"Wenn du ab jetzt guckst und nicht herumschnüffelst." Miriam schaut sich weiter um, geht auch ins Badezimmer. "Entspann dich." Sehr liebevoll flüstert er die Worte Elia zu und schenkt ihr ein kleines Lächeln. Sie wirkt auf ihn sehr angespannt und nun würde er wirklich gern seine Hand auf ihren Arm legen, so wie sie es bei ihm immer macht. Miriam kommt wieder zurück in den Wohn- und Essbereich, als Finn gerade aufsteht und zum Fenster geht, um eine zu rauchen. Immer noch? "Ja. Das macht mich weniger langweilig." Miriam hasst es, dass ihr Bruder raucht. Auch ihr Vater raucht und das hasst sie auch. Alter Rebell. Die Geschwister lachen beide kurz. Er macht sich seine Zigarette an und beobachtet seine Schwester. Sie sieht aus wie immer. Zumindest für ihn. Von Elia weiß er, dass die beiden sich ein oder zwei Jahre nicht gesehen haben. Er hat seine Schwester vor etwa fünf Monaten gesehen, als seine Mutter Geburtstag hatte. "Was tust du eigentlich hier? Du meintest vorhin du bist auf der Durchreise." Miriam steht vor der Küchenzeile und dreht sich zu den beiden um. Ich will nach San Diego. Mein Flieger geht morgen früh. Ich übernachte im Hotel am Flughafen. Keine Angst. Ihr könnt eure Zweisamkeiten genießen. Er runzelt seine Stirn, doch Miriam sieht zu Elia, die ebenfalls nichts sagt. Ich weiß, dass es da jemanden gibt, S. Und bei dir anscheinend ja auch, Bruderherz. Finn geht da gar nicht weiter drauf ein. "Was willst du in San Diego?" Freunde besuchen. Du hast Freunde in San Diego? Den Blick, den Miriam Elia zuwirft schreit gerade zu Fällst du mir jetzt in den Rücken? Obwohl das nicht Elias Intension war. Vom Studium. Kurze knappe Antworten. Miriam lügt. Finn zieht an seiner Zigarette und beobachtet seine Schwester. Im Augenwinkel nimmt er wahr, dass Elia zu ihm schaut. Sie sitzt nur eine Armlänge von ihm weg. Sie spürt wieder einmal, dass er sich angespannt hat. "Denkst du ich weiß nicht, dass er dort lebt?" Finn... Wer...? Doch Elia kommt nicht mehr dazu ihre Frage zu stellen. Er würde das sonst nie machen, doch gerade muss er sie leider ein Stück weit ausblenden. "Du buchst den Flug um und fliegst zurück nach Hause." Fick dich! Nun weiten sich seine Augen. "Wirklich? Was soll der Scheiß, Miriam? Du kannst doch nicht wirklich vorhaben ihn zu besuchen. Was ist denn los? Braucht er Geld? Hast du genug dabei, dass er dich auch nicht halbtot prügelt?" Es macht bei Elia langsam klick, oder? Er hat sich geändert. Finn lacht und schüttelt seinen Kopf. "Natürlich. Das erzählt ihr mir seit 15 Jahren. Dir und Mom ist doch echt nicht mehr zu helfen."
