und sie liebt das an ihm. Er ist ein guter Mann. Er ist ein guter Mensch. Deshalb sagt sie ihm nicht und deshalb spricht sie weiter, auch wenn sie viel lieber wissen würde wie es ihm geht. Aber wie er schon gesagt hat, kann er gerade nicht beschreiben was in ihm vorgeht, aber es wird ihm "gut tun" zu hören wie es ihr geht. "Es war sehr hart als sie es mir erzählt hat. Ich..." Sie betont das Wort absichtlich. "...wäre fast aus dieser Tür gestürmt und hätte mich in den nächsten Flieger gesetzt. Ich wollte ihm weh tun, so wie er ihr weh getan hat. Ach, ich bin ehrlich: Ich wollte mehr. Ich wollte ihn umbringen. Ein Teil von mir will das auch jetzt noch. Sollte ich ihm irgendwann wieder mal begegnen, kann ich für nichts garantieren." Sie seufzt ganz leise. Sie ist grundsätzlich kein aggressiver Mensch, aber sie kann, wenn sie will. Das wissen sie beide. "Aber ich hatte Zeit darüber nachzudenken und es zu verarbeiten. Diese Zeit habe ich dir voraus. Habe ich es verarbeitet? Noch nicht. Vielleicht werde ich das nie. Aber es geht nicht um mich. Es geht um Miriam. Es geht um dich. Es geht um deine Familie, die schon so lange auch ein Stück weit meine Familie ist." Ihr Körper schmiegt sich bei ihren Worten noch ein bisschen mehr an ihn, weil sie seine Nähe gerade braucht. Aber das hat nichts mit ihren Worten an sich zu tun, denn sie hat sich schon sehr lange bevor sie zueinander gefunden haben als Teil seiner Familie gefühlt, so wie auch Miriam immer Teil ihrer Familie war und sein wird. So wie ihre Freundschaft dafür gesorgt hat, dass sich die Familien schon seit Jahrzehnten nahe stehen und sie enge Bande verknüpfen. "Du brauchst diese Zeit auch und ganz gleich was währenddessen ist, ich werde für dich da sein. Wenn du jemanden zum reden brauchst, jemanden zum umarmen, jemanden zum anschreien, jemanden um Mordpläne zu schmieden... es ist gleich wofür, ich bin da." Zum ersten Mal seitdem sie das Wort ergriffen hat, schaut sie hinab zu ihrer beider Füße und tatsächlich umspielt im nächsten Moment ein kleines Lächeln ihre Lippen. "Wir sind für dich da."
"Wenn du ihn ohne mich umgebracht hättest, wäre ich echt wütend gewesen." Er muss etwas schmunzeln, denn das ist gerade wirklich schwarzer Humor. "Ich bin zu geschockt um aus dieser Wohnung zu stürmen. Ich glaube die Wut wird noch kommen." Tatsächlich empfindet er diese gerade gar nicht so extrem. Es ist eine sehr tiefe Enttäuschung in ihm, von der er nicht gedacht hätte, dass er sie seinem großen Bruder gegenüber empfinden könnte. Irgendwie hatte er immer gedacht, dass Jonathan zumindest etwas für seine Familie empfindet. Doch anscheinend war da nichts mehr. Absolut nichts. "Und da du Teil dieser Familie bist. Meiner und dieser..." Er deutet auf sie drei. "... betrifft dich das auch, hörst du?" Sanft küsst er sie auf ihr Haar. Zu keiner Sekunde lässt er sie los. "Wir kriegen das gemeinsam hin, okay? Vielleicht sogar ohne einen Mord." Er verspricht hier nichts. Am liebsten würde er gerade Miriam anrufen, doch das wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Er wird sie morgen anrufen. Er wird mit ihr sprechen, wenn sie in Harpers Ferry sind. "Ihr beide seid..." Mit diesen Worten löst er die Umarmung und geht in die Knie. Es ist sind ganz routinierte Abläufe. Er setzt sich auf den Boden, Elia setzt sich zwischen seine Beine und ihr Rücken schmiegt sich an seine Brust und Tank macht es sich auf den beiden bequem. Tank ist etwas unruhig, doch als sowohl Elia als auch Finn ihn zu streicheln beginnen, scheint er sich zu beruhigen. Das beruhigt auch Finn - und Elia. "Danke." Er flüstert Elia die Worte zu und küsst ihre Wange. Er dankt ihr dafür, dass sie für ihn da ist, dass sie Miriam diese Bürde abnimmt es ihrem Bruder zu erzählen und auch dass sie es ihm gesagt hat. "Ich..." Er muss etwas lachen und Elia sieht ihn fragend an. "Ich brauche mal einen Rat von meiner guten Freundin S. Ist das okay?"
