Es ist wirklich eine gute Führung. Die verknüpft das Alte mit dem Neuen und das Tempo ist auch sehr angenehm. Wir lassen uns Zeit. Ich bin froh, dass Mia sich nie dazu gedrängt fühlt irgendetwas schneller zu mache. Dadurch nimmt sie das Tempo aus meinen Leben und genieße das sehr. Wir sind in einem Raum voller Gemälde und stehen nebeneinander. Unsere Finger spielen miteinander, ohne dass wir sie miteinander verschränken. Das haben wir auf dem Festival zum ersten Mal gemacht und seitdem immer wieder. Ich deute auf ein Bild und grinse leicht, weil mir die Geschichte dazu gefällt. Mia nickt und schenkt mir ein Lächeln. Wir sind ungefähr gleich auf bei der Audiospur. Ich glaube ich bin ein oder zwei Sekunden schneller. Im letzten Raum lässt sie sich besonders viel Zeit. Ich habe nicht darauf geachtet wie lange wir jetzt hier waren und das will ich auch gar nicht. Zeit spielt für uns gerade überhaupt keine Rolle. Ich beobachte sie wie sie umhergeht und sich alles genau anschaut, wie sie aus dem Fenster blickt und die Aussicht auf den Garten genießt, wie die Sonne ihr aufs Gesicht scheint und sie für einen Moment die Augen etwas zu lange als nur für einen Wimpernschlag geschlossen lässt. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und es bringt mich zum Lächeln wie sehr ich diese Frau liebe. Dann kommt sie zu mir. "Hat es dir gefallen?" Ich nehme ihr den Audio-Guide ab und hänge beide über eine der Kleiderständer, die extra für diese am Ausgang stehen.
"Sehr." Ich hake mich bei ihm ein, kaum das er unsere Audioguides an die richtige Stelle weggehängt hat, und schmiege mich dabei auch direkt an seine Seite. Wie selbstverständlich sind wir nicht stehen geblieben, sondern gehen langsam in Richtung des Ausgangs. "Danke, dass du mir das Schloss gezeigt und die Audio-Guides organisiert hast." Ich schaue im Gehen von der Seite zu ihm hinauf und lächle als sich dann unsere Blicke treffen. "Das hat mir gefallen." Wir kommen zu dem Ausgang - einer großen, schweren Tür, die schon beinahe als Tor durchgehen könnte. Ich bleibe stehen und er tut es mir gleich. Wir stehen genau mittig davon und da die Flügel weit geöffnet sind, können wir hinausblicken. Wir stehen niemandem im Weg und können den Ausblick so für einen Moment genießen. "Ist es nicht beeindruckend, wer an dieser Stelle vielleicht schon alles innegehalten und hinaus geschaut hat, sowie wir beide gerade? Vielleicht allein, vielleicht zu zweit und so untergehakt wie wir, aber vielleicht auch in einer Gruppe voller Lachen. Vielleicht stand die Sonne am Himmel. Vielleicht hat es geregnet. Ich liebe es mir so etwas vorzustellen." Ich seufze ganz leise. "Wunderschön." Noch einmal schaue ich zu ihm, doch dann wieder nach vorne und wir setzen uns zeitglich in Bewegung, um das Schloss zu verlassen. Ganz kurz, schmiege ich mich im Gehen noch einmal enger an ihn und drücke dabei sanft seinen Arm. "Ich bin so froh darüber mit dir hier zu sein, Tristan." Er lenkt unsere Schritte, führt mich unaufdringlich in eine Richtung von der sich nach kurzer Zeit herausstellt, dass es hier zur Orangerie geht. "Oh, ich bin so gespannt."
