Ich grinse einfach nur und lasse mich von ihr mitziehen. Sie ist so wundervoll. Ich war schon auf dem Eifelturm, doch ich habe noch nie eine Frau unter diesem geküsst. Sie wird die erste sein. Wieder ein erstes Mal. Ich werde auch der Erste sein, den sie hier küssen wird. Ich hoffe, dass ich auch der letzte sein werde. Ich möchte so sehr, dass das mit uns funktioniert und wir beide uns ein Leben aufbauen, eine gemeinsame Zukunft. "Es gibt einen Fahrstuhl." Ich lache leise, denn sie zieht mich immer noch mit sich. "Bis zur zweiten Etagen kann man die Stufen nutzen. Man kann aber auch dort den Fahrstuhl nehmen. Ganz wie du möchtest." Wir bewegen uns zwischen den großen Füßen des Eifelsturm und wir sind nicht die einzigen, die sich hier küssen wollen. Es sind nicht unendlich viele Menschen doch hier, doch einige und einige davon küssen sich. Als sie gerade nicht zu mir schaut, sondern nach oben schaut, bleibe ich stehen und ziehe sie zu mir. Ein kleiner Laut der Überraschung kommt von ihren Lippen, als sich ihr Körper in meinen schmiegt. Meine Hand löst sich aus ihrer und mein Arm legt sich um sie. Meine andere Hand legt sich an ihr Kinn und ich streiche mit meinem Daumen über ihre Unterlippe. "Du bist die erste, die ich hier küsse. Und die letzte." Meine Worte sind nur ein Flüstern und meine Hand streicht zu ihrer Wange und ich beuge mich zu ihr hinunter, um ihr endlich ihren Kuss zu geben. Ganz sanft streichen meine Lippen über die ihre und dann küsse sie - fest und sehr liebevoll.
Oh! Er tut es schon wieder. Er macht mich sprachlos. Er sorgt dafür, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Wie er mich mit seinem einen Arm festhält und mich sanft an sich drückt. Wie seine Hand mein Kinn berührt und sein Daumen über meine Unterlippe streicht. Das macht mich nicht nur unter diesem Wunderwerk an Baukunst schwach, sondern in jeder Situation. Da gibt es nur noch ihn und mich unter dem Wahrzeichen dieser wunderschönen Stadt und mein Herz trommelt viel zu schnell in meiner Brust. Schon allein dieser Blick seinerseits verdreht mir den Kopf. Meine Lippen teilen sich ein winziges Stückchen und gewiss kann er spüren, wie mein Atem seinen Daumen streift. Du bist die erste, die ich hier küsse. Und die letzte. Seine Worte sind nur ein Flüstern und eben dieses hallt in meinen Gedanken wider. Habe ich mir nicht gerade erst, vor nur wenigen Sekunden, genau das gewünscht? Ich neige meinen Kopf noch wenige Millimeter weiter in meinen Nacken und mein Blick wandert unter nur noch halb geöffneten Lidern und dichten Wimpern hervor von seinen Augen hin zu seinen Lippen. Seine Finger hinterlassen eine kribbelnde Spur auf meiner Haut als sie sich von meinem Kinn hin zu meiner Wange streicheln und dann streichen auch schon seine Lippen über die meinen. Wie so oft habe ich meine Hände auf seiner Brust gebettet und nun krümmen sich meine Finger um den Stoff seines Oberteils. Nur noch ein Atemzug und dann schließen sich meine Augen und ich erwidere seinen Kuss voller Hingabe und Liebe. Mein Körper schmiegt sich noch enger an den seinen und dann sind nicht nur all die Menschen, sondern tatsächlich auch der Turm um uns herum vergessen. Der Ort ist nicht mehr wichtig. Die Zeit ist es auch nicht. Wie lange wir uns küssen? Eine wundervolle Ewigkeit und auch dann nur löse ich mich langsam von seinen Lippen, weil meine Lungen dringend Sauerstoff benötigen. Ich entferne mich jedoch nur gerade soweit, dass er noch das Lächeln spüren kann, welches meine Lippen ziert. "Oh... diese Lippen sollen definitiv nie wieder eine andere Frau küssen.", flüstere ich ganz leise als Anspielung auf seine Worte. "Die Erste und Letze bin ich."