Bitte was? Er lacht. Sie hört es und sie spürt es natürlich, doch sie dreht ihren Kopf etwas, um es zusätzlich noch zu sehen - zumindest soweit möglich in ihrer Position. Mit diesem Laut, so wundervoll er sonst auch klingen mag, hat sie jetzt gerade nicht gerechnet. "Ihr Blick mutet fragend an und so erklärt er zwar nicht sein Lachen, aber spricht weiter. "Ist das so, hm?" Zugegeben ist sie nun neugierig. Da er einen Mord gerade mehr oder weniger ausgeschlossen hat, nimmt sie nun an, dass er sie nicht fragen möchte, wo man wohl am besten eine Leiche verstecken könnte. Sie hat sich diesbezüglich aber schon Gedanken gemacht und könnte ihm die ein oder andere Anregung auf diese Frage gegeben. Sie ist neugierig. Sehr neugierig. Deshalb lächelt sie ein bisschen und sagt: "Deine gute Freundin S ist bereit dazu dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen." Sie nickt, um ihre Worte noch zu unterstreichen.
Oh, er weiß schon genau wie er die Leiche seines Bruder loswerden würde. Dieses Vorgehen hat er seit Jahren in seinem Kopf. Aber das ist ein anderes Thema. "Okay. Das ist weird." Er verdreht seine Augen - wegen sich selbst. "Eigentlich wollte ich jetzt etwas fragen, was ich S. aber nie gefragt hätte... Aber ich versuche es mal." Sie sieht ihn immer noch irrtiert an und er hebt seine Schultern. "Also... da ist diese Frau. Und wir sind gerade in einer sehr nervenaufreibenden und auch gefühlvollen Situation. Wir sprechen hier von sehr negativen Gefühlen." Er nickt langsam. "Doch diese Frau - meine Freundin wohlbemerkt - ist wirklich großartig. Also wirklich wirklich. Und ich hatte in letzter Zeit des Öfteren das Bedürfnis ihr zu sagen, dass ich sie liebe. Doch eben in dieser Situation war und ist dieser Wunsch ihr das mitzuteilen so enorm. Doch ich weiß nicht, ob die Situation die richtige ist, verstehst du? Es sollte doch bei Regen am Meer sein und nicht nach solch einem Gespräch." Er atmet durch und sie sehen sich an. "Ich will nicht nur danke sagen. Denn das reicht nicht. Denn gerade hilft mir nichts mehr als meine Liebe zu dir und das Gefühl von dir geliebt zu werden und das will ich dir sagen und ich labere und labere, weil wir nicht am Strand sind und es nicht regnet und bla bla..." Eindeutig zu viele Gefühle heute. "Ich liebe dich, Elia. Gerade noch mehr als eh schon."