"Ich bin auch froh mit dir hier zu sein." Ich lächle sie an und wir schlagen den Weg Richtung Orangerie ein. "Danke, dass du mir diese Welt ganz neu zeigst." Sie teilt ihre Gedanken mit mir und dadurch beflügelt sie meine einen ähnlichen Weg zu gehen, Kleinigkeiten wahrzunehmen und diese auch schätzen zu lernen. Wie auch eben, als wir in dieser Tür standen. Ich wäre nur durchgegangen, ohne auch nur einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Doch sie hat inne gehalten, diesen Moment besonders gemacht und sich vorgestellt wer alles in den vergangenen Jahrhunderten dadurch gegangen ist. Ich liebe sie nur noch mehr dafür, dass sie so etwas mit mir teilt und diese Momente so besonders macht. Diese Innehalten ist einfach wundervoll. Unsere Blicke treffen sich wieder und dann bin ich es der stehen bleibt. Es sind nur noch ein paar Meter bis zur Orangerie, doch wir bleiben kurz stehen. Ich löse mir einen Moment von ihr, doch nur um ihr direkt wieder näher zu kommen. Meine Hände legen sich an ihre Wangen und sie nimmt ihren Kopf etwas zurück, damit wir uns besser ansehen kann. "Danke, dass du mich liebst." Und sie macht das so gut. Sie liebt mich so gut. Noch nie habe ich mich so geliebt gefühlt, noch nie habe ich mich so gut dabei gefühlt geliebt zu werden. "Ich liebe dich." Sanft streichen meine Daumen über ihre Wangen und mir wird warms ums Herz, als ich ihren Blick sehe. Nicht nur, dass sie schon die ganze Zeit so extrem glücklich erscheint. Jetzt hat sie dieses bestimmtes Leuchten in den Augen, das sie nur hat, wenn ich ihr sage, dass ich sie liebe. Ich beuge mich zu ihr hinunter und küsse sie - sehr zärtlich, sehr liebevoll, aber mit Nachdruck.
Oh, ich liebe dich auch. Meine Lippen formen sich zu einem Lächeln, auch wenn das nicht einmal im Ansatz widerspiegelt, was er mich gerade alles empfinden lässt. Würde er nun eine seiner Hände auf meine Brust legen, anstatt mit ihnen beiden meine Wange zu halten und zu streicheln, würde er spüren, wie schnell mein Herz für ihn schlägt. Meine Augen schließen sich und meine Lippen teilen sich, um die seinen mit einem sehr leisen Seufzer zu begrüßen. Diese erste, sanfte Berührung bringt meine Lippen dazu zu kribbeln und für einen kurzen Moment lächle ich sogar noch mehr als zuvor - bis er mich küsst. In dem Moment, in welchem er seine Lippen zu einem Kuss auf den meinen zu bewegen beginnt, ist das Lächeln fort und ich erwidere diesen gefühlsgelandenen Kuss so liebevoll mir nur irgendwie möglich. Meine Hände hatten nach seinen Hüften gegriffen, doch nun wandern sie an seinem Körper entlang hinauf zu seiner Brust. Vergessen ist in diesem Moment wo wir sind, wann wir sind und alles andere. Wie lange wir da stehen und uns küssen, kann ich nicht einschätzen, doch als wir uns ganz langsam voneinander trennen, und kommt es mir wie eine süße Ewigkeit vor. Noch spüre ich seinen Atem auf meine Lippen und ich halte meine Augen noch ein, zwei, drei Sekunden geschlossen. "Mein erster Kuss in einem Schlosspark.", wispere ich leise. Wieder ein erstes Mal. Wir sammeln diese.