Es gab schon einige besondere Küsse zwischen uns. Diese Küsse, bei denen du alles vergisst, bei denen es nur noch dich und die Person, die du liebst, gibt. Der Kuss im Grunge, der Kuss in der Gasse, der Kuss nach meinem Konzert... und noch weitere. Nun gibt es noch einen weiteren Kuss, der sich bei diesen einreiht. Wir schmiegen uns aneinander, ihre Lippen sind weich, sie schmeckt nach Liebe. Es ist einfach perfekt. Ich nehme nur noch sie wahr und erst als ihre Lippen sich von meinen lösen, höre ich auf einmal wieder die Stimmen um mich herum, ohne ihnen bewusst zu lauschen. "Diese Lippen werden nie wieder eine andere Frau küssen." Um diese Worte zu besiegeln, bekommt sie noch einen Kuss. Er dauert nicht so lang an wie der vorherige, aber er ist nicht weniger liebevoll. Ich habe ihr vorhin gesagt, dass ich mir vorstellen kann sie irgendwann zu heiraten und das habe ich auch so gemeint. Mit ihr kann ich es mir vorstellen. Meine Hand streicht über ihren Rücken, mein Daumen an ihrer Wange über ihre Haut und habe meine Augen immer noch geschlossen. "Je t'aime, mon amour. Je n'ai jamais aimé quelqu'un autant que toi." Meine Stirn lehnt sich an ihre und ich lächle einfach nur vor mich hin. Ich habe diesen Ort nie als romantisch empfunden, doch gerade fühlt er sich so an - so besonders. Als würde die Liebe hier alles umgeben.
Nicht jedes der französischen Worte, die aus seinem Mund so wundervoll melodisch und betörend klingen, verstehe ich, doch ich verstehe genug. Die Bedeutug der Worte lassen mein Herz sogar noch mehr aus dem Takt geraten als es das ohnehin schon war. Mit geschlossenen Augen, meiner Stirn an der seinen und meinen Fingern an seiner Brust halte ich ihn fest. Nicht nur ihn, sondern auch diesen Moment. Er lässt mich so viel Liebe und Glück spüren, dass mir ganz schwindelig ist. Vielleicht hat das auch mit seinen Küssen zu tun oder es ist eine Mischung aus allem. Vermutlich letzteres. Meine Lippen formen sich zu einem Lächeln und koste jede einzelne Sekunde in vollen Zügen aus. "So darfst du mich da oben nicht küssen.", lache ich leise. Es klingt fast so als wäre ich atemlos. Ein bisschen bin ich das tatsächlich. "Sonst falle ich runter." Als er meint, dass er das niemals zu lassen würde, lache ich noch einmal ganz leise. "Natürlich nicht." Ich bewege meinen Kopf ganz vorsichtig. Meine Nasenspitze streift hauchzart die seine, es vergehen ein, zwei, drei Sekunden und dann küsse ich ihn vorerst ein letztes, sehr zärtliches Mal bevor ich mich dann von ihm löse. Ich öffne meine Augen wieder und das Erste das ich sehe sind seine Augen. Nun lächle ich wieder. "Oh und wie ich die Letzte sein werde." Meine Hand greift nach der seinen und mit einem zuversichtlichen Lächeln auf meinen Lippen, wende ich mich dem Weg zu, den wir nehmen müssen, um unseren Worten Taten folgen zu lassen. "Treppenstufen und Fahrstuhl?", lache ich. "Sonst musst du mich vielleicht heruntertragen, wenn wir all die Stufen nehmen."
Die Schlange ist zum Glück nur kurz und ich drücke sanft ihre Hand. "Treppen und Fahrstuhl klingt gut. Die zwei Etagen schaffen wir." Ich grinse leicht und kaufe uns dann die Tickets, sodass wir uns auf den Weg machen können. Tatsächlich bleiben wir des öfteren stehen, weil Mia Fotos machen möchte - vom Ausblick, von mir. Auch ich fotografiere sie - natürlich nur für Brenda. Wir machen sogar Selfies. Wir schauen uns die Fotos nicht direkt an, doch ich bin mir sehr sicher, dass wir unglaublich glücklich aussehen. Oh, wir werden Brenda das tollste Geschenk überhaupt besorgen, als Dank, dass sie uns das hier ermöglicht. Es tut richtig gut. Ich liebe den Alltag mit Mia, auch wenn dieser sich bald noch etwas ändern wird, da die Uni wieder losgeht und vor allem weil wir zusammenziehen werden. Auch darauf freue ich mich, doch ich genieße es gerade wirklich sehr, dass es nur uns gibt und es auch einfach nur um uns geht. Das ist wundervoll. Auch ich mache einige Fotos und wir brauchen wirklich eine ganze Weile, bis wir die zwei Etagen geschafft haben und an dem Fahrstuhl ankommen. Wir sind jetzt schon fast 120 Meter über den Boden und die Aussicht ist schon ziemlich cool. Ich freue mich schon auf gleich, wenn wir komplett über die Stadt blicken können.