Also... da ist diese Frau. Sie lauscht jedem einzelnen seiner Worte auch wenn das zunehmend schwieriger wird, weil sich ihr Herzschlag bei jedem seiner weiteren Worten beschleunigt und in ihren Ohren trommelt. Als er nicht mehr über sie spricht, so als würde er wirklich mit einer Freundin sprechen, sondern sie direkt anspricht, wird ihr Herz sogar noch schneller und lauter. Vor einigen Minuten war sie innerlich unruhig, aber aus einem anderen und unschönen Grund, und jetzt ist sie es wieder, aber aus einem guten und wundervollen Grund. Denn gerade hilft mir nichts mehr als meine Liebe zu dir und das Gefühl von dir geliebt zu werden und das will ich dir sagen und ich labere und labere... Ihre Lippen formen sich zu einem liebevollen Lächeln und es erreicht ihre Augen. In diesem Moment hat ihr Blick nichts betrübtes mehr, sondern strahlt. Ich liebe dich, Elia. Gerade noch mehr als eh schon. Er liebt sie. Finn liebt sie. Ihr Herz ist völlig außer Rand und Band. Ihre Bauch kribbelt. Ihre Finger zittern ein kleines bisschen. Trotzdem streckt sie ihre eine Hand aus, um sie sanft an seine Wange zu legen. Sie bewegt ihren Oberkörper ein kleines bisschen und ihren Kopf soweit in seine Richtung wie möglich. "Oh Finn...", flüstert sie ganz leise und zärtlich seinen Namen. "Als bräuchte es den Strand oder Regen oder irgendetwas anderes als dich." Sie reckt sich etwas und er kommt ihr, bereits ahnend was sie vor hat, ein Stückchen entgegen. Erst berühren sich ihre Nasenspitzen hauchzart. Dann spürt sie seinen Atem ihre Lippen streicheln. Diese öffnen sich ein kleines Stückchen und nach einem letzten Blick in seine Augen schließt sie die ihren und bettet ihren Mund für einen sehr liebevollen Kuss auf den seinen. Wie sollte es anders sein - in diesem Moment ist alles um sie herum vergessen. Das Gespräch. All die negativen Gefühle, die da gerade noch waren und auch wiederkommen werden. Er liebt sie! So verquer das in dieser Situation auch sein mag, er hat sie gerade glücklicher gemacht als sie das in Worte fassen könnte.
Dieser Kuss bedeutet ihm gerade alles. Für einem Moment ist das Gespräch in den Hintergrund gerückt und auch seine Aufregung, weil er ihr gerade seine Gefühle gestanden hat. Ihre Lippen bewegen sich auf seinen und sie küssen sich beide so liebevoll. Da ist wieder dieses Zuhause-Gefühl, das sich schon vor einer Weile bei ihm eingestellt hat, wenn sie bei ihm ist. In seiner Familie wird nicht über Gefühle gesprochen. Sie sind da und das ist okay. Doch seitdem er mit Elia zusammen ist, lernt er das alles ganz neu kennen und gerade ist er so glücklich darüber, dass er ihr gesagt hat, was er für sie empfindet. Er wollte es ihr in dem Moment sagen, weil er genau das gerade empfunden hat. Diese tiefe innige Liebe zu dieser Frau. Seine Hand legt sich an ihre Wange und streicht von dort aus in ihr Haar und er zieht den Kuss noch weiter in die Länge. Am liebsten würde er niemals aufhören sie zu küssen und einfach auf ewig hier auf dem Boden sitzen bleiben, Sie küssend und seine kleine Familie um sich herum. In dieser Blase ist alles perfekt. Da gibt es keinen irren Bruder, keine traumatisierte Schwester, keinen Job... nichts. Nur Elia, Tank und er. Er sollte die beiden schnappen und mit ihnen irgenwo in den Wald ziehen, wo sie sich dann selbst versorgen. Das würden sie hinbekommen, oder? Sie lösen schwer atmend den Kuss, doch sie bekommt noch einen kleinen und er atmet weiter gegen ihre Lippen, weil er sich noch nicht von ihr lösen will.
