"Mir ist nicht mehr so schwindelig und mein Kopf tut nicht mehr bei jeder kleinen Bewegung weh.", versichere ich ihm. Am liebsten würde ich dazu auch noch lächeln, um meine Worte glaubhafter zu machen, aber das gelingt mir nur mit minder großem Erfolg. "Wie geht es dir, Tristan?" Mein Blick wandert über sein Gesicht und ich kann es wohl nicht verhindern, dass sich Sorge auf meinem eigenen abzeichnet. Er sieht nicht gut aus. Sein eines Auge, dass über dem die Klammern sitzen, ist sehr angeschwollen. Die Nase auch, aber zum Glück nicht ganz so schlimm. Seine Haut hat sich bereits verfärbt. Seine Oberlippe scheint eine kleine Platzwunde zu haben. Am liebsten würde ich sein Gesicht mit unzähligen, sanften Küssen bedecken, um alles wieder gut zu machen, aber ich befürchte, dass das in diesem Fall nicht helfen, sondern es nur schlimmer machen würde. "Am liebsten würde ich ihn umbringen!", sage ich unvermittelt und mit einem Mal bin ich mir aller Augen, die auf mir ruhen gewiss. Halten gerade alle die Luft an oder warum ist es in meiner Wohnung so still, wie sonst nur wenn ich alleine hier bin? Ich reiße meinen Blick von Tristan los und blicke zu Billy und Brenda hinüber. "Entschuldigt. Es ist nicht rich..." Doch! Es ist genau das Richtige und du solltest sowas jetzt sagen. Das und noch viel mehr. Ich schüttle langsam den Kopf. Du musst ihn anzeigen, Mia. Bitte. Du brauchst so ein Kontaktverbot. So eine Verfügung. Ihr scheint das korrekte Wort dafür gerade entfallen zu sein, doch natürlich weiß ich auch so was sie meint. "Aber..." Wenn du jetzt wieder irgendwelche Gründe oder sogar Entschuldigungen dafür findest, dass er so ist wie er ist und du das nicht machen kannst, ich schwöre dir, dass ich dich dann dieses Mal umbringe. Für einen kurzen Moment starre ich sie einfach nur an. Brenda ist eine sehr direkte Frau und wenn sie wütend ist, was sie ganz offensichtlich ist, auch wenn sie das wohl mir zuliebe bis gerade zurückgehalten hat, dann kennt sie kein Halten mehr. Was Brenda sagen will, ist, dass... Oh, sie weiß ganz genau was ich sagen will. Ich seufze leise. "Ja, ich weiß du sagen willst. Aber könnten wir vielleicht nicht heute darüber sprechen?" Hast du schon in den Spiegel geguckt? "Nein, habe ich nicht." Mein Körper versteift sich. Hast du dir denn Tristan mal genau angeguckt. "Ja, das habe ich, Brenda.", presse ich zwischen meinen Lippen hervor. Sie klatscht in die Hände als wäre damit alles geklärt. Also? Sollen wir dich morgen abholen, damit du ihn bei Tom anzeigen kannst? Dich und auch dich. Ihr Blick wandert zu Tristan. Das war Körperverletzung! Du musst ihn auch anzeigen, ganz gleich, dass du ihn wohl noch schlimmer zugerichtet hast als er dich. Ich ziehe meine rechte Augenbraue hoch. "Woher?" Brad. Billy lehnt sich in die Richtung von Tristan und murmelt. Dafür übrigens Respekt. Ich verdrehe die Augen. Männer. Passt euch mittags? Ich atme einmal tief durch. "Ich muss darüber eine Nacht schlafen." Mia. Bitte! Du brauchst so eine Verfügung. So entschlossen meine Freundin gerade auch klang, nun klingt sie verzweifelt. Aber was ist, wenn er dadurch sauer wird? Was ist, wenn er dann Tristan auflauert oder so? Um mich mache ich mir keine Gedanken, aber es gibt da inzwischen jemanden, um den ich mir die sehr wohl mache. Mein Blick wandert zu Tristan und mein versteifter Körper entspannt sich wieder ein bisschen. "Was ist, wenn er sich rächt?", frage ich ihn leise, auch wenn ich mir der Tatsache bewusst bin, dass die anderen beiden mich trotzdem hören. "Es geht hier nicht um mich, nicht nur um mich, sondern auch um dich."