"Ich habe das Gefühl, dass mit jedem Meter meine Vorfreude noch größer wird.", lache ich leise, während wir in einer kleinen Schlange vor dem Fahrstuhl warten. Wir sind nicht die einzigen, die nicht alle Stufen erklimmen wollen. "Größer als dieser Turm." Ich schmiege mich noch ein bisschen mehr mit meiner Seite an die seine. Als wir uns angestellt haben, habe ich mich neben ihn gestellt und meinen einen Arm um seine Hüfte gelegt. So kann ich mich an ihn lehnen und seine Nähe genießen, während wir warten. Es wird keine Stunden dauern. Tatsächlich sind wir nach drei Fahrten des Fahrstuhls die ersten, die vorne stehen und auf die nächste Fahrt warten. "Zum Glück haben wir so gutes Wetter. Wir werden die ganze Stadt überblicken können." Auf dem Weg nach oben, während wir Fotos gemacht, den Ausblick genossen und leichthin miteinander geredet und gelacht haben, hat er gemeint, dass man sehr weit sehen kann. "Oder? Paris ist sehr groß. Vielleicht nur einen Teil." Es gibt Städte in den USA, die kannst du nicht komplett überblicken, selbst wenn du auf dem höchsten Hochhaus stehst, weil sie so weitläufig sind. Mein gerade noch fragender Blick wandert von ihm zu der Fahrstuhltür, weil mir das Geräusch verraten hat, dass der Fahrstuhl wieder da ist. Selbstverständlich lassen wir ersteinmal alle aussteigen und dann betreten wir die Kabine. Ich atme einmal tief durch - nicht, weil ich Angst vor der Fahrt habe, denn dem ist nicht so, sondern weil ich noch aufgeregter werde.
Wir gehen brav nach hinten durch, damit auch noch andere Leute in den Fahrstuhl steigen können. "Man sieht eine Menge. Ich würde schon sagen, dass man die ganze Stadt überblicken kann." Um den Eifelturm herum gibt es keine Hochhäuser und so kann man tatsächlich sehr weit blicken. Die Hochhäuser in den USA sind höher als der Eifelturm. Tatsächlich ist er gar nicht so groß. Doch man bekommt ein Gefühl dafür wie groß die Stadt ist. Der Fahrstuhl fährt los und unsere Blicke treffen sich. Wir lächeln beide und sie strahlt schon wieder so - oder besser gesagt immer noch. Ich habe meinen Arm um sie gelegt und sie schmiegt sich an mich heran. Meine Finger greifen sanft in ihre Jacke und ich drücke sie noch etwas fester an mich. Als der Fahrstuhl zum Stehen kommt, müssen wir warten bis alle ausgestiegen sind, doch dann lösen wir uns voneinander und verlassen den Fahrstuhl. Auch ich finde diese Aussicht besonders. Man hat einen tollen Blick über die Stadt und es ist das erste Mal, dass die Aussicht mich ablenkt und ich nicht sie ansehen. Zumindest für zwei, drei Sekunden. Dann geht mein Blick zu ihr und mein Grinsen wird immer breiter. Wir gehen ein Stück zur Seite und nah an das Geländer. Wir blicken über die Seine und auf die andere Seite der Stadt. "Es ist unglaublich, oder?" Ich stehe halt neben ihr, halb hinter ihr und schaue über sie hinweg über die Stadt. "Da hinten sieht man das Louvre." Ich deute in die Richtung und so kann sich etwas orientieren wo unsere Wohnung ist. Meine Hände legen sich an ihre Hüften und ich halte sie fest - ich lasse sie nicht fallen.
