Tatsächlich hat es auch etwas für sich, dass ich nach dem Sex immer kurz ins Badezimmer verschwinden muss. Sie bekommt nicht immer sofort mit, dass ich wieder da bin und ich kann sie noch ansehen, während sie auf dem Bett liegt - entweder auf meinem oder auf ihrem. Sie wackelt mit ihren Zehen, was mich zum Lächeln bringt. Sie fühlt sich hier wirklich wohl und sie hat auch gemerkt, dass sich die Wohnung nach und nach verändert und wohnlicher wird. Das finde ich schön. Es soll ihr hier nämlich auch gefallen. Auf ihren Wunsch hin, komme ich zum Bett, lege mich aber nicht sofort zu ihr, sondern trinke erst einmal einen Schluck aus meinem Glas. "Danke." Sie hat dieses aufgefüllt und mit zum Bett genommen. Sie kümmert sich immer so lieb darum. Doch dann lege ich mich zu ihr. Es ist gut, dass sie wieder in meinem Bett liegt und dass dieses dann wieder nach ihr riechen wird, wenn sie nicht hier schläft. "Du bleibst heute hier. Oder muss ich dich wirklich festbinden?" Ich grinse leicht und wackle mit meinen Augenbrauen. Ich hatte sie darum gebeten, dass sie am nächsten Tag nicht schon früh ins Vanilla muss. Wäre es nicht anders gegangen, dann wäre das natürlich kein Problem gewesen - das weiß sie auch. Doch ich mag die Morgende mit ihr, wenn wir ausschlafen, zusammen eine Kleinigkeit essen und meistens nochmal Sex in der Dusche haben. Meine Hand streicht langsam über ihre Seite und ich grinse zufrieden. "Du siehst verdammt gut aus in meinem Bett, Baby." Ich rutsche enger an sie heran und küsse ihre Nasenspitze.
Als ich seine Worte vernehme, freue ich mich insgeheim. Irgendwie mag ich es wirklich gerne, dass wir einander fragen oder darum bitten ob der jeweils andere da bleibt. Es ist so aufmerksam. Es zeigt, dass wir einander nicht als selbstverständlich erachten, auch wenn wir inzwischen über den Punkt hinaus sind, dass es eine Ausnahme ist, wenn wir bei einander bleiben. Ich hoffe, dass wir uns das bewahren. Es sind solche Kleinigkeiten, die mich nicht nur freuen, sondern mir wichtig vorkommen. Meine Lippen formen sich zu einem Lächeln. "Auch wenn mich die Vorstellung von dir festgebunden zu werden ein bisschen neugierig macht und mir gefällt, wird es nicht nötig sein. Ich bleibe gerne hier." Ich habe mir den morgigen Tag komplett freigehalten, wie er weiß. Wir haben uns während seiner Abwesenheit kurz darüber unterhalten. Ich freue mich schon sehr darauf mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Was wir machen? Keine Ahnung. Aber das hat uns bisher noch nicht daran gehindert Zeit miteinander zu verbringen und diese zu genießen. Seine Hand beginnt mich zu streicheln und ich seufze zufrieden. "Dein Bett ist auch wirklich sehr bequem.", erkläre ich noch immer lächeld. "Es riecht frisch bezogen. Und du warst einkaufen oder? Du hast extra Zitronenwasser da." Ich erwähne vielleicht nicht immer alles was mir auffällt, aber das heißt nicht, dass es mir entgeht. "Danke für deine Mühe." Ich weiß das sehr zu schätzen.