Ich bin tatsächlich etwas überrascht, dass Brenda so auf Mia einprescht. Sie scheint wütend zu sein. Aber nach allem was ich gerade erfahren habe, kann ich das verstehen. Ich kann es sehr gut verstehen. Wahrscheinlich wäre ich nicht so direkt gewesen, doch ich bin auf jeden Fall dafür, dass Mia ihn anzeigt. Ich werde ihn anzeigen. Das stand für mich sofort fest, als mir der Gedanke darüber direkt kam. Mia scheint nicht begeistert zu sein und ich kann nicht verstehen wieso. Bis sie es erklärt. Sie hat Angst vor ihm und es bricht mir wieder einmal das Herz. Was hat dieser Mann ihr nur angetan, dass sie immer noch solche Angst vor ihm hat. Und sie hat Angst um mich. Das muss sie mich. "Ich werde ihn auf jeden Fall anzeigen und ich bin ganz auf Brendas Seite." Mein Blick geht kurz zu dieser und sie scheint wirklich erleichtert, dass ich es genauso sehe wie sie. Nun sehe ich Mia wieder an. "Denkst du nicht, dass es ihm jetzt schon ausreicht hier wieder aufzutauchen? Er sitzt gerade bei der Polizei und wartet sicher nur darauf, rauszukommen und dich wieder aufzusuchen." Tatsächlich denke ich eher, dass er sich an Mia vergreifen wird. Natürlich hat er mich verletzt, doch ich bin mir auch bewusst, dass ich ihn mehr verletzt habe. Bin ich darauf stolz? Ganz und gar nicht. Ich bin Steven nicht körperlich überlegen. Das war reine Raserei und auf diese bin ich ganz und gar nicht stolz. Wahrscheinlich hätte ich ihn umgebracht, wenn Tom nicht gekommen wäre. Selbst Mia konnte mich nur bedingt erreichen und dabei ist sie mittlerweile zu meinem Anker geworden. Ich weiß, dass das zu weit ging und ich gefährlich war. "Das werde ich nicht zulassen, Mia. Wir müssen dafür sorgen, dass er dir nicht mehr zu nah kommen darf. Wir müssen dafür sorgen, dass er dafür bestraft wird, was er dir angetan hat. Nicht nur heute. Stell dir vor er lernt eine andere Frau kennen und behandelt sie so wie dich. Das müssen wir - das musst du verhindern." Selbst wenn er sich rächen will. Das versucht er nur einmal. "Ich werde meinen Vater anrufen. Er hat wirklich gute Anwälte und kann uns sicher jemanden kurzfristig besorgen, der uns begleitet und sich um alles kümmert." Mia weiß, dass ich das Geld von meinem Vater nie einfach so ausnutzen würde, doch gerade sind wir an einem Punkt, an dem ich weiß, dass dies klüger wäre. "Ganz davon abgesehen, dass ich davon ausgehe, dass er mich ebenso anzeigen wird." Ich habe ihn verletzt und ich rechne fest damit, dass er mich anzeigen wird. Meine linke Hand greift nach Mias und ich drücke diese sanft. "Bitte Mia. Wir müssen etwas tun. Sonst taucht er immer wieder und wieder auf. Und dann garantiere ich für nichts." Ich meine das ernst und sie kennt mich gut genug, um genau das zu wissen. "Ich will dich nicht darum bitten, dass du das für mich tust. Ich möchte, dass du das für dich tust. Damit du endgültig mit diesem Kapitel abschließen kannst. Denn anscheinend schlägt er das Buch gern wieder auf." Und das darf nicht nochmal passieren. Er soll hier nie wieder auftauchen. "Bitte Mia."
Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. "Entschuldigt mich bitte. Ich bin gleich wieder da." Ich löse meine Hand aus der seinen und stehe dann auf - beides sehr vorsichtig. Es macht sich kein Schwindel bemerkbar als ich mich in Bewegung setze und in die Richtung des Badezimmers gehe. Ich fühle mich nicht unbedingt sicher auf meinen Beinen, aber auch nicht unsicher. Es fühlt sich vielmehr so an als wäre mein Körper erschöpft. Noch bevor ich die Badezimmertür hinter mir schließe, es fehlt nur noch ein kleiner Spalt, höre ich die Stimme von Tristan. Haben wir zu viel auf sie eingeredet? Dann die Stimme meiner Freundin. Ja. Aber das war richtig, Tristan. Sie braucht die Gewissheit, dass wir auf ihrer Se... Noch bevor der Satz von meiner Freundin beendet wird, schließe ich die Tür endgültig. Es kommt mir nicht richtig vor Tristan und meine Freunde zu belauschen, auch wenn es jetzt nicht absichtlich passiert ist. Hat sie Recht? Stimmt das was Brenda gerade gesagt hat? Ich stelle mich an das Waschbecken, stütze mich mit meinen Händen darauf ab und blicke dann zum ersten Mal in den Spiegel. Oh, verdammt. Ich seufze leise. Du sahst schon schlimmer aus in deinem Leben. Was die Sache aber keineswegs besser macht. Meine Hände krallen sich an dem Waschbecken fest und ich blicke mir geradewegs in die Augen. Tristan und Brenda haben beide Recht und dessen bin ich mir bewusst. Selbst wenn alle Argumente bezüglich meiner Person nicht schon gute Gründe genug wären, geht mir ein Satz den Tristan gesagt hat nicht mehr aus dem Kopf. Stell dir vor er lernt eine andere Frau kennen und behandelt sie so wie dich. Wenn er nur wüsste, was er damit für einen Nerv bei mir getroffen hat. Wie oft habe ich mich schon gefragt, was passieren wird, wenn Steven sich wieder fest bindet? Würde er mit einer anderen Frau genauso umgehen wie mit mir? Vielleicht wäre es bei einer anderen Frau ganz anders. Ich war sehr laut, sehr temperamentvoll. Ich habe ihn so oft herausgefordert und provoziert. Halt! Das rechtfertigt nichts! Gar nichts! Außerdem hast du das nicht. Du warst nur eine junge Frau, die wusste was sie will und was nicht. Du hast den Mund aufgemacht. Vergiss das nicht wieder! Ich habe mich gewehrt. Erst mit Worten und irgendwann sogar mit meinen Händen - bis ich beides irgendwann aufgegeben habe. Vielleicht wäre es mit einer anderen Frau anders. Vielleicht wäre es in einer nicht so explosiven Beziehung anders. Vielleicht, vielleicht, vielleicht. All diese Gedanken hast du dir schon zig mal gemacht. Fokus, Mia. Fokus! Ich atme einmal tief durch und löse dann meine Hände von dem Waschbecken, um das Wasser anzustellen. Ich wasche mir erst meine Hände und fange dann darin Wasser auf, um dann damit vorsichtig mein Gesicht zu waschen. Waschen ist vielleicht nicht ganz richtig - ich befeuchte es vorsichtig, trifft es wohl eher. Nachdem ich das Wasser wieder abgestellt habe, trockne ich meine Haut sehr behutsam ab. Danach streichen meine Finger ein paar Mal durch mein Haar, damit es zumindest nicht mehr ganz so durcheinander aussieht. Sie haben Recht. Du musst es machen. Für dich. Für Tristan. Für andere. Er hat keine Macht mehr über dich. Du bist in Sicherheit. Ich bin mir dieser Tatsache wirklich bewusst. Zum gefühlt hundertsten Mal am heutigen Tage atme ich nocheinmal tief durch und dann gehe ich wieder zurück zu Tristan, Brenda und Billy. Ich bleibe neben dem Stuhl stehen auf dem Tristan sitzt und lege vorsichtig meine Hand auf seine Schulter. Da er nicht zusammenzuckt, lasse ich sie dort. "Morgen Mittag klingt gut."