"Unglaublich.", bestätige ich flüsternd. Obwohl man hier oben den Wind ein kleines bisschen mehr spürt als zuvor unten, trägt er mein Wort gewiss nicht weg, sodass Tristan es trotzdem hören kann. Es ist nicht windig, nicht sehr. Mir ist auch nicht kalt. Das Wetter, die Sonne, die Temperatur - alles ist perfekt. Mein Blick wandert über die Stadt hinweg und die Vorfreude wandelt sich in pure Begeisterung. "Was? Wo?" Ich sehe an seinem Arm entlang und dann in die Richtung in die sein Finger deutet. "Ja. Ich sehe es." Es hat einen Moment gedauert, denn ich kenne den Louvre aus dieser Perspektive nicht, aber dann erkenne ich was er mir zeigen will. "Unfassbar schön oder?" Seine Hände haben nach meinen Hüften gegriffen und während ich mich mit der linken Hand am Geländer festhalte, legt sich meine linke Hand auf seine rechte Hand an meiner Hüfte. Die Stadt sieht noch so viel schöner aus als ich sie mir vorgestellt habe. Diesen Ausblick konnte ich mir ohnehin nur bedingt vorstellen - fantasiert auf der Basis von Videos und Filmen und Erzählungen aus Büchern. In der Realität sieht es nicht nur noch schöner aus, sondern fühlt sich auch noch besser an, weil er mit mir hier oben ist. "Ich kann es nicht glaube, dass wir beide hier oben stehen und unsere Blicke über Paris schweifen lassen.", gestehe ich leise lachend. "Es ist ein bisschen wie in einem Traum."
"Ein wahrgewordener Traum." Ganz leicht lehne ich meinen Kopf an ihren, ohne sie darin einzuschränken diesen zu bewegen. "Die Stadt war noch nie so schön wie mit dir." Das ist keine Lüge. Nicht nur, dass ich diese Stadt ganz anders kennenlerne - mit ihr ist einfach alles schöner. Sie hat mir erzählt, dass sie schon immer mal hierher wollte. Durch Worte hat sie sich schon vor Jahren in diese Stadt verliebt und jetzt steht sie hier. Ich weiß wie es ihr geht. Auch ich hatte das schon - mit Rom, mit London. Doch Paris ist eine besondere Stadt - gerade in der Literatur. Vielleicht kann man es noch mit Venedig vergleichen. Auch diese Stadt ist immer eine Figur in den Büchern und nicht einfach nur Schauplatz. Jetzt ist Paris eine Figur in unserer Geschichte und das fühlt sich toll an. "Komm, wir gehen rum." Sanft küsse ich ihre Wange und meine Hände lösen sich von ihren Hüften, doch meine linke Hand greift nach ihrer rechten und wir gehen an dem Geländer weiter. Natürlich bleiben wir nur ein paar Meter weiter stehen, um einen etwas anderen Blick zu genießen. Man kann jetzt schon den Park ausmachen, der an den Eifeltower grenzt. Diesen werden wir gleich noch richtig überblicken können. Wir haben noch keine Fotos gemacht. Auch das mag ich - erst einmal genießen wir den Moment, dann kann er festgehalten werden.
Es gibt so vieles zu entdecken und zu bewundern. Immer wieder merke ich, dass ich nicht recht weiß wo ich zuerst hinschauen soll. Also lasse ich es zu, dass mein Blick das erste Mal, sobald wir unsere Position verändern, aufgeregt über den neuen Ausblick wandert und dann erst nehme ich mir die Zeit mir alles ganz genau anzusehen. Immer wieder bleibt mein Blick an Grün von Bäumen oder Häusern hängen. Auch an der Seine, an Straßen und Vögeln, die den Himmel bevölkern. Hin und wieder deutet er in Richtungen, in welche Orte liegen, die ich entweder schon kenne oder aber die auf unserer Liste stehen und die ich deshalb noch kennenlernen werde. "Wir hätten uns gewiss keine schönere Stadt für unseren ersten gemeinsamen Urlaub aussuchen können." Ich werfe ihm einen sehr zufriedenen und glücklichen Blick zu. Ich lächle, weil ich damit gar nicht wieder aufhören kann. Wir umrunden die Spitze einmal und er gibt mir dabei alle Zeit der Welt. Nicht nur mir, sondern auch sich selbst, denn er lässt seinen Blick genauso schweifen, wie ich. Immer mal wieder haben wir über das gesprochen, dass wir gesehen haben. Er hat mir Fragen beantwortet oder mir von sich aus was erzählt. Doch nun bei unserer zweiten Runde, machen wir das ein oder andere Foto - er von mir, ich von ihm, wir von uns und sehr viele von der Aussicht. "Ich habe auch ein Video gemacht.", erkläre ich vergnügt. "Müssen wir uns nachher mal ansehen." Ganz in Ruhe, wenn wir zuhause sind. Jetzt will ich gerade den Ausblick und seinen Anblick genießen. "Darf man nur eine bestimmte Zeit hier oben sein, oder?" Ich will niemandem die Möglichkeit nehmen diesen unglaublichen Anblick genauso auszukosten wie wir.