Es braucht leider einen Moment bis sie versteht was hier gerade vor sich geht. Finn hat sich angespannt. Auch Miriams Haltung änderte sich. Immer wieder wanderte ihr Blick zwischen ihnen beiden hin und her. Mit jedem Satz, den die Geschwister ausgetauscht haben, wurde ihr mulmiger zumute, doch erst bei den letzten Worten von Finn, wird ihr bewusst über was und vor allem wen hier gerade gesprochen wird. Ihre Augen weiten sich und sie schaut von Miriam zu Finn. Sie hat ihn schon sehr lange nicht mehr so erlebt. Er hat sich geändert. Sofort ist ihr Blick wieder auf ihre Freundin gerichtet. Ihr Herz trommelt immer schneller in ihrer Brust. Ihr wird richtig schlecht. Wie muss es dann erst den beiden gehen? Am liebsten würde sie hingehen und Miriam gleichzeitig schütteln, weil sie doch nicht so dumm sein kann, und in den Arm nehmen, um ihr beizustehen. Doch da ist auch Finn und ohne groß darüber nachzudenken, streckt sie nun doch ihre Hand nach ihm aus. Sie sitzt nur eine Armeslänge von ihm entfernt und bettet ihrer Hand sanft auf seinem Unterarm. "Wir atmen jetzt alle... einmal tief durch, ja?" Sie sieht von Finn zu Miriam und folgt dann wiederum ihrem Blick, der auf die Hand von Elia auf dem Arm ihres Bruders gerichtet ist. Es dauert keine Sekunde um die Entscheidung zu treffen ihre Hand dort liegen zu lassen. Wenn sie die jetzt erschrocken wegzieht, sieht das so aus als würde sie etwas verbergen. "Bitte." Miriams und ihr Blick treffen wieder aufeinander. Bitte? Misch dich nicht ein, S. Ist nicht böse gemeint, aber das geht dich nichts an. Treffen sie ihre Worte? Ein wenig. Auf der anderen Seite ist ihre Beziehung nicht mehr so wie sie einmal war und vielleicht geht es sie wirklich nichts an. Aber Finn geht sie etwas an. Ihre Beziehung zu ihm wird seit Wochen immer enger und ihr Bedürfnis für ihn da zu sein und ihn zu beschützen ist inzwischen sehr ausgeprägt. "Ihr beide geht mich sehr wohl etwas an. Ihr seid mir wichtig und ich will nicht, dass einer von euch verletzt wird. Ihr sollt euch weder gegenseitig verletzen, noch von anderen verletzt werden." Wieder wandert Miriams Blick zu ihrer Hand. Fuck! Warum hat sie nur ihre Hand nach ihm ausgestreckt? Weil du nicht anders konntest.
Es ist schon fast gruselig wie sehr es ihn beruhigt, dass Elia ihn berührt. Denn immerhin steht er noch still und raucht seine Zigarette und hat diese nicht nach seiner Schwester geworfen. Er hat Elias Worte gehört, doch sein Blick ist die ganze Zeit auf seine Schwester gerichtet. S... "Frag S doch mal wie sie es fand, als wir vor ihrer Haustür standen. Mom und ich schlimm zugerichtet, alle völlig verängstigt. Frag sie doch mal wie es für sie angefühlt hat, dass die Familie ihrer besten Freundin sich bei ihr versteckt hat, weil sie Angst hatten. Und dann sag nochmal, dass sie das nichts angeht." Natürlich ist das irgendwie eine Familienangelegenheit. Auch dieses Gespräch war zwischen Finn und seiner Schwester. Doch Elia war schon immer Teil dessen... von Anfang an. Und Miriam hat das eben auch nur gesagt, weil sie ganz genau weiß, dass Elia es auch nicht gut findet, wenn ihre Freundin sich mit Jonathan treffen wird. Oh, hat sie dir von ihren Gefühlen erzählt bevor oder nachdem sie deinen Schwanz in ihrem Mund hatte? Sie beide kennen Miriam und ihre Wortwahl wird weder Elia noch Finn überraschen. Doch Elia kennt mittlerweile Finn sehr gut und ihr Griff an seinem Arm wird fester. "Währendessen." Mit dieser Antwort zieht er nochmal an seiner Zigarette und macht diese dann aus.
Elia schließt ihre Augen und atmet einmal tief durch. Innerlich zählt sie bis drei bevor sie ihre Augen wieder öffnet. "Entschuldigung? Aber diese "sie" sitzt hier." Sie wirft Miriam einen vielsagenden Blick zu. Natürlich kennt Elia ihre Art und weiß auch damit umzugehen, aber das heißt nicht, dass ihr das jetzt gerade gefallen muss. Nachdem du heute Nacht noch auf ihm gesessen hast? "Also eigentlich..." Nein, sie entschließt sich dazu nicht weiterzusprechen. Das macht gerade keinen Sinn. "Du bist nicht auf mich sauer. Du bist nicht mal auf deinen Bruder sauer." Erzähl mir nicht auf wen ich sauer bin. "Du hast Angst davor, dass Finn Recht haben könnte, oder? Deswegen bist du hier, hm?" Sie neigt ihren Kopf zur Seite und sieht sie fragend an - fragend, aber auch verständnisvoll. "Willst du, dass er dich davon überzeugt das richtige zu tun? Das richtige wäre es nicht nach San Diego zu fliegen und tief in deinem Inneren weißt du das auch." S! "Was denn? Du schlägst immer um dich, wenn du Angst hast. Das war früher so und ganz offensichtlich ist es immer noch so. Und das ist in Ordnung. Es ist gut, dass du hier bist. Lass uns dich überzeugen auf deine Angst zu hören und nicht zu fliegen. Bleib hier." Weißt du wovor ich Angst habe? Das du bei mir angekrochen kommst und ich dich mal wieder trösten muss, wenn er fertig damit ist dich zu ficken und nichts mehr von dir wissen will. Ihre Hand an seinem Arm greift fester zu und löst sich dann. Sie legt sie zu ihrer anderen in ihren Schoß. Miriam sieht von ihr zu ihm. Das ist nicht richtig. Das ist echt nicht cool, Bruderherz. Du spielst hier den Moralapostel, obwohl du meine Freundin, die wohlgemerkt so alt ist wie deine kleine Schwester, fickst. Erzähl mir hier also nichts.