Ich hoffe wirklich, dass ich sie nicht überfordert habe. Aber sie hat mich gefragt - indirekt. Und wir müssen ihn anzeigen. Das steht außer Frage. Und ich bin sehr froh, dass ihre Freunde das genauso sehen. Ich hoffe nur, dass sie sich richtig entscheidet und das durchziehen wird. Das wird wahrscheinlich nicht leicht, doch es muss gemacht werden. Damit dann Ruhe ist. Sie braucht Zeit zum Nachdenken. Ich sehe zu Brenda und nicke leicht. Ich weiß wie es in meinem Kopf aussieht und ihrem ist sicherlich noch mehr los. Sie soll sich die Zeit nehmen, die sie braucht. Sie soll sich alle Zeit der Welt nehmen. Ich werde ihn anzeigen, doch wahrscheinlich wird es nur bedingt etwas bringen, wenn Mia nichts sagt. Denn immerhin geht mein Tun etwas voraus, das er getan hat. Du solltest dich hinlegen. Ich sehe zu Billy und grinse etwas. "Gleich." Ich will mich nicht hinlegen solange die beiden da sind und sicherlich will Mia nun endlich mich versorgen. Ihr scheint es besser zu gehen, was mich sehr beruhigt. Sie sieht schlimm aus, doch wenigstens ist ihr nicht mehr schwindelig. Außerdem muss ich noch eine halbe Stunde warten bis ich wieder eine Tablette nehmen darf. Vorher brauche ich es gar nicht versuchen. Da höre ich die Badtür und Mia kommt wieder zu uns zurück. Sie bleibt neben mir stehen und ich spüre ihre Hand auf meiner Schulter. Direkt wandert eine Wärme durch meinen Körper, die so gut tut. Und vor allem bin ich froh, als ich ihre nächsten Worte höre. Ich sehe von ihr zu Brenda und Billy, die auch erleichtert scheinen. Dann holen wir euch morgen Mittag ab. Und meldet euch. Stündlich. Mia sieht mich fragend an und ich nicke ganz leicht. "Wir melden uns stündlich." Es gibt keine großen Umarmungen, aber noch ein paar warme Worte, als Brenda und Billy sich verabschieden. Mia hat die Tür gerade geschlossen und wir stehen beide noch davor. Sie will gerade etwas sagen und ich kann mir denken was. "Gleich, okay?" Ich lege meine Hände an ihre Schultern und streiche langsam ihre Arme entlang - zumindest mit der linken Hand. Die rechte nehme ich wieder weg. "Du hast wirklich wundervolle Freunde." Ich lächle etwas und sehe ihr in die Augen. "Ich werde gleich meinen Dad anrufen und dann darfst du dich um mich kümmern, ja? Ist das okay?" Es scheint ihr nur bedingt zu gefallen, doch sie nickt. "Brenda hat mir ein bisschen was erzählt." Mia sieht mich fragend an. "Ich habe gefragt - nach Steven. Ich... ich wollte nicht, dass du es mir erzählen musst. Ich hoffe, dass das okay war. Sie hat nicht alles erzählt und meine Vermutungen nach heute nur bestätigt. Aber du sollst wissen, dass ich es weiß." Ich beuge mich etwas vor und küsse sanft und sehr sehr vorsichtig ihre Stirn. "Ich werde nicht zulassen, dass dir jemals wieder jemand wehtut." Unsere Blicke treffen sich. "Ich möchte dir gern die gleiche Sicherheit geben, die du mir gibst." Nur sehr widerwillig löse ich mich von ihr und gehe zu meinem Handy. Es liegt noch auf dem Esstisch, da Brenda und ich Nummern ausgetauscht haben. Ich setze mich und rufe dann meinen Vater an. Es ist ein recht aufwühlendes Gespräch. Erst einmal viel Versicherungen, dass es mir den Umständen entsprechend gut geht, dass ein Arzt mich gesehen hat, dass ich nicht allein bin. Dann erzähle ich ihm natürlich von Mia. Nicht viel, denn das würde ich wirklich lieber persönlich machen. Doch mein Vater kennt mich und ich komme nicht alle paar Wochen mit einer neuen Frau an. Wenn ich jemand festes habe, dann ist das auch etwas ernstes. Ich erläutere ihm alles kurz und knapp und er meint, dass er sich um alles kümmern wird und morgen Mittag auf jeden Fall ein Anwalt da sein wird, der uns unterstützt. Ich danke ihm - bestimmt tausend Mal. Mit einem "Sag Lizzy nichts und ich melde mich.", lege ich auf und sehe zu Mia. "Er kümmert sich um alles und schickt mir alle Infos später. Wir haben auf jeden Fall einen Anwalt morgen." Wieder stehe ich vorsichtig auf und gehe brav zum Bett. "Und jetzt kümmere dich, bevor du mir noch durchdrehst." Ich kenn sie doch. Ihr juckt es doch schon die ganze Zeit in den Fingern.