"Machen wir." Ich schaue gerade wieder über die Stadt, als ich ihre Frage vernehme. "Es gibt keine feste Zeit." Anscheinend regelt sich das hier von ganz allein. Es ist nicht zu voll und es werden auch nicht Unmengen von Menschen hier hoch geschafft. Das ist sehr angenehm. "Komm mal mit." Wir gehen noch ein Stück und schauen nun über die Stadt und die Seine ist hinter uns. "Siehst du dahinten das gelbe Haus?" Ich deute in die Richtung und es dauert ein paar Sekunden bis sie nickt. "Dort in der Nähe, man sieht es leider nicht, ist das Haus meiner Großeltern, in dem sie gelebt haben bevor sie nach New York sind. Mein Vater war als Kind noch ein paar Mal dort. Es ist jetzt eine Boutique." Mein Blick geht zu ihr und ich grinse etwas. Sie erinnert sich sicherlich, dass mein Vater sehr begeistert war von unserem Reiseziel und uns auch einige Dinge vorgeschlagen hat, die wir uns ansehen sollen. Und er hatte auch von diesem Haus erzählt. Wir stehen hier noch eine Weile, ich erzähle ihr ein paar kleine Anekdoten von Dingen, die ich hier erlebt habe und dann entscheiden wir uns wieder hinunterzufahren. Vorher bekommt sie noch einen Kuss. Sie hat schon einige hier oben bekommen, doch einen muss es noch geben, bevor es wieder runter geht. "Wir fahren nochmal her. Am besten wenn es dunkel ist." Ihre Augen werden größer, als wir gerade den Fahrstuhl betreten und ich muss lachen. "Man kann bis 22:45 Uhr hier hochfahren." Das wird toll und im Dunkeln ist der Eifelturm noch einmal etwas ganz besonderes.
"Es müssen unzählige Lichter von hier aus zu sehen sein.", sinniere ich, während das leise, mechanische Geräusch des Fahrstuhls um uns herum zu hören ist. Wir fahren hinab und ich nehme so viele Eindrücke mit mir. Mein Körper schmiegt sich seitlich an den seinen. Meine Hand hält sie seine ganz fest. Wir sind nicht allein und dennoch fühlt es sich für mich so an als wäre ich mit ihm allein. Meine Finger spreizen sich und verschränken sich dann mit den seinen. Er hat mir heute, gerade erst vor ein paar Minuten, so viel von sich erzählt. Kurze Geschichten und Anekdoten, die mir noch mehr über ihn und seine Vergangenheit verraten. Wir haben schon darüber gesprochen, dass er früher ein anderer Mann war, doch die Geschichten, umso mehr ich von ihnen höre, lassen mich vermuten, dass er auch früher schon so wundervoll war wie heute. Er streitet das immer ab und es hat in seinem Leben Zeiten gegeben, die keine guten waren, aber dennoch bin ich felsenfest davon überzeugt, auch wenn er anderer Meinung ist, dass er früher schon der war, der er heute ist - nur ein bisschen anders. Die Türen öffnen sich und da wir dieses Mal mittig im Fahrstuhl stehen, sind wir nicht die letzten, die ihn verlassen. Die letzten Meter legen wir wieder auf der Treppe zurück und ganz unten angekommen, gehen wir erstmal ein paar Meter, um uns einige Schritte von den Menschen zu entfernen - zumindest größeren Ansammlungen. "Ich habe Hunger.", erkläre ich als wir stehen bleiben. Mein Blick wandert von dem Wahrzeichen der Stadt, welches ich mir noch einmal von unten angeschaut habe, wieder zu ihm. Auch jetzt muss ich aufsehen, aber weitem nicht so hoch. "Lass uns etwas essen gehen. Hast du auch Lust?"