Leise lache ich. "Meiner auch." Wir flüstern nur. Nur langsam öffne ich meine Augen wieder und es dauert noch eine Sekunde, bis auch ihre Augen sich wieder öffnen und wir uns ansehen. Würden wir in Worte fassen, was unsere Augen gerade sagen, würden wir wohl das Thema wechseln und übers Wetter sprechen. Wir stehen noch einen Moment da, bevor wir uns langsam voneinander lösen. Sie hakt sich wieder bei mir ein und wir gehen zu der Orangerie. Es ist irgendwie cool zwischen den Baumen entlang zu gehen, an denen Orangen hängen. Es sind viele Bäume, eng aneinander gepflanzt und man kommt gerade so durch. Es sind nicht viele Menschen hier unterwegs, aber ein paar. "Warte kurz." Ich löse mich von ihr und spreche ein Pärchen an. Sie sind nicht aus Frankreich und so sprechen wir englisch miteinander, auch wenn sie einen Akzent haben. Vielleicht spanisch? Oder portugiesisch? Auf jeden Fall gebe ich ihnen meinen Handy und gehe wieder zu Mia. Sie weiß genau was ich die beiden gefragt habe und wir nehmen Position ein. Es ist nicht so, dass wir auf jedem gestellten Foto gleich aussehen. Oh nein. Aber wir finden immer zusammen eine gute Position. Ihre Hand liegt auf meiner Brust, ich habe meinen Arm über ihre Schultern gelegt und wir lächeln in die Kamera. Die Frau macht ein paar Bilder und als sie zufrieden ist, nickt sie und ich gehe zu ihr, um mein Handy zurückzuholen. Ich schaue mir kurz die Bilder an und bedanke mich. Ich biete ihnen an auch ein Foto von ihnen zu machen, was sie aber ablehnen. Mia ist dieses Mal mit mir gekommen und hält mein Handy in ihren Händen und schaut die Bilder durch. Auch sie scheint zufrieden zu sein. "Das Licht ist toll, oder?" Und wir sehen verdammt glücklich aus. "Komm, lass uns noch ein bisschen gehen." Ich mag es zwischen den Bäumen irgendwie und so gehen wir weiter, nachdem ich mein Handy weggesteckt habe und sie sich wieder eingehakt hat. "Ich habe eine Frage an dich. Sie ist gleichzeitig ohne Hintergedanken und irgendwie auch nicht." Ich muss etwas lachen und sehe zu ihr. Zumindest ist es kein aktueller Hintergedanke - eher ein zukünftiger.
Ich habe schon beschlossen, welches der Fotos ich rahmen und in unserer gemeinsamen Wohnungen aufstellen oder hinhängen werde. Inzwischen gibt es das ein oder andere Foto von uns. Auf unseren Mobiltelefonen sind es sogar einige. Doch wir lassen nicht alle entwickeln und rahmen, sondern nur die besonderen, die an deren unseren Herzen hängen, wie zum Beispiel das Foto von uns an dem Abend seines Konzertes - es war das Erste, welches wir als Paar von uns haben schießen lassen. An diesem Abend hat er mich das erste Mal ganz ohne Seitengasse oder andere Versteckmöglichkeit in der Öffentlichkeit geküsst. "Das ist es!", stimme ich ihm zufrieden zu - zufrieden mit der Gesamtsituation. Es ist schön sich mit ihm durch die Bäume zu bewegen - ganz ohne Eile, einfach nur auskostend, dass wir gemeinsam hier sind. Doch seine weiteren Worte reißen mich aus meinen Gedanken und ich blicke"Nun bin ich aber gespannt.", lache ich leise. Meine Füße tragen mich weiter durch die Bäume hindurch - eng an seiner Seite. Immer wieder fällt Licht durch die Äste und die warmen Strahlen der Sonne spielen mit seinen dunklen Locken. Doch durch seine Frage, ist meine Aufmerksamkeit mehr auf sein Gesicht gerichtet. Er hat gelacht als er seinen letzten Satz formuliert hat, was mich annehmen lässt, dass er mir keine Frage stellen wird, die mich in Tränen ausbrechen lässt oder dergleichen.
Ich hoffe sehr, dass diese Frage sie nicht in Tränen ausbrechen lässt. Tatsächlich kam die Frage mir immer mal wieder in den Sinn, doch irgendwie habe ich sie nie gestellt. Ich weiß auch nicht warum. Eben kam sie mir wieder in den Sinn, nachdem wir uns geküsst hatten. Ihre Antwort wird überhaupt nichts an meinen Gefühlen zu ihr ändern und ich hoffe, dass sie das weißt. Denn mit dieser Frage kommt auch ein gewisser Wunsch meinerseits. Nichts aktuelles, aber für unsere Zukunft. Wir gehen noch ein paar Schritte, doch ich spüre, dass sie mich ansieht. Auch mein Blick geht zu ihr und ich lächle sie an. "Kannst du dir vorstellen irgendwann nochmal zu heiraten?" Ich weiß, dass sie sehr jung war als sie geheiratet hat. Und diese Hochzeit hat nichts Gutes mit nachsichgezogen. Ich könnte verstehen, wenn sie sich dazu entschieden hätte es nicht noch einmal zu tun und es wäre okay für mich. Das wäre es wirklich. Es ist für mich kein Grund diese Beziehung zu beenden. Jetzt nicht und auch nicht in Zukunft. Doch kann ich mir vorstellen sie irgendwann zu heiraten? Ja, auf jeden Fall. Es würde mir sehr gut gefallen. Doch selbst, wenn wir nie heiraten wäre ich immer noch der glücklichste Mensch auf diesen Planten. Auch wenn Mia Dupont viel besser klingt als Mia Walsh.