"Ich bin dir sehr dankbar, aber ich hätte mich doch auch um einen An..." Sein Blick lässt mich inne halten und verdrehe die Augen in Verbindung mit einem Lächeln - zumindest würde das, was ich da mit meinen Lippen mache ansatzweise als Lächeln durchgehen. "Gut. Dann danke ich dir vielmals dafür, dass du dich um alles gekümmert hast und ich möchte mich bei Gelegenheit auch bei deinem Vater bedanken." Das ist das Mindeste. Ich werde nun nicht direkt ansprechen, dass Anwälte teuer sind und ich mich um Kosten, die meinetwegen entstehen, grundsätzlich selbst kümmere, aber auch das muss bei Gelegenheit angesprochen werden. Das würde mir sonst keine Ruhe lassen. Während ich da stehe und mein Haar zurückstreiche, geht er in die Richtung des Bettes.Endlich! "Sehr gut." Er hat es bisher nicht groß zu gelassen, dass ich mich um ihn kümmere. Sofort gehe ich die Schritte bis zum Bett und noch bevor er sich hinlegen kann, schüttle ich erst einmal eines der beiden Kissen auf. Seit kurzem gibt es neben den dekorativen Kissen auch ein zweites Kissen zum Schlafen. Das ist seines. Auch wenn ein Schlafkissen wohl weiter ausgereicht hätte, weil ich meistens mehr auf ihm als auf einem der Kissen nächtige. "So..." Nachdem er sich hingelegt hat, frage ich ihn, ob er zugedeckt werden möchte, doch er lacht nur leise, was er seiner Grimasse nach zu urteilen sofort bereut. Es ist zu warm für Bettdecken, weshalb ich schon vor einer Weile die Decken gegen dünne Laken ausgetauscht habe. Manchmal braucht man einfach trotzdem etwas woran man sich im Schlaf festhalten kann. Aber er lehnt es ab und ich kann es verstehen. Also mache ich mich daran, dass er etwas frisches zu trinken bekommt und dann setze ich mich auf die Bettkante. "Darf ich mir dein Gesicht ansehen?" Er nickt nur und ich nehme die Verletzungen in Augenschein. "Es sieht so aus als wäre die Salbe schon eingezogen. Wenn das für dich in Ordnung ist, würde ich dein Gesicht ganz vorsichtig mit einem feuchten Tuch sauber tupfen und dann neue auftragen. Ja?"
"Das kannst du gern machen." Mir ist durchaus bewusst, dass es ihr missfällt, dass mein Vater die Anwälte bezahlen wird. Dieser macht das gern und er wird sicherlich kein Geld von Mia annehmen. Doch gerade ist das unwichtig. Ich bin froh, dass sie jetzt erstmal zugestimmt hat. Mein Dad hat zum Glück die Möglichkeit die besten Anwälte uns schnell zur Seite zu stellen und das ist jetzt wichtig. Vor allem, wenn es um mich geht. Denn wenn Steven mich anzeigt, dann könnte es etwas problematisch werden. Ich bin drogensüchtig und habe ein Aggressionsproblem. Doch das thematisiere ich jetzt nicht. Sie macht sich schon genug Sorgen um mich und wir sollten erst einmal abwarten wie es bei der Polizei läuft und was der Anwalt sagt. "Ich danke dir." Sie hat die Kissen aufgeschüttelt und lege mich hin. Nachdem ich die Decke dankend abgelehnt habe, schaut sie sich mein Gesicht an. Sie macht sich Sorgen. Das kann ich sehr deutlich sehen und ich wünschte, dass ihr diese nehmen könnte. Sie soll sich um mich keine Sorgen machen. Das wird alles wieder heilen. Das dauert sicherlich etwas, doch es wird wieder heilen. "Ja, das ist in Ordnung. Mehr als in Ordnung." Natürlich würde ich mich lieber um sie kümmern, doch ich kann auch nicht leugnen, dass es sich sehr gut anfühlt, dass sich jemand um mich kümmert. Nein, nicht jemand. Dass sie sich um mich kümmert. Sie holt einen Lappen und eine kleine Schüssel Wasser, wie auch ein Handtuch und die Salbe. Ich setze mich langsam und vorsichtig auf im Bett, was mich kurz zum Stöhnen bringt. Da ist direkt wieder ihr Blick. "Ja, ich habe Schmerzen. Aber es ist auszuhalten. Wirklich." Ich trinke noch einen Schluck und dann lasse ich sie machen. Und ja, ich genieße es in dem Moment, dass sie sich um mich kümmert. Sehr.