Mit einem Lächeln auf ihren kribbelnden Lippen lehnt sie ihre Stirn behutsam gegen die seine. Ihre Augen hat sie noch nicht wieder geöffnet und so bleibt es vorerst auch. Zwar sind ihre Lippen nun einige Millimeter weiter voneinander entfernt als gerade noch, doch sein Atem streift die ihren noch immer. Es fühlt sich wunderschön an. Nicht nur das, sondern alles. Ihr Herzschlag hat sich wieder verlangsamt, aber ihre Herzschläge fühlen sich immer noch intensiver an. Da sitzen sie drei auf dem Boden seiner Wohnung, eng aneinander geschmiegt und obwohl er sich den Strand und Regen gewünscht hat, was traumhaft schön gewesen wäre, würde sie nirgendwo anders lieber sein. Er ist hier. Also wo sollte sie anders sein wollen? Er liebt sie. Seine Worte hallen noch einmal in ihren Gedanken wider und sie lächelt sogar noch mehr. Dieser Mann liebt sie. Wirklich! Ihre Lippen teilen sich und sie flüstert, was ihr Herzschlag ihr so kräftig zu trommelt: "Ich liebe dich auch, Finn." Ihr ist das schon eine ganze Weile bewusst. Erst war es nur so ein Gefühl, dass es mehr ist als nur verliebt in ihn zu sein. Das Gefühl wurde immer intensiver und intensiver. Irgendwann war da auf einmal diese Gewissheit was das für ein Gefühl ist - Liebe. Wie bei so vielen Dingen hat sie sich keine Gedanken darüber gemacht ob und wann sie ihm das sagt, weil sie sich sicher war, dass sie es ihm im richtigen Moment erzählen würde. Bis dahin hat sie es ihm gezeigt - zumindest hofft sie das. Ob dies der richtige Moment war und ist? Trotz des Gesprächs, welches sie vorher geführt haben? Trotz all der negativen Gefühle? Natürlich! Denn sonst hätten sie es einander nicht gesagt. Also war es der richtige Moment.
Auch wenn er sich wirklich sehr geliebt von ihr fühlt, obwohl sie ihm jeden Tag zeigt, was sie für ihn empfindet, treffen ihn ihre Worte nun doch etwas unvorbereitet. Er hat nicht erwartet, dass sie auf seine Worte antwortet und das weiß sie sicher auch. Sie würde es nicht nur sagen, weil er es gesagt hat. Sie liebt ihn. Er hatte wirklich gedacht, dass sein Herz nicht noch schneller schlagen kann, doch das kann es. Wie verrückt hämmert es in seiner Brust und er kann nicht anders als zu lächeln. Ihre Stirn lehnt an seiner und er hat seine Augen geschlossen. Seine rechte Hand liegt an ihrer Wange und sein Daumen streicht langsam über ihre Haut. Sie liebt ihn. Diese Bindung war von Anfang an bei ihnen da. Sie haben sie behalten von früher. Diese tiefe Vertrautheit, auch wenn sie immer Miriams Freundin war. Doch wenn er genauer darüber nachdenkt, dann waren sie auch irgendwie Freunde. Anders, aber sie waren Freunde. Sie haben nächtelang zusammen gesessen, über alles mögliche gesprochen oder auch gar nicht. Sie haben gelacht, geweint... sie hat ihm Eis für sein Gesicht gebracht, nachdem sein Bruder ihn verprügelt hat. Er hat sie nach Hause gefahren, sie hat ihm immer einen Kuss zugeworfen. Und dann hat er sie auf einmal auf der Straße gesehen... erwachsen, viele Jahre nach all dem. Und jetzt sitzen sie hier - weit weg von ihrer Heimat und doch Zuhause. Gefunden ineinander. Liebe. Sie liebt ihn. "Ich war noch nie so glücklich in meinem Leben." Trotz des Gespräches zuvor, ist das der glücklichste Moment in seinem Leben. Dieser Moment hilft ihm gerade nicht vollkommen durchzudrehen. Ihre Liebe hilft ihm. Sie flüchten gerade davor sich mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen, doch das ist okay für ihn. Gerade braucht er das hier. Er braucht sie. Immer.