Ob sich so ein Herzstillstand anfühlt? Ich lasse meiner Reaktion freien Lauf und so weiten sich für den Bruchteil einer Sekunde meine Augen und mein Lächeln mutet ein bisschen weniger an. Weil ich die Frage schrecklich finde? Nein. Weil ich sie absolut nicht habe kommen sehen. Der Mann an meiner Seite kennt mich, meine Mimik und Gestik inzwischen und so wundert es mich nicht, dass seine Mundwinkel ein kleines bisschen in die Höhe zucken, weil er sich der Tatsache bewusst ist, dass er mich erwischt hat. "Interessante Frage." Das meine ich ernst. Meine Lippen teilen sich von Neuem, doch dieses Mal, um erst einmal tief ein- und wieder auszuatmen. Nun muss ich selbst ein kleines bisschen lachen. "Eine wirklich sehr interessante Frage mit der ich mich noch nicht genauer auseinandergesetzt habe." Wieder lache ich leise und ich nehme mir ein paar Sekunden bevor ich weiterspreche und er gibt mir diese auch ohne irgendein Zeichen der Ungeduld. "Man sollte meinen, dass ich das bereits getan hätte, oder? Aber nach meiner Scheidung, war Heirat und alles was damit zu tun hatte nichts worüber ich nachdenken wollte. Es gab auch nie einen Mann dessen Existenz mich dazu gebracht hätte darüber nachzudenken." Ich lenke meinen Blick wieder von ihm nach vorne. "Aus dem Bauch heraus lautet meine Antwort: Ich kann es mir vorstellen. Irgendwann. Denn deine Frage hat mir keine Angst gemacht. Sie hat kein schlechtes Gefühl in mir ausgelöst." Ich drücke sanft seinen Arm. "Warum fragst du?" Er hat mich damals nach Kindern gefragt und das nicht ohne Hintergedanken. "Möchtest du nicht heiraten?" Meine Frage und Stimme sind gänzlich wertfrei, denn ich bin nur neugierig. Würde es mich stören, wenn er nicht heiraten wollen würde? Absolut nicht. Immerhin habe ich bis vor wenigen Sekunden nicht darüber nachgedacht. Ich bin mit ihm zusammen und kann mir zurzeit nicht vorstellen, dass ich es jemals nicht mehr sein wollen würde. Dazu brauche ich jedoch keinen Trauschein.