Ihm ist durchaus bewusst, dass Miriam jetzt darüber sprechen will, damit sie nicht mehr über ihr Vorhaben sprechen nach San Diego zu fliegen. Denn Elia hat Recht. Sie wäre nicht hier, wenn sie Zweifel hätte. Natürlich hat sie Zweifel. Er würde sich wirklich Sorgen machen, wenn da keine Zweifel wären. Aber er weiß auch wie sehr Miriam hofft. Sie ist halt die kleine Schwester. Und Jonathan ist nochmal vier Jahre älter als Finn. Sogar Finn hat zu ihm aufgesehen und wollte immer genauso ein toller großer Bruder sein. Doch das war schlagartig vorbei, als er nach Hause kam und sich gerade so vor seine kleine Schwester stellen konnte. Doch seine Mutter und Miriam haben Jonathan in all den Jahren nicht aufgegeben. "Okay. Reden wir über S und mich." Sein Blick geht kurz zu Elia, die ihre Hand von seinem Arm genommen hat. Er kann nicht leugnen, dass ihm das einen Stich versetzt hat. "Also, ich fasse mal zusammen. Dein sterbenslangweiliger Bruder wird deine beste Freundin einfach ein bisschen ficken, sie dann fallen lassen und dann tröstest du sie. Auf diese Alterssache gehe ich gar nicht ein. Wir sind erwachsen. Mom und Dad haben acht Jahre Altersunterschied. Also suche dir nicht irgendeine Bullshit-Ausrede." Er lehnt sich gegen das Fensterbrett und verschränkt seine Arme vor seiner Brust. "Wie kommst du darauf? Weil ich immer so mit Frauen umgehen? Hm?" Miriam schaut ihn einfach mit versteinerter Miene an. "Keine Antwort? Fallen dir keine Beispiele ein? Komisch." Sie ist meine Freundin. "Und deswegen darf ich mich nicht in sie verlieben?" Stopp! Von was sprechen wir hier. Finn atmet einmal tief ein und aus. "Wir ficken nicht einfach miteinander. Wir... sind irgendwie dabei zusammen zu kommen? Vielleicht sind wir es schon? Es ist noch zu früh das zu benennen. Wir haben uns echt gern, Miriam."
Und deswegen darf ich mich nicht in sie verlieben? Sofort ist ihr Blick auf Finn gerichtet. Er steht immer noch. Er ist gerade soweit von ihr entfernt, dass sie ihre Hand ausstrecken und ihn berühren könnte. Aber ihre Hände zittern. Sie kann ihn nicht von Neuem berühren, weil er es dann sofort merkt. Deshalb hat sie ihre Hand fortgenommen, obwohl sie gerade nichts lieber tun würde als sich in seinen Armen zu verstecken. So viel zu dem Thema, dass sie eine starke und selbstbewusste Frau ist. Natürlich entgeht ihr auch der weitere Verlauf des Gesprächs nicht und nachdem Finn seine letzten Worte ausgesprochen hat, treffen sich ihre Blicke. Ob er ihr ihre Gedanken und Gefühle ansehen kann? Sie will von ihm in den Arm genommen werden und gleichzeitig ihn in den Arm nehmen, um für ihn da zu sein. Letzteres muss sie jetzt sein - für ihn da. Dazu gehört stark zu sein und sich nicht an ihm festzuhalten. "Wir wollten nicht, dass du es so erfährst. Wir..." Wir? Wir! Es gibt also ein wir. Das ist doch... Sie wendet ihren Blick von ihm ab und schaut Miriam wieder an. "Miriam!" Die beiden Freundinnen schauen sich direkt in die Augen und das für mehrere Atemzüge. "Sind wir drei jetzt damit fertig über Finn und mich zu sprechen?" Sie wartet gar keine Antwort ab. "Gut! Dann beweg deinen Arsch jetzt hier hin, setz dich, iss weiter und lass uns wie Erwachsene miteinander darüber reden, warum es nicht gut ist nach San Diego zu fliegen. Höre dir unsere Argumente an und entscheide dann." Das werde ich ni... "Doch, Miriam. Genau das wirst du. Setz... dich!" Sie dreht ihren Kopf zu Finn. "Und du setzt dich auch. Jetzt!" Ohne einen der beiden noch weiter anzusehen, greift sie nach ihrer Kaffeetasse und trinkt einen Schluck. Sie bemerkt, dass es zwar ein paar Sekunden dauert, aber dann setzen sich die Campbell Geschwister tatsächlich.
