Ich fand es vorhin sehr schön, als du meine Hand ergriffen hast. Seine Worte schwirren noch oder wohl eher schon wieder in meinen Gedanken herum, während ich zu ihm unter die Dusche steige. Er ist vorgegangen, hat mir jedoch sofort Platz gemacht. Das Prasseln des Wassers kann meine Gedanken nicht übertönen. Ich stelle mich nicht vor oder neben ihn, sondern hinter ihn. Das Wasser erreicht mich so nur bedingt, aber mir ist danach. Ich schlinge von hinten meine Arme um seine Mitte und schmiege meinen Körper an den seinen. Er ist größer als ich, doch nicht groß genug als das ich nun nicht meine Lippen auf sein Schulterblatt betten könnte, um ihn dort zu küssen - einmal, zweimal, dreimal. Sehr zärtlich. "Wünschst du dir, dass ich deine Hand öfter ergreifen würde?", frage ich leise gegen seine Haut. "Dass wir in der Öffentlichkeit zeigen würden das wir..." Das wir was? Ich erstarre hinter ihm. Mit einem Mal schlägt mein Herz mindestens genauso schnell wie gerade, wenn nicht noch schneller. Es trommelt so wild, dass es ganz bestimmt lauter ist als jeder Wassertropfen, der auf Keramik trifft, lauter als zig tausend Wassertropfen. Meine Lippen formen auf seiner Haut formen sich zu einem kleinen, unsicheren Lächeln und dann hauche ich noch einen Kuss darauf. Bin ich dabei mich in ihn zu verlieben? Die Frage an sich, lässt mich bereits lächeln, doch auch die Erkenntnis, dass mir das keine Angst macht.
Als sie ihre Arme um mich schlingt, schließe ich meine Augen und hebe meinen Kopf etwas an. Das Wasser trifft auf mein Gesicht und bahnt sich seinen Weg über meinen Körper, während sie mit festhält und mich sanft küsst. Mein Herz scheint gerade quer durch meine Brust zu springen. Es fühlt sich schön an. Ihre Worte reißen mich aber aus diesem Moment und ich spüre, dass ihre Arme um mich herum sich etwas verkrampfen. Sie hat den Satz nicht beendet und ich weiß ganz genau wieso. Es ist noch zu früh, um diesen Satz zu beenden. Meine Händen streichen von ihren Handgelenken zu ihren Fingern und das mache ich, bis sie sich wieder etwas entspannt. "Ich glaube es wäre zu früh, dass wir händchenhaltend durch die Straßen gehen." Ich greife ihre eine Hand und führe sie zu meinen Lippen, um ihre Handfläche sanft zu küssen. "Es stört mich nicht, wirklich nicht. Ich respektiere, dass du das nicht willst. Manchmal würde ich dich gern berühren oder dich küssen, ohne mich dafür zurechtweisen zu müssen, dass das gerade nicht geht." Nur minimal zucke ich mit meinen Schultern. "Aber es ist wirklich in Ordnung. Würde ich es mich stören, dann würde ich dich öfter aus der Kingston rauslocken. Und es steigert die Vorfreude enorm darauf, wenn wir allein sind." Ich drehe mich, um sie ansehen zu können. Es ist komisch mit ihr zu reden und sie nicht anzusehen. Außerdem soll sie auch sehen, dass ich vollkommen okay mit der Sache bin. "Das Rausschleichen ist minimal anstrengend, wenn auch recht amüsant." Ich zwinkere ihr zu, lächle dann aber direkt wieder. "Mach dir nicht so viele Gedanken. Es ist toll so wie es ist. Wirklich. Ich genieße das alles mit dir sehr." Ich weiß nicht wo uns das hier hinführen wird und es sind jetzt schon eine Menge Gefühle im Spiel. Irgendwann werden wir dieses Gespräch sicherlich nochmal führen. Doch ich glaube, dass ich ihr dann genauso antworten werde. Notfalls verstecke ich mich ewig mit ihr - hauptsache sie bleibt.