Ich muss tatsächlich etwas grinsen bei ihrer ersten Reaktion. Ich habe sie eiskalt erwischt mit dieser Frage, oder? Doch sie ist nicht abrupt stehengeblieben, sondern wir gehen langsam weiter unter und zwischen den Orangenbäumen. Als sie meint, dass sie sich damit noch nicht genauer auseinander gesetzt hat, sehe ich sie etwas überrascht an - doch sie erklärt es und ich nicke leicht, denn ich kann es verstehen. Zumindest soweit ich es kann. Ich war noch nicht verheiratet, doch ich hatte schon Beziehungen. Nach meiner letzten hatte ich auch kein Interesse daran an eine neue zu denken. Bis Mia wieder in mein Leben getreten war. Ihre Antwort bringt mich zum lächeln. Sie weiß, dass ich jetzt nicht vor ihr auf die Knie gehen werde und sie bitte meine Frau zu werden. Doch so weiß ich, dass es eine Chance gibt, dass sie irgendwann ja sagen wird. Als sie mir ihre Fragen stellt und meinen Arm drückt, sehe ich zu ihr und lächel sie an. "Doch. Ich würde dich gern irgendwann heiraten." Meine freie Hand legt sich auf ihre an meinem Arm. "Ich habe tatsächlich noch nie wirklich darüber nachgedacht. Doch irgendwie kam mir der Gedanke immer mal wieder in den Kopf. Anfangs tatsächlich nur wegen deines Nachnamens." Sie sieht mich einen Moment fragend an. Ich weiß wieso sie diesen immer noch trägt. Ich habe sie genau danach gefragt, nachdem sie mir erzählt hatte, dass sie schon einmal verheiratet war. "Ich möchte, dass du einen Namen trägst, den du magst. Der dich an Liebe erinnert und nicht nur daran wer du mal warst und wie du nicht mehr sein willst. Du sollst ein Lächeln auf den Lippen haben, wenn du irgendwo unterschreibst. Und vielleicht würde mein Name das ja hinbekommen." Ich schenke ihr ein kleines Lächeln. Die Überlegungen sind nach der Sache im Vanilla in mir aufgekommen. Auf einmal war dieser Exmann real und diese Ehe auch. Und beides war nichts gutes, wie ich erfahren musste. "Doch aus dieser kleinen Überlegung würde auf einmal ein Gefühl. Das es schön wäre, wenn wir denselben Namen tragen, dass nur noch ein Name am Klingelschild steht. Dass ich einen Ring trage von dem du das Gegenstück trägst." Auf einmal verdrehe ich meine Augen und blicke mich um. "Wir haben wirklich Glück mit dem Wetter, oder?"
Ich würde dich gern irgendwann heiraten. Seine Worte hallen durch meine Gedanken wider. Ich würde dich gern irgendwann heiraten. Das hat er vorher ncicht so genau formuliert. Er hat gesagt: Kannst du dir vorstellen irgendwann nochmal zu heiraten? Rechne ich damit, dass er nun im Sonnelicht, welches sich durch das Blätterdach kämpft, vor mir auf die Knie geht und mich bittet seine Frau zu werden? Natürlich nicht. Mir ist seine Wortwahl bei seiner Frage und seiner Antwort auf meine Frage nur nicht entgangen. So überrascht es mich nicht, dass seine nächsten Worte kein Antrag sind und ich lächle, weil sie so schön sind und von Liebe zeugen. Als sich unsere Blicke ein weiteres Mal treffen, lächelt auch er. Tristan hat sich Gedanken gemacht - zumindest erscheint es mir in diesem Moment so. Seine Worte klingen als hätte er sich schon eine Weile damit beschäftigt und nicht so als würden ihm diese Gedanken just in diesem Moment kommen. "Wir haben wirklich sehr gutes Wetter.", lache ich leise und dann drücke ich wieder seinen Arm - nur ganz sanft, aber spürbar. Wir gehen noch ein paar Schritte und ein weiteres Mal lasse ich mir all seine Worte durch den Kopf gehen. Mein Herz ist bei diesen aus dem Takt geraten, aber es ist nicht außer Kontrolle, wie so oft, wenn ich mit ihm Zeit verbringe oder auch hin und wieder, wenn ich nur an ihn denke, sondern auf sehr angenehme Weise. Angenehm trifft es nicht. Mein Herzschlag sorgt dafür, dass ich mich noch wohler fühle. Er sorgt dafür! Ich bleibe stehen, nicht allzu abrupt, aber so das auch er stehen bleiben muss. Ich strecke mich auf meinen Zehenspitzen zu ihm hinauf und hauche ihm einen Kuss auf seine Wange - ich spüre dabei, dass er lächelt. "Ich bin mir ganz sicher, dass es mich sehr glücklich machen würde wenn ich mich irgendwo mit deinem Namen vorstellen oder damit unterschreiben würde.", flüstere ich ihm zu bevor ich ihm noch einen Kuss gebe. "Ein Mann, der sich solche Gedanken macht, wäre ein sehr guter Mann. Ein Mann, der mich glücklich machen würde und den ich glücklich machen wollen würde. Sehr glücklich." Ich stelle mich wieder richtig hin und wir setzen uns wieder in Bewegung. Der folgende Gedanke kommt mir nicht oft, man könnte beinahe sagen, dass er mir fast nie kommt, weil ich sehr schnell gemerkt habe, dass sein Alter nichts, aber auch wirklich nichts über ihn aussagt, aber jetzt denke ich ihn: Für einen Mann in seinem Alter ist er gedanklich und von Herzen so viel weiter als alle Männer, die ich kenne. Und das finde ich über alle Maßen anziehend.