Sie wollten wirklich nicht, dass Miriam es so erfährt. Aber auch Miriam hätte das anders ansprechen können. Oh, er ist gerade wirklich wütend. Einerseits weil seine Schwester zu ihrem Bruder will und andererseits weil sie so über Elia und ihn spricht. Was bildet sie sich eigentlich ein? Und dann spricht Elia ein Machtwort. Aber wirklich. Sie beendet auch direkt das Gespräch über sich und Finn und fordert die beiden auf sich zu setzen. Es dauert noch einen Moment, doch dann setzen sie sich wieder. Er greift nach dem Kaffee und gießt ihnen allen nochmal ein. Natürlich isst Miriam nicht weiter. Nach Essen ist ihm gerade auch nicht. Sein Blick geht kurz zu Elia, doch diese sieht ihre Freundin an. Er trinkt einen Schluck und sieht dann zu Miriam. "Du wärst nicht hier, wenn du nicht zweifeln würdest. Wir wissen alle, dass du nicht lügen kannst und ich dich gefragt hätte wo du hin willst. Er wird dein Geld nehmen und wenn du Glück hast dich dann eiskalt fallen lassen. Im schlimmsten Fall streitet ihr euch und du landest im Krankenhaus." Da beschönigt er nichts. Das ist schon passiert. Es ist zwar schon einige Jahre und er ist sich sicher, dass Jonathan zwischendurch entweder bei seiner Mom und Miriam war oder sie bei ihm. Meistens erzählen sie es ihm nicht. Leicht runzelt er seine Stirn. "Wieso bist du dieses Mal hier? Was ist das letzte Mal passiert?" Miriam hat ihm nie erzählt, dass sie und Jonathan sich gesehen haben. Wenn Jonathan in Harpers Ferry war, dann hat er es erfahren. Das letzte Mal ist etwa zwei Jahre her. Und zwischendurch hat Miriam Jonathan auch gesehen. "Miriam?" Seine Schwester sagt nichts. Seine Hände ballen sich zu Fäusten und er sieht weiterhin seine Schwester an, die ihren Blick gesenkt hat. "Hat er dir wehgetan?" Was wenn es so ist? Was dann? Miriam ist wütend - also hat er ins Schwarze getroffen. "Dann nehme ich deinen Flug morgen und bringe ihn um." Oh, das würde er tun.
Es bricht ihr das Herz ihre Freundin so zu sehen. Es ist nicht das erste Mal und sie befürchtet, dass es auch nicht das letzte Mal so sein wird, aber das ändert nichts daran, dass es ihr weh tut. Sie wird sich niemals daran gewöhnen. Man könnte meinen, dass würde man, wenn man so viele Jahre zum Beispiel solch einen Kampf miterleben würde, aber nein. Doch sie hat nicht nur Augen für Miriam. Denn Finn spannt sich mehr und mehr an. Erst sieht man es nicht, aber sie spürt es. Doch dann sieht man es auch und jetzt ist es ihr gleich, dass er merken könnte das sie zittert, weil sie wütend, traurig und noch vieles mehr auf einmal ist. Sie greift nach ihm beziehungsweise schließt ihre Finger um die Faust an die die gerade herankommt. "Das wirst du nicht tun." Der Mund von Finn öffnet sich, doch bevor er etwas sagt, sieht er sie an und obwohl ihm etwas auf der Zunge liegt, dass sieht sie genau, schließt er seinen Mund vorerst wieder. "Dann würde Miriam ihre beiden Brüder verlieren. Willst du das?", fragt sie sanft. "Nein, das willst du nicht." Sie drückt seine Hand liebevoll und schaut dann wieder zu Miriam, die ein weiteres Mal auf ihrer beider Hände sieht. "Er hat dir weh getan, oder?", fragt sie vorsichtig nach. "Die Miriam, die ich kenne, lässt sich nicht weh tun. Die ist zu klug dafür. Die ist zu stark. Und es ist stark, dass du hier bist. Zusammen finden wir eine Lösung." Sie guckt wieder zu Finn. "Eine, die keinen Mord beinhaltet."