Ein kleines Lachen kommt von meinen Lippen. "Ich kann dich auch fesseln, ohne dass es nötig sein wird." Wir sind uns nah, wenn auch nicht zu sehr. Wir sehen uns an und ich kann sie problemlos berühren, was ich auch tue. Es ist so schon schwer genug meine Finger von ihr zu lassen und nun war ich auch noch einige Tage weg. Ich muss sie einfach berühren. Das fühlt sich gut und richtig an. "Es ist frisch bezogen und ja, ich war auch einkaufen." Ein Schmunzeln liegt auf meinen Lippen und ich richte mich etwas auf, um meinem Kopf auf meiner freien Hand abzustützen. "Gern. Ich möchte, dass du dich hier wohl fühlst. Nicht nur bei mir, auch in meiner Wohnung." Meine Hand löst sich von ihrer Hüfte und ich streiche ihr Haar etwas zurück, das durch eine Bewegung etwas in ihr Gesicht gefallen ist. Sie soll hier gern übernachten, denn das bedeutet, dass sie das öfters tun wird und genau das möchte ich. Die Nächte mit ihr sind gute Nächte. Ich habe letztens erst unglaublich gut bei ihr geschlafen und das lag eindeutig an ihr. Ich hoffe sie ist sich dessen bewusst. Sie weiß zwar, dass Schlaf nicht zu meinen Stärken gehört, doch ich habe in dieser Nacht wirklich so gut geschlafen wie in den letzten 13/14 Jahren nicht. "Bald ist das Abschlusskonzert. Ich würde gern danach noch mit dir etwas essen gehen. Leider werde ich davor wohl viel zu tun haben. Die Abschlussklausur ist leider zwei Tage vor dem Konzert." Ich habe schon einen sehr genauen Zeitplan aufgestellt was ich wann lerne, wann ich übe und und und. Leider habe ich da wirklich keine Zeit für sie einräumen können. Der Plan ist komplett voll. "Aber ich schaffe es sicherlich mal ein oder zwei Tage im Vanilla zu lernen." Das ist immerhin eine Möglichkeit, dass wir uns sehen und ich kann sehr gut dort lernen. Mir gefällt das nicht - ganz und gar nicht. Aber ich habe es alles hin und her geschoben und leider nicht hinbekommen, dass wir uns regelmäßig in der heißen Phase sehen können.
"Sehr gerne." Natürlich werde ich mit ihm nach seinem Abschlusskonzert essen gehen. Ich freue mich sehr darüber, dass er die Zeit danach mit mir verbringen will. Wir werden dann gebührend den Abschluss seines Sommerkurses feiern. "Dürfen an diesem Abschlusskonzert eigentlich Gäste teilnehmen?" Etwas in die Richtung hat er bisher nicht gesagt und ich kenne mich nicht gut genug aus, deshalb frage ich neugierig nach. Doch dann bin ich erstmal still und lausche seinen weiteren Worten. Ich beobachte seine Mimik ganz genau und ziehe aus beidem meine Schlüsse. Als er endet, warte ich noch ein, zwei Sekunden und frage dann sanft nach: "Tristan?" Als er mir mit seinem Blick zu verstehen gibt, dass ich seine Aufmerksamkeit habe, lächle ich ein wenig. "Hast du dir einen Zeitplan zum Lernen und Üben erstellt?" Vermutlich hat er das. Ganz bestimmt sogar. Und sehr wahrscheinlich ist er nicht nur minutengenau, sondern auch ohne irgendwelche Lücken. Im ersten Moment habe ich fast den Eindruck als würde er sich ertappt fühlen - da ist etwas in seinem Blick, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. "Würdest du mir den mal zeigen?" Das muss er nicht und ich hoffe, dass er das auch weiß.