"Hast du schon eine der Tabletten genommen, die dir Mitch verschrieben hat? Hat es geholfen?" Ich hoffe, dass ich das nicht eigentlich wissen müsste. Vielleicht hat er vorhin eine genommen als auch ich etwas genommen habe? Wenn dem so ist, werde ich mich entschuldigen. Hier und da ist einiges verschwommen - ganz besonders nachdem hier zuhause das Adrenalin aus meinem Körper gewichen war. "Oh nein, tat das weh?" Ich bin gerade dabei sein Gesicht ganz vorsichtig mit dem feuchten Tuch abzutupfen und nun hat er das Gesicht verzogen. Sofort hat mein Blick den seinen gefunden nachdem ich zuvor mein Tun beobachtet habe, um sicherzugehen das ich behutsam vorgehe. Mein Herz schlägt von jetzt auf gleich viel zu schnell. Ich möchte ihm nämlich nicht weh tun und habe mich nun erschreckt. Er versichert mir zwar, dass alles in Ordnung ist, aber nun bin ich noch vorsichtiger. "Nur... ganz... leicht.", murmel ich vor mich hin, während ich auch noch die restlichen Stellen seines Gesichts säubere. Nachdem ich das Tuch in der Schüssel gesäubert habe, gehe ich damit sehr behutsam noch an seinem Haaransatz entlang und versuche sogar ein, zwei Locken zu säubern. Mir ist erst jetzt ins Auge gefallen, dass hier und da noch kleine Reste von Blut darin waren. Ich habe mich aber jetzt darum gekümmert und lehne mich etwas zurück, um sein Gesicht prüfend in Augenschein zu nehmen. "Es wird ein paar Tage brauchen bis..." Ich schlucke, denn da ist wieder dieses starke Bedürfnis ihm zu sagen, dass es mir leid tut. Wieder strömen unzählige Gedanken auf mich ein und die, die am stärksten klingen, lauten Das ist alles deine Schuld. und Nur deinetwegen sieht er so aus und hat Schmerzen. Ein leiser Gedanken hat sich bereits vorhin einige Male dazu geschlichen und auch jetzt höre ich ihn wieder. Wenn du nicht mit ihm zusammen wärst, dann würde es ihm jetzt gut gehen. Ich drehe mich ein Stückchen weg, um das Tuch fortzulegen, die Schüssel weiter weg zu stellen und dann die Salbe in die Hand zu nehmen. Dann drehe ich mich wieder zu ihm. "Du solltest auch eine deiner Schlaftabletten nehmen." Normalerweise würde ich ihm nicht zu dem Konsum von irgendetwas raten, aber seine Schlaftabletten sind ärztlich verschrieben und soweit in Ordnung. "Du musst..." Ich beuge mich vor, darauf bedacht ihn nicht aus Versehen irgendwo zu berühren wo es ihm weh tun könnte, und hauche ihm dann einen hauchzarten Kuss auf seine Stirn. "...schlafen, Babe. Du brauchst das." Sollte er dem zustimmen, hole ich ihm gleich eine aus seiner Tasche. Doch zuerst salbe ich ihm nun sein Gesicht ein - mit meinen Fingern dabei so wenig Druck ausübend, wie ich nur kann.
Sie ist so vorsichtig und liebevoll, dass mir schon wieder ganz warm ums Herz wird. Am liebsten würde ich die ganze Zeit lächeln, doch ich weiß, dass mir das nur weh tun würde und daher lächle ich einfach innerlich. Sie macht das wirklich toll. "Ich habe vorhin eine genommen, nachdem du dich hingelegt hast. Ich darf aber gleich..." Ich schaue kurz auf meine Uhr und dann wieder zu ihr. "...in zehn Minuten darf ich wieder eine nehmen." Ich seufzte leise. "Nicht wirklich. Aber das ist okay. Es hat den Schmerz etwas gedämpft." Immerhin das. Und ich kenne das schon. Also dass Schmerz nicht verschwindet, wenn ich eine dieser Tabletten nehme. Sie sind halt viel zu schwach. Als sie sogar mein Haar säubert, habe ich sogar noch mehr das Bedürfnis zu duschen. "Ich würde morgen gern versuchen zu duschen oder mich wenigstens zu waschen." Sie sieht wieder zu mir und ich nicke ganz leicht. "Du darfst mir gern dabei helfen." Ich bin nicht der Typ dafür, dass ich vor einen auf stark machen muss und außerdem glaube ich, dass ihr das auch gut tut und sie somit etwas ihre Schuld mildert. Ich hoffe es zumindest. Bei dem Kuss schließe ich meine Augen. Es fühlt sich so gut an ihre Lippen auf meiner Haut zu spüren. "Ja, ich sollte auf jeden Fall eine Tablette nehmen. Ich würde nämlich echt gern schlafen." Ich weiß nicht, ob es klappen wird, doch ich hoffe es. Ich muss zumindest einigermaßen fit werden, damit ich mich auch wieder um sie kümmern kann. Doch jetzt salbst sie mir erst einmal das Gesicht ein und das tut wirklich gut. "Ich danke dir." Sie ist fertig und holt nun die beiden Tabletten. Ich nehme sie mit einem Mal ein und trinke ordentlich Wasser. Natürlich holt sie sofort neues. "Denk dran Brenda zu schreiben. Sonst rückt hier wahrscheinlich die Kavallerie an." Wir müssen beide etwas lachen und verziehen gleichzeitig unser Gesicht. "Sie muss aufhören uns zum Lachen zu bringen." Ich lege meine Hand auf ihren Oberschenkel. "Leg dich bitte zu mir. Zumindest bis ich schlafe. Ich glaube... ich glaube sonst kann ich nicht schlafen." Ich schlafe so viel besser, wenn sie bei mir liegt und daher denkt sie auch gar nicht weiter darüber nach und legt sich zu mir. Wie schon vorhin sind wir uns nah, berühren uns und sehen uns noch eine ganze Weile ein. Doch die Erschöpfung ist groß und die Tabletten scheinen auch etwas zu helfen, sodass ich tatsächlich einschlafe.