Miriam spürt auch wie Finn sich entspannt, seitdem Elia ihn wieder berührt, oder? Beziehungsweise ist er nicht mehr so angespannt. Er ist mein Bruder, S. Ich kann doch nicht einfach... "Und du bist meine Schwester." Sein Blick war die ganze Zeit auf seine Faust und Elias Hand gerichtet, doch nun sieht er Miriam wieder an. "Ich lasse dich nicht fliegen. Das weißt du und deswegen bist du auch hier." Aber... "Kein Aber. Du bist auch seine Schwester. Und so darf er nicht mit dir umgehen. Auch nicht mit Mom. Das weißt du doch." Langsam öffnen sich seine Fäuste wieder. Am liebsten würde er sich wieder mit ihr ins Bett legen und nicht ans Handy gehen. Doch sie sitzen nun hier. Elias Finger zittern. Da ihre Hand auf seiner liegt, nimmt er seine andere Hand und umfasst sanft ihr Handgelenk und sein Daumen streicht über ihre Haut. Da er immernoch seine Schwester ansieht, merkt er auch wie diese erneut auf die Hände schaut. Das mit euch wird nicht gut enden. Okay, sie wechseln das Thema wieder. Das ist okay. Auch Miriam soll ihre Pause bekommen.
Zum zweiten Mal an diesem Morgen schließt sie ihre Augen, atmet und zählt bis drei. Dann öffnet sie ihre Augen wieder, dreht ihren Kopf in die Richtung von Miriam und sieht sie an - wieder so neutral wie möglich. Es würde gerade absolut nichts bringen sauer auf Miriam zu sein. Das wäre nicht hilfreich. Vielleicht hätte sie ganz anders reagiert, wenn sie es anders erfahren hätte. Deshalb ruft sich Elia selbst zur Ordnung. "Warum sagst du sowas?", fragt Elia so sanft wie ihr möglich. Ihre Hände zittern nur noch mehr, weil sich gerade so viele Gefühle in ihr stauen, dass sie diese nicht mal alle einzelne benennen könnte. "Erkläre es mir bitte, denn ich würde gerne verstehen, warum du das sagst und denkst." Ist ihr bewusst, dass Miriam nur vom eigentlich Thema ablenken möchte? Selbstverständlich. Das ist verständlich und in Ordnung. Sie wird sie nicht sofort wieder dazu drängen weiter über ihren Bruder zu sprechen. Das Thema ist noch nicht beendet. Sie hatte sogar das Gefühl, dass sie für eine Sekunde zu ihr durchgedrungen waren. Vielleicht lenkt sie genau deshalb ab.
Er beobachtet die beiden Frauen, die in seiner Wohnung sitzen. In den letzten Wochen, als er und Elia sich neu kennengelernt und sich näher gekommen sind, hat er nicht immer auf dem Schirm gehabt, dass seine Schwester und Elia befreundet sind. Die beiden waren viele Jahre lang die besten Freunden. Sie kennen sich in und auswendig. Und das spürt man gerade auch. Es ist halt auch schon zehn Jahre her, dass er die beiden zuletzt zusammen erlebt hat. Miriam sieht Elia immer noch stumm an, doch dann dreht sie ihren Kopf zu Finn und sieht ihn an. Kannst du uns einen Moment allein lassen? Für einen kurzen Moment ist er irrtiert, doch dann kann er sich denken wieso er gehen soll. Miriam will ansprechen, dass Elia früher schon in ihn verliebt war - auch wenn sie es nie offiziell wusste. Sie hätte in ihrer Wut es auch einfach ansprechen können, doch dann würde sie riskieren ihre Freundin bei Finn zu verraten. Das würde sie niemals tun. "Ich gehe mit Tank." Sein Blick geht zu Elia und erst als sie nickt, drückt er noch einmal ihr Handgelenk und dann löst er sich von ihr. Das fühlt sich komisch an. "Schreibt mir, okay?" Er wird den beiden so viel Zeit geben wie sie brauchen. Er schnappt sich Tank und dann gehen die beiden raus. Tatsächlich tut das gerade ganz gut mal Luft zu holen - und so viel zu rauchen wie möglich.