"Wirklich?" Ich muss ihn einfach noch einmal fragen. Mein Blick wandert fragend zwischen seinen Augen hin und her und als er nickt, reicht mir das als Antwort vollkommen aus. Es ist das eine, was ich bei all dem empfinde, aber etwas ganz anderes was er dabei empfindet. Zumindest für mich. Ich will nicht, dass er denkt ich würde ihn verstecken - aus welchen Gründen auch immer. Natürlich verstecken wir uns auf eine gewisse Weise und ja, er tut es mir zu liebe, aber wenn wir das nicht nur tun, weil ich mir Gedanken mache, sondern auch weil wir beide uns erst einmal kennenlernen wollen und erstmal die Zeit zu zweit genießen möchten, ist das ja nochmal was ganz anderes. Seine ehemalige Partnerin hat ihn in einer Beziehung gehalten mit deren Konditionen er nicht glücklich war und so will ich nicht sein. Mal ganz davon abgesehen was das zwischen uns ist, was man meines Erachtens noch gar nicht benennen muss, will ich einfach nicht, dass er etwas tut oder nicht tut, was ihm ein ungutes Gefühl beschert oder sogar unglücklich macht. Doch seine Worte und sein aufrichtiger Blick lassen mich aufatmen. Ich glaube ihm und meine Lippen formen sich wieder zu einem Lächeln. "Ich genieße uns auch sehr." Überhaut alles was er gesagt hat, hätte auch aus meinem Mund kommen können. Ich lege meine Hände auf seine Brust, aber dort verharren sie nicht. Sie gleiten darüber hinweg hinauf in seinen Nacken und dort verschränke ich meine Finger ineinander. "Danke." Seine Stirn legt sich in Falten. Ich sehe es sofort, weil ich ihn ununterbrochen anschaue. "Nimm es einfach hin, okay?"
"Okay, ich nehme es hin." Ein kleines Lachen kommt von meinen Lippen und ich streiche mit meinen Händen ihre Arme entlang. Sie macht sich wirklich Gedanken um mich und um uns, was? Das lässt mein Herz schon wieder schneller schlagen. Ich bewege mich etwas, doch sie lässt mich nicht los und wieder muss ich lachen. "Was?" Ihr Blick wandert wieder zu meinen Lippen und ich beuge mich zu ihr und küsse sie sehr liebevoll. Dann lässt sie mich wirklich los, als ich mich von ihr löse und ich greife nach dem Stück Seife. Diese ist geruchslos und sie hatte sie schon das letzte Mal benutzt, als sie hier geduscht hatte. Ich stelle das Wasser ab und beginne sanft mit dem Seifenstück über ihren Oberkörper zu streichen und dort Seife zu verteilen, bevor ich diese in meiner Hand bewege und dann zur Seite packe, um mich wieder ihrem Körper zu widmen. Sie ist so unglaublich schön. Ihre Brüste sind perfekt, ihre Hüften haben die perfekte Form und gehen ebenso perfekt in ihren tollen Hintern über und ich stehe wirklich auf ihre langen Beine. Das werde ich gleich genießen, wenn ich diese einseife. Doch jetzt ist erst einmal ihr Oberkörper dran. Ich fange an ihrem Hals an und gehe dann zu ihren Brüsten, bei denen ich mir Zeit lasse. "Gibt es Dinge, die wir klären sollten, bevor das mit uns..." Ich sehe sie an und runzle leicht meine Stirn, weil es auch mir schwer fällt das so richtig zu bennen. "...ernster wird?" Ich habe ihr von meiner Drogensucht erzählt, was auf jeden Fall mit in diese Kategorie fällt. Doch da fallen noch andere Sachen hinein, die man vielleicht direkt am Anfang offen kommunziert, bevor sie einem dann später auf die Füße fallen und etwas kaputt machen. Ich habe meinen Blick allerdings wieder gesenkt und verteile die Seife an ihren Hüften und ihrem Bauch.