Ich war noch nie so glücklich in meinem Leben. Er kann sich gar nicht vorstellen wie glücklich sie das wiederum macht. Nicht nur in dieser Situation, sondern im Allgemeinen. Elia ist sich nämlich sehr sicher, dass er das nicht nur auf den heutigen Abend bezieht. Er meint nicht nur, dass sie die Situation und die negativen Gefühle gerade verbessert. Sie beide sind keine Menschen, die etwas nur sagen, um etwas für einen anderen gerade besser zu machen. Schon gar nicht etwas von solch einer Tragweite. Sie machen einander glücklich - im Alltag. Sind sie trotzdem in allen Situationen füreinander da? Ja. Das hat sie in den letzten Monaten gemerkt und eigentlich war es auch davor schon so. In ihrer gemeinsamen Vergangenheit. "Ich bin den heutigen Abend immer und immer wieder in meinem Kopf durchgegangen, aber damit habe ich nicht gerechnet.", flüstert sie leise lachend und es ist ein Lachen des Glücks. Sie öffnet ihre Augen und sieht sich seinem Gesicht ganz nahe gegenüber. Natürlich, denn sie lehnt ihre Stirn noch immer an die seine. "Ich..." Ein leiser Laut kommt von dem Hund, der immer noch zu ihren Füßen liegt. Nun löst sie doch ihre Stirn von der seinen und blickt im nächsten Moment zu Tank. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen als sie ihm erklärt: "Dich lieben wir auch."
"Und wie wir dich lieben." Finn bewegt sich etwas, um Tanks Kopf in seine Hände zu nehmen und den Hund anzusehen. "Danke, mein Freund." Tank war wirklich großartig und auch wenn Finn schon eine Weile Teil des Rudels ist - heute war der Beweis, dass Tank ihn als Familienmitglied sieht. "Und ich habe auch nicht gedacht, dass das passiert. Aber..." Er muss etwas grinsen und sieht wieder Elia an. "Dieses Gefühl, diese Liebe... war mit einem Mal so stark. Sie hat mich beruhigt. Sie hat dafür gesorgt, dass ich nicht durchdrehe." Seine Hand legt sich wieder an Elias Wange und er drückt sie liebevoll an sich und küsst ihre Schläfe. "Das war ein Gefühl, das ich greifen konnte und auch beschreiben und es war ein gutes Gefühl. Ein verdammt gutes Gefühl zwischen all den schlechten. Und ich musste mich jetzt auf das gute Gefühl konzentrieren, ansonsten hätte ich wohl was aus dem Fenster geworfen." Er lehnt sich zurück gegen die Wand und sieht zu Tank und dann zu Elia. "Wir wickeln ihn in Stacheldraht ein und werfen ihn in einen Fluss. Die Leiche bläht sich auf und wird von dem Stacheldraht zerfetzt." Langsam nickt er. "Narcos ist eine sehr gute Serie."
Ihre Augenbrauen sind bei seinen Worten in die Höhe gewandert. "Ich verstehe." Sie lacht ganz leise. "Zugegeben habe ich mich kurz gewundert." Sie streckt ihre eine Hand nach Tanks Kopf aus und beginnt ihn sanft hinter seinem linken Ohr zu kraulen. Das mag er gerne. Ihr Blick und ihre Aufmerksamkeit sind jedoch auf Finn gerichtet. "Klingt auf jeden Fall nach einem Plan, der funktionieren könnte. Oder ganz sicher wird, wenn man dieser Serie vertrauen kann. Ich selbst habe zwar von ihr gehört, sie aber bisher nie gesehen." Ihre Stirn legt sich in Falten. "Und ich habe so das Gefühl, nach deiner Aussage gerade, dass das auch so bleibt und besser so ist." Sie lacht von Neuem leise, wird dann wieder ruhiger. Für einige Sekunden wandern ihrer beider Blicke immer mal wieder zu Tank, der sich so langsam zu entspannen scheint, und dann wieder zurück zum Gesicht des jeweils anderen. Die Stille ist nicht unangenehmen. Sie fühlt sich gerade gut an. Es wurden viele Worte heute gesprochen. Wunderschöne, aber auch sehr traurige. Da braucht es dann auch einfach Zeit ohne Worte. Als sie wieder das Wort ergreift sind nicht nur Sekunden, sondern Minuten vergangen. "Magst du etwas trinken? Wasser? Bier? Ich hole es dir gerne."