Tank schaut nochmal zu ihr zurück bevor er mit Finn die Wohnung verlässt und ein kleiner Teil von ihr wünschte, sie könnte mit ihm gehen. Aber das ist nur ein kleiner Teil. Der größere Teil ist sich der Notwendigkeit dieses Gesprächs bewusst. Elia schaut von der nun verschlossenen Tür hin zu Miriam und runzelt fragend ihre Stirn. "Also?" Aber Miriam antwortet ihr nicht direkt, sondern scheint das Thema anders angehen zu wollen. Du warst früher in ihn verliebt. Keine frage, sondern eine Feststellung. Wusstest du, dass ich das immer wusste. "Ich habe es mir gedacht." Warum hast du es mir nie gesagt? "Weil ich jung war und nicht wusste wohin mit meinen Gefühlen? Weil er dein Bruder war und ist?" Miriam verengt ihre Augen ein bisschen als würde sie darauf warten, dass etwas klick bei Elia macht. Sie sieht sie jedoch weiter fragend an. Was ist deine Ausrede jetzt? Denn abgesehen davon, dass du nicht mehr so jung bist, ist es jetzt genauso wieder passiert, nur dass du ihn nicht heimlich anhimmelst, sondern ihn wirklich fickst. Wieder hast du nichts gesagt. Sie kennt Miriam und sie weiß um die Ausdrucksweise, aber schon die ganze Zeit zuckt sie jedes Mal innerlich zusammen wenn Miriam davon spricht, dass Finn und sie ficken. Was sie nicht einmal tun. Ficken sähe anders aus und sie schließt es für die Zukunft nicht aus, aber - Anderes Thema, Elia! sagt sie sich selbst. "Ist das das Problem? Dass ich dir nichts gesagt habe? Deshalb sagst du so etwas, wie das es mit uns nicht gut enden wird?" Nein, aber es ist mir wichtig, S. Elia schweigt für einige Sekunden, dann nickt sie langsam. "Es tut mir leid, dass ich es dir nicht erzählt habe. Wir... Finn und ich habe uns wieder getroffen und es war so schön. Wir haben Zeit miteinander verbracht, wir haben die Menschen kennengelernt, die wir heute sind und es ist... einfach passiert." Also bist du in ihn verliebt? Wieder schweigt Elia für einen Moment und dann, ganz langsam, nickt sie von Neuem. Das ist doch Bullshit! Du warst früher in ihn verliebt. Jetzt kriegst du endlich was du früher wolltest und dann ist es auch schon wieder vorbei. "Warte..." Elia muss lachen, aber es klingt wirklich nicht fröhlich. "Also erst hast du gesagt, dass er mich nur ficken will und mich dann fallen lässt. Und jetzt soll ich ihn nur ficken wollen und ihn dann fallen lassen?" Ich beschütze euch vor euch selbst. Ihr wollt mich doch angeblich auch beschützen. So fühlt sich das an! Die Worte ihrer Freundinnen schmerzen sie, so wie es schon die ganzen letzten Minuten der Fall ist. Aber sie schluckt und redet weiter. "Also sagst du so etwas, weil du uns was beweisen willst? Weil du uns verletzen willst? Dafür, dass wir uns um dich Sorgen?" Dieses Mal ist es Miriam, die lange schweigt. So lange, dass Elia aufsteht und sich ans Fenster stellt, weil sie dringend ein, zwei, zehn Mal atmen muss. Ernsthaft, S. Du warst früher in ihn verliebt und er hat dich nie wahrgenommen. Du hast tollen Titten bekommen. Dein Hintern ist schick. Jetzt nimmt er dich wahr. Denn komm schon, wie soll er denn in ein paar Wochen mitbekommen haben, dass du einen tolle Persönlichkeit