"Interessant, dass du so etwas ansprichst, während deine Hände damit beschäftigt sind meinen Körper einzuseifen.", sage ich schmunzelnd mit hoch gezogener Augenbraue. "Meinst du, wenn du mich ablenkst, bin ich redseliger?" Ich lache leise. Meine Worte sind natürlich nicht ganz ernst gemeint und sowohl meine Stimme als auch mein Lachen verraten ihm das hoffentlich. Wenn nicht, sollte mein Blick ausreichen als sich unserer beider Blicke gerade treffen. Ich hoffe es zumindest. Habe ich bei all dem ignoriert, dass er im Endeffekt genauso gestockt hat wie ich gerade als es darum ging irgendetwas in Worte zu fassen? Ja. Ganz bewusst. Denn es zeigt mir, dass wir wiederum darüber noch gar nicht zu reden brauchen. Oder? Wir scheinen es gleich zu empfinden und das ist doch gut. Wir genießen beide das was wir gerade haben und mehr braucht es nicht. Irgendwann wird es mehr brauchen. Ich kenne mich. Aber dann ist immer noch Zeit dazu es anzusprechen. Erstmal soweit kommen. "Also..." Ich räuspere mich ganz leise - versuchend mich wirklich nicht davon ablenken zu lassen, dass seine Hände gerade überall zu sein scheinen und sich das schön anfühlt. "...was genau meinst du?" Das schlimme ist, dass ich mir vorstellen kann was er meint und es gibt da etwas, was bisher noch nicht zur Sprache kam. Ich habe es ihm nicht bewusst verschwiegen, sondern habe es einfach nicht erzählt, weil es irrelevant ist, weil noch nicht der richtige Zeitpunkt da war.
Ich muss lachen. "Nein. Ich denke wir sind so ehrlich zueinander, dass ich solche Register nicht ziehen muss." Ich zwinkere ihr zu und greife noch einmal nach der Seife, um wieder etwas von ihr auf meinen Händen zu verteilen, bevor ich mich vor sie hinhocke und beginne ihre Beine einzuseifen. "Deine Beine sind unglaublich. Der Abend im Grunge, das Kleid, das du anhattest. Mein Gott, es hat mir so den Kopf verdreht." Das hatte ich ihr an dem Abend auch gesagt. Es war einer der Gründe wieso ich mich nicht zurückgehalten konnte sie zu küssen. Nicht der einzige Grund, aber ein Grund. Ich lasse mir Zeit und hoffe, dass es nicht allzu sehr auffällt, dass ich ihre Frage nicht direkt beantworte. Ich schweige noch einen Moment und bleibe vor ihr hocken, um dann zu ihr hochzusehen. "Umdrehen." Sie macht es und ich streiche mit meinen Händen wieder über ihre Beine. Hatte ich bei der Frage etwas bestimmtes im Kopf? Ja. Weiß ich, dass dieses Gespräch wirklich zu einem Problem werden könnte? Auch ja. Ich atme tief ein und aus. "Willst du Kinder haben?" Die Frage ist raus und ich spüre, dass Panik in mir aufsteigt und ich konzentriere mich extrem darauf weiter über ihre Beine zu streichen, auch wenn diese längst eingeseift sind.
Er kann es nicht sehen, aber mein Gesicht ist in diesem Moment wohl gezeichnet von Überraschung. Nicht von der Art Überraschung, die ich nicht ausstehen kann, sondern von der Art, dass ich schlicht und ergreifend nicht mit solch einer Frage gerechnet habe. Sofort ist vergessen, was mir bei seiner Frage in den Sinn gekommen ist und ich rolle meine Lippen einmal über einander bevor ich ehrlich antworte. "Nein, Tristan. Ich möchte keine Kinder haben." Ich schrecke nicht davor zurück so ehrlich auf seine Frage zu antworten. Ich druckse auch nicht herum so als würde ich erst herausfinden wollen wie seine Antwort wohl ausgefallen wäre, wenn ich ihn das zuerst gefragt hätte, um dann zu entscheiden wie ich selbst antworte. Er verdient eine ehrliche Antwort und das ist nun mal meine. Wenn er ein Mann ist, der Kinder haben möchte, dann ist das natürlich vollkommen in Ordnung und dann ist es sehr gut, dass wir jetzt darüber sprechen. Dann können wir entscheiden, wie es weitergeht. Zum Beispiel ob wir uns weitersehen wollen oder wir können beschließen, es noch eine Weile zu genießen und erst dann getrennte Wege zu gehen oder oder oder. "Ich bin 38 und habe noch keine. Ganz bewusst." Ich drehe meinen Kopf ein Stückchen zur Seite, doch ich kann ihn nicht sehen, weil er sich hingehockt hat. "Wie ist es mit dir? Möchtest du welche?" Nun schlägt mein Herz doch etwas schneller. So ruhig ich auch bei meiner eigenen Antwort war, so spüre ich nun doch Aufregung, weil seine Antwort nun sehr viel für uns entscheiden könnte.