Mir fällt ein Stein vom Herzen als ich mir sicher sein kann, dass er tatsächlich eingeschlafen ist. Seine Augen sind schon vor einiger Zeit, zweifelsfrei vor Erschöpfung, zugefallen. Seine Atmung klingt ruhig und seine Brust hebt und senkt sich in einem regelmäßigen Takt. Es ist für ihn nicht sehr einfach Schlaf zu finden, was mir immer mal wieder Sorgen bereitet. Doch heute braucht er den Schlaf ganz besonders und so beruhigt es mich, dass er ihn nun gefunden hat. Ich rege mich nicht. Ich möchte auf keinen Fall auf irgendeine Weise seine Ruhe stören. Deshalb betrachte ich ihn einfach nur. Wenn wir zwei nicht zusammen wären, wäre er nicht verletzt. Er würde hier nicht liegen, sondern sich vielleicht irgendwo amüsieren? Vielleicht wäre er mit Freunden unterwegs oder mit einer Frau? Einer Frau, dessen früherer Mann nicht derart gewalttätig ist. Es würde ihm zweifelsfrei besser gehen. Meine Augen füllen sich bei dem Gedanken mit Tränen. Wäre ich eine bessere Frau, dann hätte ich nie etwas mit ihm angefangen und hätte ihn nie in eine solche Situation gebracht. Dann würde ich das zwischen uns jetzt beenden, um ihn nie wieder in eine vergleichbare Situation zu bringen? Ich habe in den letzten Wochen so oft darüber nachgedacht, ob es nicht besser für ihn wäre, wenn er sich eine andere Frau suchen würde. Zugegeben aus ganz anderen Gründen, aber nachdem ich diese Gedanken in letzter Zeit mehr und mehr verdrängen konnte, werden sie nun durch den heutigen Tag wieder befeuert. Ich schlucke. Aber ich will nicht, dass er sich eine andere Frau sucht. Ich will ihn für mich! Was für schrecklich egoistische Gedanken. Ich schließe meine Augen und atme mehrmals tief ein, um mich zu beruhigen und nicht wieder zu weinen. Schlussendlich ist es seine Entscheidung. Mit diesem Gedanken tröste ich mich. Wenn ich das zwischen uns jetzt beenden würde, würde er das zulassen? Er kennt meine Gefühle für ihn. Wüsste er nicht genau was ich im Schilde führe? Er hat sehr deutlich gemacht, vorhin erst, dass er dieses uns möchte. Meine Gedanken kreisen weiter und weiter bis ich langsam, aber sicher einschlafe. Das war zwar nicht geplant, weil ich eigentlich die ganze Zeit über ihn wachen wollte, aber die Erschöpfung ist schlussendlich stärker als ich.