hast. "Hör auf so über ihn zu reden als wenn er jemand wäre, wie Bill oder Derek." Nun wird Elia lauter. So langsam aber sicher reicht es ihr. "Wenn er mich hätte flachlegen wollen oder ich ihn, dann hätten wir das direkt am ersten Abend machen können. Aber das haben wir nicht. Denn er ist nicht so ein Mann und ich bin nicht so eine Frau. Er ist toll, Miriam. Er ist so unglaublich toll. Er ist liebevoll, hilfsbereit, aufmerksam, verständn..." Du brauchst mir nicht zu erzählen, wie großartig mein Bruder ist. Das weiß ich. Es tut Elia gerade wirklich gut das zu hören und sie wünschte, Finn hätte es auch gehört. Aber du weißt auch wie er sein kann. Wie stark sein Beschützerinstinkt ist. Dass er auch laut werden kann. Dass... "Lass das, Miriam. Ich kenne ihn. Nicht so gut wie du, keine Frage, aber ich kenne ihn. Also benennen wir es doch: Du willst ihn vor mir beschützen. Du willst mich vor ihm beschützen. Du willst dich davor beschützen, dass ausgerechnet dein Bruder und deine Freundin zusammen glücklich werden. Trifft es das?"
Bisher war er erst einmal mit Tank alleine spazieren. Da war viel los im Blumenladen und Elia hatte ihn angerufen und darum gebeten. Das lief gut, doch das waren nur ein paar Minuten, damit der Hund seine Geschäfte erledigen und sich die Beine vertreten kann. Jetzt würden sie wohl etwas länger unterwegs sein. Die beiden sollten im Bescheid geben, wenn er wieder zurück kann und am liebsten hätte er gerade wirklich Elia hier bei sich. Gerade jetzt wo er so aufgewühlt ist und sie ist es sicherlich auch. Finn hätte sie so gern in den Arm genommen und sie aus dieser ätzenden Situation rausgenommen. Es hätte ihnen klar sein müssen, dass Miriam sie durchschaut. Seine Schwester kennt nicht nur ihn sehr gut, sondern auch Elia. Sie können ihr nichts vormachen. Dass das ganze auch noch von der Tatsache begleitet wird, dass Miriam zu Jonathan will, bringt ihn völlig um den Verstand. Ihm ist klar, dass seine Mutter und seine Schwester den ältesten der Campbell-Geschwister sehen. Irgendwann hatte er aufgehört sie davon zu überzeugen. Doch jetzt ist seine Schwester hier, weil sie nicht nach San Diego will und trotzdem wehrt sie sich dagegen. Er hofft wirklich, dass Elia und er Miriam noch überzeugen werden. Notfalls wird er sie halt einschließen. Allerdings ist ihm bewusst, dass seine Schwester und die Frau, auf die er echt steht, darüber gerade nicht sprechen werden. Das mit euch wird nicht gut enden. Die Worte seiner Schwester klingeln in seinen Ohren. Er kann nicht einschätzen ob sie die nur gesagt hat um ihnen beiden wehzutun oder ob sie diese tatsächlich so meint. Nicht, dass er deswegen irgendwas anzweifeln würde. Und selbst wenn... er hatte zu Elia gesagt, dass er es genießen wird solange es geht. Das kann noch Tage, Woche, Monate oder gar Jahre andauern. Vielleicht auch für immer. Sein Blick wandert durch den Park, in den er mit Tank gegangen ist. Es ist noch recht früh und noch nicht so viele Menschen unterwegs. Er setzt sich auf eine Bank und macht Tank los, damit dieser einen Stock suchen kann und die beiden ein bisschen spielen können.