Sie kann es nicht sehen und ich bin gerade echt froh drum, denn wahrscheinlich sieht man mir an, dass gerade in unfassbarer Berg von meinem Herzen gefallen ist. Mir ist bewusst, dass sie älter ist als ich und wahrscheinlich schön Kinder haben würde, wenn sie welche gewollt hätte, doch man weiß nie. Es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten Kinder zu bekommen. Natürlich kommt die Frage zurück und zwischen uns beiden ist diese Frage bei mir wohl relevanter als bei ihr. Ich richte mich langsam wieder auf und küsse sanft ihre Schulter, bevor ich nochmal die Seife nehme und sie langsam über ihren Rücken streichen lasse. "Nein. Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, wenn ich ehrlich bin." Ich lege die Seife wieder weg und verstreiche die auf ihrer Haut sehr langsam und sanft. "Ich..." Kurz stocke ich und ich weiß gar nicht wieso. Vielleicht weil ich diese Entscheidung selbst nicht bewusst gefällt habe, da sie mir abgenommen wurde? "Ich kann keine Kinder zeugen. Darum wollte ich wissen, ob du welche möchtest, denn mit mir hättest du keine haben können." Ich küsse sie sanft auf ihren Hinterkopf und muss dann etwas lachen. "Klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber ich bin wirklich froh, dass du keine willst."
"Warte.", sage ich etwas leiser und dann drehe ich mich zu ihm um. Mein Blick sucht den seinen und ich frage vorsichtig, sehr behutsam: "Du kannst keine Kinder zeugen?" Es ist nicht so als hätte ich nur so gesagt, dass ich keine Kinder will und in Wirklichkeit welche haben wollen würde, sodass ich nun enttäuscht wäre. Es ist vielmehr so: "Das heißt aber nicht, dass du keine willst, Tristan." Ich lächle, aber sehr unsicher. "Wenn du Kinder willst, gibt es andere Möglichkeiten." Selbstverständlich ist er sich dessen bewusst. Ich erzähle ihm hier nichts neues. Ich erzähle es ihm auch nicht, weil ich möchte das er Kinder will, denn obwohl ich noch nicht weiß wohin das alles mit uns führt, würde ein Kinderwunsch seinerseits dazu führen, dass wir keine gemeinsame Zukunft haben. Aber er ist mir wichtig geworden. Ich möchte nur das Beste für ihn und das er glücklich wird. Deshalb spreche ich es an. Wenn er irgendwann Kinder haben will, dann sollte es auch so sein. Nicht mit mir, aber sein Glück ist wichtiger.
Ich muss etwas lachen und nicke. "Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Wirklich. Vielleicht hätte ich irgendwann welche gewollt. Das kann ich nicht sagen. Bisher wollte ich keine und das Thema hat sich für mich jetzt erledigt. Wirklich. Ich habe sehr viel darüber nachgedacht, als ich es erfahren habe. Ich kenne die Alternativen und vielleicht hätte ich einer Adoption zugestimmt, wenn die Frau, die ich liebe, welche haben wollen würde. Keine Ahnung. Das sind Fragen, die ich nicht beantworten kann." Ich lege meine Hände an ihre Wangen. "Du willst keine und ich will keine und alle anderen Möglichkeiten sind gerade total irrelevant, denn ich stehe mit dir unter meiner Dusche, nachdem wir unglaublichen Sex hatten. Und ich will mehr davon. Von diesem Sex, von dir..." Ich gebe ihr einen kleinen Kuss und greife dann nach der Duschbraue, stelle das Wasser wieder an und spüle die Seife von ihrem Körper. "Ich wollte das einfach geklärt haben, bevor es zu einem Problem werden könnte." Ich lächlte sie an und senke dann meinen Blick wieder, um den Anblick zu genießen wie das Wasser die Seife von ihrem Körper davonspült.