Meine Wange kribbelt noch von ihrem Kuss - oder vielleicht doch eher von den Worten, die sie danach gesagt hat? Wir gehen mittlerweile weiter und mein Blick geht zu ihr. Direkt schlägt mein Herz wieder schneller. Es hatte sich gerade etwas beruhigt nach meinen Worten. Ihre Worte und die Gefühle, welche diese auslösen, lassen es aber wieder schneller schlagen. Ich will ihr ein guter Mann sein. Ich will, dass sie glücklich ist. Ich will sie genauso glücklich machen wie sie mich glücklich macht. Ich liebe Mia. Das steht unumstößlich für mich fest. Ich weiß auch, dass diese Liebe sehr intensiv ist. Sie ist anders als in meiner vorherigen Beziehung. Da gab es keine Überlegungen wegen der Zukunft. Und ich hatte meine Zukunft durchgeplant. Allerdings nicht mit dieser Frau. Jetzt ist da auf einmal sehr viel Zukunft. Ich möchte, dass Mia Teil meiner Zukunft ist. Sie soll dieser Teil sein, der feststeht. Einen Job kann man wechseln, man kann sich neu orientieren und etwas ganz anderes machen. Ich möchte das nicht und ich will gar nicht daran denken. Dennoch kann ich mir das besser vorstellen, als eine Zukunft ohne sie an meiner Seite. Wir sind vor der Tür des Ladens, der zu der Orangerie gehört und erneut geht mein Blick zu ihr. Auch sie sieht mich an und wir bleiben kurz stehen. Als würde sie spüren, dass ich ihr etwas sagen will. "Je t'aime, Mia. Je t'aime pour toujours." Ich beuge mich zu ihr und küsse sanft ihre Stirn, bevor wir den Laden betreten. "Wir sollten für Großmutter so einen Likör mitnehmen. Sie steht auf sowas." Direkt am Eingang stehen die Flaschen mit dem Orangenlikör und die ältere Dame wird sich sicherlich darüber freuen.
Meine Augen schließen sich für diesen wundervollen Moment in welchem seine weichen Lippen meine Stirn küssen. Seine Worte haben mein Herz schon wieder aus dem Takt gebracht - von der Sekunde an in welcher mir die Bedeutung seines zweiten Satzes bewusst wurde. "Natürlich." Bin ich schon wieder ganz im Hier und Jetzt nachdem er mir solche Worte gesagt und mich so auf die Stirn geküsst hat? Nein. Ich folge ihm dennoch in den kleinen Laden, der augenscheinlich zu der Orangerie gehört. Mein Blick versucht sogleich alles auf einmal zu erfassen, was mir jedoch nur bedingt gelingt. Stattdessen konzentriere ich mich nun auf seine Worte und den Likör, der im Eingangsbereich steht. Ich bleibe stehe und begucke mir die kleinen Flaschen. "Ja?" Ich nehme eine in die Hand und begutachte das Etikett. Als ich die Flasche umdrehe findet man auf dem hinteren Etikette einen kleinen Text. Ein paar Worte kann ich mir übersetzen, aber nicht alle und so halte ich ihm die Flasche hin und bitte ihn lächelnd sie mir zu übersetzen. "Was steht da, ma chérie? Die Geschichte des Likörs? Kann das sein? Wir er hier im Park gemacht?"