Bei ihrer Frage muss ich etwas lachen. "Selbst wenn ich keine Lust hätte. Denkst du ich lasse dich hungern?" Ich grinse sie an und mein Daumen streicht sanft über ihren Handrücken. "Aber ich könnte auch etwas zu Essen vertragen." Mein Blick geht noch einmal zu dem Eifelturm und dann setzen wir uns in Bewegung - nicht zurück zu unserem Moped, sondern zu den Gebäuden, die die Stadt um das Wahrzeichen herum bilden. "Möchtet du richtig etwas essen gehen oder lieber nur eine Kleinigkeit?" Hier gibt es viele Restaurant, aber auch Imbisse oder sogar McDonalds und ähnliches. Auch wenn wir bisher nie eines dieser Fast Food Restaurants besucht haben, kann es ja sein, dass sie darauf Lust hat. Die Straßen sind relativ eng und es sind viele Menschen unterwegs. Meine Hand hält fest die ihre und mein Blick geht immer wieder zu ihr. "Oder willst du was einkaufen und wir kochen Zuhause?" Wir wissen beide, dass ich mit dem wir hauptsächlich sie meine. Allerdings kann ich recht gut Gemüse schnippeln, wie wir beide schon herausgefunden haben. Und im Nudelnabgießen bin ich auch ganz groß. Also so ganz nutzlos bin ich dann doch nicht. "Worauf hast du Lust, mon amour?"
"Wir essen jetzt eine Kleinigkeit und kochen heute Abend." Ich weiche einem kleinen Kind aus, dass zu einer Frau gehört, die an uns vorbeigeht. Als sie merkt, dass das Kind nicht auf den Weg vor sich achtet und ich ihm deshalb ausweichen muss, sagt sie irgendetwas auf Französisch zu ihm. Ich verstehe es nicht, aber lächle als Zeichen dafür, dass von meiner Seite aus alles in Ordnung ist. Sollten die Worte Ärger für das Kind bedeutet haben, hoffe ich zumindest, dass mein Lächeln es nicht zu viel Ärger werden lässt. Wir haben doch alle schon mal nicht auf den Weg vor uns geachtet. "Ich habe zwar noch keine Ahnung was, aber uns fällt bestimmt etwas ein. Vielleicht eine Gemüsepfanne mit Reis. Oder wir versuchen etwas Französisches. Aber dann brauche ich deine Hilfe bei der Übersetzung von Rezepten." Die könnten wir uns aus dem Internet heraussuchen oder vielleicht haben sie in der Wohnung ein Kochbuch? Darauf habe ich noch gar nicht geachtet. "Da möchte ich lieber keine Übersetzungsfehler machen und ich vertraue den Übersetzungsprogrammen nur bedingt." Ich zwinkere ihm zu als er gerade zu mir schaut. "Gibt es eine total typische Kleinigkeit für Frankreich?"
Mein Blick folgt kurz dem Kind und der Mutter, doch dann sehe ich direkt wieder zu Mia. "Klingt nach einer guten Idee." Ich überlege, was wir essen könnten, als sie mich danach auch schon fragt. "Vielleicht finden wir irgendwo einen Laden, wo es Quiche gibt. Das kann man als Snack essen." Wir gehen durch die Straßen, doch dann sehe ich einen anderen Laden. "Lass uns hier rein." Wir betreten den Buchladen und da ist direkt wieder Mias Blick. Den hat sie immer drauf, wenn wir in einem Buchladen sind. "Wir schauen mal nach einem Kochbuch, hm?" Nun geht ihr Blick zu mir und ich freue mich, als sie nickt. Es gibt welche in der Wohnung, doch hier können wir gezielt nach einem veganen Kochbuch schauen und auch direkt einkaufen, bevor wir wieder nach Hause fahren. Tatsächlich finden wir sogar schnell eines, das französische Rezepte ins vegane "übersetzt" hat. "Wollen wir uns noch ein Buch mitnehmen?" Oh, da ist wieder das Strahlen. Wir schlendern beide durch die Bücherrreihen und treffen uns dann bei der Jugendliteratur wieder. Anfangs habe ich Mia Kinderbücher vorgelesen, doch ihr Französisch ist mittlerweile so gut, dass wir zur Jugendliteratur übergegangen sind. "Was meinst du? Wollen wir es mit Harry Potter versuchen?" Ich nehme den ersten Band aus dem Regal und halte es ihr hin. Es hat natürlich ein anderes Cover als bei uns. Doch ich denke, dass es perfekt wäre. Sie kennt die Bücher und die Geschichte sehr gut und gerade die ersten Bände sind ein sehr guter Übergang von den Kinderbüchern zu den Jugendbüchern. "Und dann holen wir uns Quiche." In der Zwischenzeit habe ich nämlich einfach mal gegoogelt und tatsächlich einen Laden gefunden, der etwa zehn Minuten entfernt von hier ist - ansonsten sind wir verhungern, wenn wir weiter so herumirren.