"Das ist wirklich sehr aufmerksam von dir." Ich meine, dass er das Thema angesprochen und mit so offenen Karten gespielt hat. Das ist nicht selbstverständlich. Es ist aber auch sehr aufmerksam, dass er sich nun wieder meinem Körper widmet und die Seife von diesem spült. Das Wasser auf meiner Haut tut gut. Unbeschreiblich gut. Es strömt über mich hinweg und obwohl ich es ansonsten sehr gerne mag nach dem Sex einfach mit ihm einzuschlafen und seine Berührungen und Küsse noch auf einem Körper zu spüren, fühlt es sich jetzt - vielleicht auch der Hitz geschuldet - unbeschreiblich gut und erfrischend an. Ganz zu schweigen von dem vorherigen Gefühl seiner Finger auf meiner Haut. Er hat sich sehr aufmerksam und konzentriert jedem Zentimeter gewidmet. Wenn seine Frage und unser Gespräch nicht gewesen wäre, hätte ich nicht dafür garantieren können, dass das nicht zu etwas geführt hätte - stundenlangen Küssen unter dem Wasserstrahl zum Beispiel. "Tristan?" Wieder rolle ich meine Lippen übereinander. "Auf deine Frage bezogen, ob es Dinge gibt, die wir klären sollten, also..." Er sieht mich an und sein Blick mutet offen an. Bisher hat sich die Situation nicht ergeben und ich weiß auch nicht, ob es jetzt die richtige ist. Eigentlich will ich nicht, dass nach diesem bisher wunderschönen Tag und diesem Akt, der sich gerade sehr besonders für mich angefühlt hat, dieses Thema aufkommt, aber er hat nun mal diese Frage gestellt und ich will ihn nicht anlügen. "Ich wurde als Mia Pierce geboren." Es dauert eine Sekunde, doch dann sehe ich die Erkenntnis in seinen Augen. "Ich war, und die Betonung liegt auf war also Vergangenheit, verheiratet." Es könnte nun sein, dass ihn das überhaupt nicht interessiert, aber es könnte auch sein, dass ihn das sehr wohl interessiert und er sauer ist, weil ich es bisher nicht thematisiert habe.
Ich neige meinen Kopf etwas und sehe sie an. Als sie betont, dass dies Vergangenheit ist, muss ich etwas schmunzeln. "Das ist okay." Ich muss etwas lachen. "Sorry, ich weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll, außer dass es okay ist. Wenn ihr getrennt seid und anscheinend auch geschieden, dann ist das vollkommen in Ordnung." Es wäre sicherlich etwas anderes gewesen, wenn sie noch verheiratet wäre. Denn das hätte die Frage aufgewurfen, wieso sie noch nicht geschieden ist. Doch so ist es einfach eine vergangene Beziehung und ich konnte mir denken, dass sie diese gehabt hatte. Es war sicherlich auch nicht die einzige. Ich stecke die Duschbrause wieder in die Befestigung und stelle sie ab, um mir nun erneut die Seife zu nehmen, um mich zu waschen. Dabei lasse ich sie nicht aus den Augen. "Wie lange ist es her?" Es kommt mir noch eine andere Frage in den Sinn, doch die werde ich erst nach ihrer Antwort stellen. Derweilen seife ich mich ein, um die Hitze und den Schweiß ebenfalls von meinem Körper zu waschen, auch wenn dieser sicher nicht fern bleibt, sobald wir wieder in der Wohnung sind. Es ist einfach so heiß. Aber immerhin ist das ein guter Grund nackt zu bleiben.
"Fünf Jahre." Ich senke kurz meinen Blick ohne ihn wirklich auf irgendetwas zu richten. Er wird mich nun gewiss fragen, ob ich noch verheiratet war als wir vor fünf Jahren unsere erste gemeinsame Nacht miteinander verbracht haben. Natürlich. Wie könnte er auch nicht? Ich würde das auch fragen. Doch ich komme ihm zuvor. "An dem Tag vor fünf Jahren als wir uns das erste Mal getrofen haben, war ich in der Bar, um..." Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass das nun irgendwie komisch ist. "...meine Scheidung mit einem Drink zu feiern. Es sollte eigentlich nur einer werden. Es war nicht geplant, wie der Abend dann weiter verlaufen ist." Ich atmet einmal tief durch und richte meinen Blick dann wieder auf ihn. Ich fühle mich unsicher und das tue ich wirklich nicht gerne. Ich habe schon vor langer Zeit mit meiner Ehe abgeschlossen. Ich war diejenige, die sie beendet hat - aus vielen verschiedenen und sehr guten Gründen. An sich ist es für mich auch kein schwieriges Thema. Aber wir zwei stehen hier und sind nackt, was einen ohnehin schon immer ein bisschen verletzlicher macht, und es fühlt sich komisch an.