Es klingelt etwas. Es klingelt irgendwie vieles gleichzeitig. Ich brumme leicht und meine Augen öffnen sich langsam, da höre ich Mias Stimme ganz leise. Ich bin eingeschlafen. Entschuldige bitte, Brenda. Ganz leicht bewege ich mich. Es schmerzt, aber wenigstens meine Kopfschmerzen sind so gut wie weg. Das fühlt sich gut an. Ich melde mich morgen früh, okay? Langsam und vorsichtig stehe ich auf und ich treffe Mias Blick. "Ich muss auf Toilette." Sanft lächle sie an und gehe weiter ins Badezimmer. Sie hat mich nicht geweckt. Es waren unsere Handys. Es hätte wohl nicht mehr lange gedauert, bis Brenda hier aufgetaucht wäre. Mein Blick auf die Uhr in der Küche, haben wir tatsächlich etwa vier Stunden geschlafen. Höchst wahrscheinlich ist Brenda ebenfalls eingeschlafen. Aber anscheinend hatte auch Mia geschlafen, was mich sehr freut. Ich benutze die Toilette und wasche dann meine Hände. Beim Blick in den Spiegel sehe ich, dass sich nichts geändert hat. Was aber auch gut ist. So ist es zumindest nicht schlimmer geworden. Es ist mitten in der Nacht und wir sollten auf jeden Fall weiter schlafen. Uns scheint es ja auch soweit gut zu gehen, dass wir uns nicht mehr jede Stunde melden müssen. Ich gehe wieder zurück und Mia sitzt auf dem Bett. "Komm. Jeder nimmt nochmal eine Tablette und dann schlafen wir wieder." Denn auch wenn ich eben geschlafen habe, bin ich echt müde. Sanft lege ich meine Hand an ihr Kinn und streiche mit meinem Daumen darüber. Da sie dort nicht grün und blau ist, sollte es nicht schmerzen und da sie nicht zusammenzuckt, gehe ich davon aus, dass ich recht habe. "Es ist erstaunlich wie unfassbar gut ich neben dir schlafe. Die Kopfschmerzen sind so gut wie weg." Das ist diese Geborgenheit und tatsächlich mache ich mir, seitdem ich neben ihr so gut schlafe, die Hoffnung, dass ich irgendwann ganz normal schlafen kann. "Ja, du darfst die Tabletten holen." Ich lege mich wieder hin und Mia holt alles. Wir nehmen die Tabletten und legen uns wieder hin. Mia schläft vor mir ein, doch auch ich schlafe nochmal. Am nächsten Morgen sind Brenda und Billy zeitig wieder da und haben uns Essen mitgebracht. Mein Dad hat mir auch alles geschickt und wir treffen uns erst mit dem Anwalt, der uns dann zur Polizei begleitet. Das dauert alles lange. Mia hat viel zu erzählen und Tom nimmt die Anzeige auf. Unser Anwalt beantragt direkt, dass Steven nicht auf Kaution rauskommen kann, weil die Gefahr besteht, dass er uns aufsucht. Somit bleibt er erst einmal in Haft, was Mia sichtlich beruhigt. Es werden noch einige Gespräche mit dem Anwalt folgen, doch der Grundstein ist schon einmal gelegt, damit der Mann aus Mias Leben und auch aus unserem Leben verschwindet.
Es war wirklich ein guter aber auch sehr langer Tag. So schön es auch war, ich war echt froh, als wir uns alle voneinander verabschiedet hatten und Mia und ich uns auf den Weg zu ihrer Wohnung gemacht haben. "Der Tag war toll, aber ich leugne nicht, dass ich froh bin, dass er vorbei ist." Leise lache ich und ziehe meine Schuhe aus. Meine Tasche stelle ich erst einmal zur Seite. Dort sind Noten und so etwas drin - nichts was ich hier brauche. Klamotten habe ich hier und da wir in letzter Zeit sehr viel hier waren, sind es sogar schon einige. "Es tat unglaublich gut wieder zu spielen." Kaum hat sie ihre Schuhe ausgezogen, legen sich meine Hände an ihre Hüften und ich ziehe sie sanft zu mir. "Wir können gern gleich den Tag besprechen." Bevor sie noch etwas sagen kann, lege ich endlich endlich meine Lippen auf die ihren und küsse sie endlich. Meine Arme schlingen sich um ihren Körper und ich drücke sie fest an mich. Das tut so gut. In der Hinsicht zwischen uns war das heute wirklich ein schwerer Tag. Ich muss mich erst wieder daran gewöhnen, dass wir diese Wohnung verlassen und in der Außenwelt existieren. "Darauf warte ich schon den ganzen Tag." Ich lächle gegen ihre Lippen und küsse sie direkt weiter. Nur noch ein bisschen. Nur noch ein paar Sekunden.
Ich will ihm entgegen raunen, dass er den Mund halten und mich weiter küssen soll - als Bitte formuliert -, da tut er schon genau das ohne das ich etwas gesagt habe. Ich seufze gegen seine Lippen und erwidere dann auch den zweiten Kuss nur allzu gerne. Meine Lippen bewegen sich sehr geschmeidig und liebevoll auf den seinen, doch er schmeckt gewiss den Hunger, den ich nur bedingt unterdrücken kann. Wir haben uns zuletzt heute Morgen geküsst, was eine Ewigkeit her zu sein scheint. Ich bin es nicht mehr gewöhnt so lange auf seine körperliche Nähe verzichten zu müssen. Die kleinen, gestohlenen Berührungen auf dem Markt waren wunderschön und taten in der Sekunde sehr gut, aber es war nicht mit dem zu vergleichen, was wir uns in den letzten Wochen an Aufmerksamkeit schenken konnten. Erst die Tage vor seinen Prüfungen und dann die Tage danach, die wir uns noch gegönnt haben. Dann die Zweisamkeit, während er sich um mich und ich mich um ihn gekümmert haben nach den Geschehnissen in Vanilla. Und auch ansonsten waren wir viel zu zweit, wenn wir uns gesehen haben, sodass wir so vertraut miteinander umgehen konnten, wie wir das wollten. Das heute hat sich in einzelnen Momenten nicht gut angefühlt und da tut dieser Kuss gerade unglaublich gut. Ich habe meine Arme um seinen Nacken geschlungen und schmiege meinen Körper eng an den seinen und in seine Umarmung hinein. Ich ziehe den Kuss mehr und mehr in die Länge bis meine Lippen sanft zu pochen beginnen.