Wir stehen dicht beieinander und berühren uns ganz leicht, während sie sich eine der Flaschen genommen hat und sich diese ansieht. Mein Blick geht kurz zu ihr und ich nehme ihr lächlend die Flasche ab und lese den Text. Ich muss einen Moment nachdenken, denn manchmal ist es nicht so leicht Texte aus einer Sprache, die man spricht, in eine andere Sprache zu übersetzen, die man ebenfalls spricht. Als bräuchte das Gehirn einen Moment um umzuschalten. "Hier steht, dass der Likör schon seit über hundert Jahren nach demselben Rezept hergestellt wird und man gar nicht mehr weiß woher dieses eigentlich stammt." Ich halte ihr die Flasche hin und deute auf die Worte und Sätze, die ich ihr übersetze. "Die Orangen kommen hier aus dem Park, der Likör wird aber in der Stadt hergestellt. Und hier steht noch, dass man die Sonnenstrahlen schmecken kann, die die Orangen haben reifen lassen." Wieder treffen sich unsere Blicke und sie nimmt mir dir Flasche wieder ab. Ich blicke mich derweilen um und greife nach einem Körbe neben dem Eingang, damit wir dort alles reinlegen können, was wir noch so finden.
"Oh... das gefällt mir." Ich stelle die Flasche behuntsam in den Korb, den er genommen und mir dann hingehalten hat. "Ganz sicher, dass ihr der gefallen wird?", frage ich mit einem Seitenblick zu ihm. "Der Likör. Die Blumen." Es würde mich sehr freuen, wenn wir seiner Großmutter mit kleinen Geschenken eine Freude bereiten würden, obwohl ich mir sehr sicher bin, dass sie sich am Meisten über ihren Enkel freuen wird. Wie lange ist es nun her, dass sie sich gesehen haben? Zu lange. Für die Familie ist jede Zeitspanne zu lang. Wir bewegen uns durch den kleinen Laden - mal nebeneinander her, mal ist er schneller, mal bin ich es. Wir finden immer wieder zueinander, so wie als er sich zu mir gesellt, während ich an einem kleinen Beutel rieche. "Hier.", sage ich lächelnd und dann halte ich ihm vorsichtig den Beutel hin, damit auch er daran riechen kann. "Darin sind Blüten und getrocknete Orangenschalen, wenn ich das Schild richtig lese. Man kann diese Beutel zwischen seine Kleidung oder auch in seine Wohnung legen, damit es gut durftet. Richtig?" Ich habe gesehen, dass sein Blick, nachdem er an dem Beutel gerochen hat, hin zu dem Schild gegangen ist von dem auch ich meine Information habe. "Wenn es dir auch gefällt, würde ich zwei einpacken."
"Sie wird sich sehr darüber freuen." Da bin ich mich sehr sicher. Mia wird zauberhafte Blumen für sie aussuchen und der Likör wird ihr munden. Ich freue mich sehr darauf, dass die beiden sich kennenlernen werden. Und ich bin sehr gespannt darauf wie die beiden Frauen sich verstehen werden. Auch wen ich überhaupt keine Angst davor habe, dass es da zu kompletten Antipathien kommen könnte. "Ich habe schon einmal Saft eingepackt." Es sind erstmal nur zwei Flaschen, doch wir können immer noch einmal herkommen, wenn wir mehr möchten. Immerhin müssen wir das auch nach Hause bekommen. Dann schaue ich mir den Sack an, den Mia mir hinhält. Besser gesagt lese ich das kleine Schild und schaue dann zu ihr. "Du wirst immer besser." Da ist wieder dieser Stolz. Ich bin auch sehr stolz auf sie, dass sie hier Französisch spricht. Sie könnte sich auch dahinter verstecken, dass ich es kann. Doch das tut sie nicht. Ich beuge mich etwas tiefer und sie hebt den Beutel etwas mehr an, sodass ich daran riechen kann. Es riecht herrlich frisch und ein kleines Bisschen nach Weihnachten. "Pack ein." Ich zwinkere ihr zu und kaum sind die beiden Beutel im Korb, gehen wir weiter. "Wollen wir noch Orangen mitnehmen?" Ich stehe in einer Ecke zwischen mehreren Körben, die voll sind mit Orangen und grinse sie an. Das ist ein verdammt guter Tag.