Das ist es nicht., fährt Miriam Elia an. "Was ist es denn dann? Bitte entschuldige, aber es erschließt sich mir nicht.", erklärt Elia nicht weniger leidenschaftlich. Sie fährt sich mit ihren Händen durch ihr Haar - man könnte meinen, sie rauft sich diese. "Deine Worte sind total widersprüchlich. Die meiste Zeit verstehe ich was du sagst, aber heute? Jetzt gerade? Nein." Sie schnaubt leise. "Warum wird das mit uns nicht gut enden. Sag es mir!" Weil du dich eingeengt fühlen wirst! Weil ihr euch deshalb streiten werdet! Weil ihr euch gegenseitig an die Gurgel gehen werdet! "Das kannst du nicht wissen! Und selbst wenn wir uns streiten und gegenseitig an die Gurgel gehen werden... dann ist das so! In einer Beziehung ist nicht immer alles heile Welt!" Nicht, dass sie bisher definiert hätten, was das zwischen ihnen wäre, oder es irgendwann tun müssten, aber in diesem Moment ist es die beste Art der Umschreibung. "Aber nachdem ich Teller nach ihm geworfen habe, können wir zusammen die Scherben aufsammeln. Nachdem er mit Türen geknallt hat, können wir danach zusammen die Nachbarn beruhigen." Aber was, wenn es nicht so laufen wird, S? "Aber was wenn doch, Miriam! Was... wenn... doch? Wenn wir unglaublich glücklich miteinander werden? Leise und Laut. Sanft und wild." Sie schaut sie aus großen Augen an. "Er ist nicht Jonathan! Er würde mir nie... niemals etwas tun!" Ihre Stimme, inzwischen doch recht laut, verliert sich nach diesem letzten Satz, den sie voller Überzeugung von sich gegeben hat, in tiefe, schwere Atemzüge. Sie sieht es in dem Blick der Frau ihr gegenüber noch bevor sie es etwas sagt. Das ist er nicht. Sofort mutet ihre Stimme wieder leiser und sanfter an, so wie Miriams auch. Er ist nicht Jonathan. Er würde nie... Elia folgt einem inneren Impuls, stößt sich von der Fensterbank ab und geht zu ihrer Freundin hinüber. Diese steht inzwischen auch, weil es ihnen so viel leichter gefallen ist sich gegenseitig anzugehen. Sie schließt sie in ihre Arme und drückt sie fest an sich. "Nein... er würde nie.", flüstert sie leise in das Haar ihrer Freundin. Dann hört sie leises Schluchzen und sie drückt sie noch liebevoller. Sie lässt ihr Zeit und sagt nichts. Sie hält sie einfach nur und drückt sie, streicht ihr über den Rücken und ist da. Wie lange sie da wirklich so stehen, weiß Elia nicht, aber als sie sich voneinander lösen, ist da tatsächlich ein kleines, schwaches Lächeln auf den Lippen von Miriam. Bist du echt... echt in ihn verliebt?, fragt sie zögerlich nach. Nun formen sich auch die Lippen von Elia zu einem kleinen Lächeln. "Irgendwie schon.", gibt sie leise, aber glücklich klingend zu. "Ich habe es vorher noch nicht so benannt, aber... es ist mehr als verknallt sein. Es ist..." Dieses Mal ist es Miriam von der die Umarmung ausgeht. Wieder drücken sie sich. Sei gut zu ihm, ja? Er hat es verdient. "Ich habe nichts anderes vor als ihn glücklich zu machen." Nachdem sie sich ein bisschen voneinander gelöst haben und Elia ihrer Freundin dabei geholfen hat sanft die Tränen von ihren Wangen zu wischen, wagt Elia es. Ganz vorsichtig. "Warum bist du hier, M?" Der Blick ihrer Freundin sagt eigentlich schon alles. Weil... Weil ich nicht stark genug bin nicht nach San Diego zu fliegen. Ich will da hin, aber ich will es auch nicht. Elia nickt langsam. Die beiden setzen sich und Elia schüttet Miriam erstmal noch etwas von dem Wasser ein, welches Finn nebst Kaffee und Saft bereitgestellt hat. Danke. Elia lächelt nur. "Er soll dich aufhalten?" Sehr, sehr lange sagt Miriam nichts - dabei den Blick ins Nichts gerichtet. Elia drängt sie nicht und wartet. Ja. Wieder nickt Elia langsam. "Komm. Wir schreiben ihm, dass er heimkommen soll und reden dann, ja?" Nun nickt Miriam. Elia steht auf, holt ihr Handy und schreibt Finn.
Kommst du heim? Bitte. Damit du Bescheid weißt: Sie will nicht nach San Diego, aber braucht jemanden der ihr sagt, dass sie nicht hinfliegen soll. Aber sie braucht jemanden, der das sanft tut. Kein laut werden. Kein Streit. Umarm sie, ja? Sie liebt dich sehr und braucht ihren großen Bruder.