"Wasser klingt gut." Natürlich steht Elia sofort auf und Finn tut es ihr gleich. Tank gefällt das ganz und gar nicht, doch da muss er jetzt durch. Finn macht sich noch eine Zigarette an und Elia bringt ihm sein Wasserglas. "Danke dir." Sie lehnen sich beide an die breite Fensterbank und schauen nach draußen. Wenn man vor der Fensterbank steht und nicht hinausschaut, dann kann man die Straße nicht sehen - man blickt also eher über die Kingston Avenue. "Ich muss irgendwie dafür sorgen, dass er Miriam und Mom in Ruhe lässt." Langsam zieht er an seiner Zigarette und schaut weiter aus dem Fenster. "Meinst du wenn ich ihm genug Geld gebe, dass er das Land verlässt?" Ihm ist klar, dass Elia ihn davon abhalten wird Jonathan umzubringen. Also braucht er Alternativen. Am besten wäre das Gefängnis, doch Miriam und seine Mutter werden Jonathan niemals anzeigen. Darum hat er diese Idee sofort wieder verworfen. "Nach Mexico vielleicht?" Ihm ist bewusst, dass sein Bruder dort sicher irgendwann umgebracht wird. Würde ihn das stören? Die Antwort stand schon vor diesem Abend fest und hat sich heute nur noch mehr verfestigt. "Wissen meine Eltern davon? Weißt du das?"
"Das wirst du nicht tun.", sagt sie zwar ruhig, aber mit einem gewissen Nachdruck. "Wir wissen beide, dass er immer und immer wieder kommen würde." Das wusste er ganz gewiss auch schon bevor sie ihm das nun gesagt hat. Er versucht gewiss nur eine Alternative zu dem Mord zu finden, die nicht begehen wollen. Ihr Blick wandert von der Kingston Avenue wieder hin zu ihm. Er scheint ihren Blick auf sich zu spüren und dreht seinen Kopf, um ihr ebenfalls in die Augen zu schauen. "Nein, wissen nicht sie." Sie presst ihre Lippen aufeinander, doch nach drei, vier Sekunden erklärt sie weiter. "Miriam ist erst wieder nach Hause als ihre Verletzungen verheilt waren, weil sie nicht wollte, dass sich deine Eltern noch mehr Sorgen und Gedanken machen." Weil das gewiss seine nächste Fragen sein wird, beantwortet sie ihm diese bevor er sie stellen muss. "Sie hat ihn nicht angezeigt. Der Nachbar hat es auch nicht getan. Warum sie es nicht getan ist, ist klar. Warum er es nicht getan hat, wusste sie nicht. Aber sie vermutet, dass er zu viel Angst hatte."
Er gibt nur ein Geräusch von sich, das Elia sicherlich lesen kann. Dass er damit nicht einverstanden ist, aber es vorher schon gewusst hatte. Noch einmal zieht er an seiner Zigarette und streicht sich dann mit seinen beiden Händen seine Haare zurück. Er muss doch irgendwas tun können. Die Polizei würde nichts bringen. Vielleicht finden sie ein paar Drogen bei ihm und sperren ihn für 24 Stunden ein. Davon hat niemand was. Tief atmet er ein und aus und er spürt Elias Blick auf sich. Erneut dreht er seinen Kopf und sieht sie an. Was immer es ist. Nein. Sie weiß, dass er eine Idee hat, die ihr nicht gefallen wird. "Lass mich erstmal erzählen." Sie hebt ihre Augenbrauen und er dreht sich ihr zu. "Ich will ihm nur Angst machen. Wirklich. Ich fahre nicht allein. Ich nehme Ben und Jamie mit. Wir machen ihm Angst. So viel, dass er sich nicht mehr trauen wird auch nur an meine Familie zu denken." Er findet diese Idee wirklich gut. Anders wird er ihm nicht Einheit gebieten können.