Ich habe die Seife mittlerweile schon wieder von meinem Körper gespült, denn das ging bei mir um einiges schneller als bei ihr. Ihr Blick gefällt mir nicht. Ich komme ihr wieder näher und streiche ihr nasses Haar mit meinen Fingern zurück und lege meine Hände an ihre Wangen. "Ich würde sagen, dass du deine Scheidung gebührend gefeiert hast." Ich grinse leicht und beuge mich zu ihr hinunter und gebe ihr einen kleinen Kuss. Ganz leicht streicht meine Nasenspitze ihren Nasenrücken entlang. Vielleicht will ich sie wirklich etwas ablenken. "Und ich fühle mich ein bisschen geehrt, dass du sie mit mir gefeiert hast." Wieder muss ich schmunzeln, weil meine Gedanken fünf Jahre zurück gehen und wie wir uns an der Bar getroffen haben, getrunken und getanzt haben und dann irgendwann auf mein Zimmer gegangen sind. Mein Gott war das eine gute Nacht. "Da war ich wohl zur rechten Zeit am rechten Ort. Vor allem, wenn ich auf das jetzt blicke." Es hätte ein anderer Tag sein können. Ein Tag, an dem ich nicht in Miami war. Vielleicht wäre es dann mit uns nie soweit gekommen, dass wir jetzt nackt unter meiner Dusche stehen. Das wissen wir nicht, doch ich bin froh, dass alles so gekommen ist, wie es jetzt ist. "Darf ich dir noch eine Frage stellen? Danach müssen wir nie wieder darüber sprechen, wenn du nicht willst." Sie nickt leicht und ich küsse sie noch einmal. "Wieso hast du seinen Namen behalten?" Das war tatsächlich die erste Frage, die mir direkt in den Kopf gekommen ist. Wenn sie als Pierce geboren wurde, wieso hat sie ihren Mädchennamen nicht wieder angenommen?
Er gibt mir zu keiner Sekunde das Gefühl, dass das komisch ist. Ganz und gar nicht. Er sucht wieder meine Nähe, berührt mich, küsst mich sogar und bringt mich mit seinen Worten sogar dazu ein wenig zu lächeln. Es ist mir schon ein, zwei Mal aufgefallen, dass er manchmal eine sehr beruhigende Wirkung auf mich ausübt. Er hat so eine gewisse Art, die mir das Gefühl gibt sich bei ihm geborgen fühlen zu können, so komisch ich manchmal auch denke oder mich verhalte - was ich seit sehr langer Zeit ohnehin erst wieder bei ihm so offen kommuniziere. Auf seine Frage hin nicke ich langsam und bevor diese kommt, gibt er mir noch einen kleinen Kuss, den ich zärtlich erwidere, auch wenn er nur kurz ist. "Warum ich seinen Namen behalten habe?" Das ist eine sehr gute Frage. "Als Erinnerung." Wieder legt sich seine Stirn in Falten und er sieht mich fragend an. "An die Frau, die ich damals war. Die viel zu jung und überstürzt geheiratet hat. Die viel zu lange an einem Mann festgehalten hat, der nicht gut für sie war und der ihre Liebe irgendwann auch gar nicht mehr verdient hatte. An die Frau, die ich nicht mehr sein möchte." Ich schließe einen Moment meine Augen und atme einmal tief durch. "Könnten wir jetzt über etwas anderes reden? Darüber, dass ich trotz der Ablenkung sehr wohl mitbekommen habe, dass du dich selbst eingeseift hast, obwohl ich nichts dagegen gehabt hätte das zu tun?" Ich öffne meine Augen wieder und als sich meine Lippen dieses Mal zu einem Lächeln formen, ist es wieder ein gutes. "Das nächste Mal, mache ich das. Klar?"