Meine Hände streichen über ihren Rücken und dadurch drücke ich sie nur noch enger an mich, auch wenn das gar nicht mehr geht. Wir küssen uns einen halbe Ewigkeit und unsere Lippen lösen sich erst voneinander, als wir beide keine Luft mehr bekommen. Was aber nicht bedeutet, dass wir die Nähe zueinander aufgeben. Unsere Lippen berühren sich bei jedem Atemzug, den wir nehmen. Ich habe meine Augen immer noch geschlossen und genieße es gerade so sehr, dass ich sie wieder berühren kann. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich spüre, dass ich gerade um einiges glücklicher bin, als den Rest des Tages. Ich war nicht unglücklich, ganz und gar nicht. Doch es gab Momente, in denen ich sie gern berührt oder geküsst hätte. Momente, in denen Gedanken aufkamen, die ich immer versuche zu verdrängen, weil ich mir eigentlich sicher bin, dass sie Blödsinn sind. Ich nehme eine Hand von ihrem Rücken und lege sie an ihre Wange. Wieder küsse ich sie - sanft, aber kürzer. Meine Lungen brauchen immer noch Sauerstoff. Sanft streicht mein Daumen über ihre Wange. "Willst du duschen? Oder dich hinsetzen? Du hast den ganzen Tag gestanden." Selbst als sie Pause hatte, hatte sie nicht gesessen. Ihr tun sicher die Füße weh.
"Ich bin mir gerade nicht sicher was ich will: Duschen? Sitzen? Liegen? Schlafen?" Ein leises Lachen folgt meinen Worten und ich bewege mich, sodass ich meine Stirn gegen seine Schulter lehnen kann. Seine Hand nimmt er dabei von meiner Wange und nur einen Atemzug später spüre ich sie wieder an meinem Rücken. "Ruth hat uns heute ein Paar genannt oder?" Ich bin mir eigentlich sehr sicher, dass sie es getan hat, aber wir haben auf dem Markt nicht darüber gesprochen. So als wäre es gar nicht passiert. Aber das ist es oder nicht? "Hast du das auch gehört?" Meine Arme bewegen sich ein kleines bisschen, sodass ich meine Hände auf seine Schulterblätter legen kann. "Es sind einige aus der Farmer-Market-Community, aber auch andere hier aus der Straße am Stand gewesen und ein, zwei, drei haben so mit mir und über dich gesprochen als wären wir ein Paar. Also wäre es selbstverständlich, dass es so ist. Eigentlich..." Ich hebe meinen Kopf wieder an, öffne meine Augen und blicke ihn wieder an. "...ist mir das schon in den letzten Tagen aufgefallen. Keiner hat es so direkt gesagt wie Ruth, aber trotzdem." Ich bin mir gerade nicht sicher was ich will: Duschen? Sitzen? Liegen? Schlafen? Reden. Ich will scheinbar reden.
Ich habe meinen Kopf etwas geneigt und sehe sie seitlich an, während sie anfängt zu sprechen. Bei ihrer Frage, ob ich es auch mitbekommen habe, dass Ruth uns ein Paar genannt hat, nicke ich. Sie wird es spüren und so muss ich sie nicht mit Worten unterbrechen. Anscheinend will sie gerade nicht duschen, sitzen, liegen oder schlafen. Meine Finger streichen sanft über ihren Rücken und ich lausche ihren Worten. Auch mir ist das alles durchaus aufgefallen. Vor einigen Wochen war es noch nicht so eindeutig, doch seit der Sache im Vanilla. Ich nehme meinen Kopf etwas zurück, als sie ihren hebt und wir uns ansehen. "Bradley hat dich vorhin meine Liebste genannt." Ich muss etwas grinsen. "Mir ist das auch schon aufgefallen. Schon relativ früh, weil ich dich immer grüßen sollte. Die Leute haben mich gefragt wie es dir geht - als müsste ich es wissen. Seit der Sache im Vanilla ist es extremer geworden. Ich glaube, dass das für viele eine Bestätigung war." Ich sehe sie an und hole tief Luft. "Ich... Mein Kopf dreht seitdem ein bisschen durch." Ihr Blick ist fragend und ich lächle leicht. "Ich weiß eigentlich, dass diese Gedanken nicht stimmen, doch sie sind immer Mal wieder da. Ich kann nicht dagegen tun und es tut mir leid." Ich seufzte leise und senke kurz meinen Blick. Doch dann sehe ich sie direkt wieder an. "Mir kam immer mal wieder die Frage, wieso wir weiterhin so tun, als wären wir nicht zusammen, obwohl sich doch so viele sicher zu sein scheinen. Viele vermuten es und meiner Auffassung nach ist es nicht dazu gekommen, dass sich unsere Beziehung negativ aufs Vanilla oder auf dich ausgewirkt hat. Berichtige mich bitte, wenn ich falsch liege." Ich atme durch. "Willst du es wegen mir weiterhin verstecken? Weil... ich so bin? Ich würde es verstehen. Wirklich." Ich habe meine Gedanken mit ihr geteilt, doch jetzt habe ich Angst vor ihrer Antwort. Doch ich würde es tatsächlich verstehen. Ich habe ihren Ex verprügelt, habe die Kontrolle verloren, ich bin dorgensüchtig. Alles gute Gründe nicht zu wollen, dass die Leute das zwischen uns erfahren.