"Ähm ja. Ich hatte dir doch eine Karte besorgt. Wenn du doch mit jemanden zusammen hinwillst, kann ich schauen was ich machen kann. Aber ich denke, dass ihr dann nicht zusammensitzen könntet." Mia sitzt in der zweiten Reihe bei dem Konzert und natürlich waren diese Karten sehr schnell weg. Es bringen eigentlich alle Gäste mit - von Partnern über Freunde und Eltern. Aber ich würde es sicherlich schaffen noch irgendwie eine Karte zu bekommen, doch dann eben nicht nehmen Mias Platz. "Ich suche uns ein schönes Restaurant aus und reserviere und einen Tisch." Darauf freue ich mich. Es wird gut tun danach mit ihr auszugehen und diese Zeit offiziell zu beenden. Der Sommerkurs ist toll, aber auch sehr hart. Das wird im Studium sicher nicht anders, doch aktuell muss ich noch lernen normal zu lernen, ohne eine Unterstützung. Bisher läuft es gut. Mal besser, mal schlechter aber im Großen und Ganzen gut. Hast du dir einen Zeitplan zum Lernen und Üben erstellt? Natürlich habe ich das und natürlich weiß sie das auch. Dennoch fühle ich mich ertappt und das sieht sie sicherlich auch. Mittlerweile kennt sie mich schon ganz gut. Außerdem hatte sie eine gewisse Begabung mich sehr schnell zu lesen. "Ja, natürlich." Bisher hatte mich nur mein Psychiater nach meinen Lernplänen gefragt, doch natürlich zeige ich ihr diesen. Dafür stehe ich kurz auf und gehe zum Esstisch, wo meine Uni-Sachen liegen. Ich nehme mein IPad und auf dem Rückweg suche ich den Plan heraus. Ich gebe ihr das Pad und lege mich wieder zu ihr. Sie wird sehen, dass wirklich alles Minutengenau geplant ist - von Essen, über Schlafen, über Lerneinheiten und sie wird auch ihren Namen darin finden. In der ersten Woche habe ich zwei mögliche Übernachtungen eingetragen und an einigen Abend steht, dass ich sie vom Vanilla nach Hause bringe. "Die gelb markierten Tage sind Tage, die ich Vanilla lernen wollte. Natürlich ist alles verschiebbar." Selbst Einheiten zum Wäschewaschen, Körperhygiene und zum Abwasch stehen drin. Es ist alles genau durchgeplant. Ich habe auch an das Essen gedacht und dreimal am Tag jeweils 15 Minuten dafür eingeplant. Wahrscheinlich wird sie merken, dass für Schlaf nur immer 2-3 Stunden pro Nacht eingetragen sind - abgesehen von den Tagen, an denen ich eine Übernachtung von oder bei ihr eingeplant habe. "Damit müsste ich eigentlich alles schaffen und gut durch die Prüfung und das Konzert kommen." Ich bin etwas nervös. Wie gesagt, es hatte mich noch nie jemand aus meinem privaten Umfeld nach meinen Plänen gefragt.
Natürlich habe ich mich zunächst einmal dafür entschuldigt, dass ich nachgefragt habe, denn kaum sprach er über das Abschlusskonzert, fiel mir alles wieder ein. Ich habe da etwas durcheinander gebracht, weil wir damals in kurzer Zeit sowohl über das Abschlusskonzert als auch das Konzert auf dem Festival und die Karten jeweils für das eine als auch für das andere Event gesprochen haben. Ich freue mich sehr darauf, dass ich dabei sein darf und möchte niemand anderen mitbringen. Wenn er mir nicht schon eine Karte besorgt hätte, hätte ich ihn nun danach gefragt - deshalb auch mein Nachfragen. All das habe ich ihm gerade gesagt, doch jetzt beschäftige ich mich mit seinem Zeitplan. Ich schaue mir alles sehr genau an und als jemand, der selbst gewisse Strukturen und Pläne als sehr nützlich empfindet, nicke ich voller Anerkennung. "Du hast dir Gedanken gemacht." In meiner Stimme klingt mit, dass ich das sehr gut finde. "Da stehe sogar ich." Mein Blick wandert kurz von dem Zeitplan zu seinen Augen und ich lächle. "Und Übernachtungen." Man sieht mir wohl an, dass ich mich freue. "Ich fühle mich sehr geehrt, dass du mich in deinen Plan mit einbeziehst. Es war bestimmt nicht einfach für dich dir extra Zeit für mich einzuplanen." Mein Blick wandert wieder zurück zu dem Zeitplan. Dieser ist wirklich minutengenau. Er hat sogar festgelegt wann er isst, wann er sich um den Abwasch kümmert, wann er duschen geht und vieles mehr. Ich lasse mir nicht anmerken, dass ich den Plan für ein wenig zu detailliert empfinde, denn zum einen ist das sein Plan und nicht meiner, also geht es mich im Endeffekt nichts an und ich respektiere seine Planung, und zum anderen weiß ich, dass er diesen Plan für sich braucht. Und alles was ihm Sicherheit gibt ist gut. "Warte kurz." Ich zwinkere ihm lächelnd zu, lege das Tablet zur Seite und stehe dann auf. Er schaut mir hinterher, dass weiß ich ohne mich umdrehen zu müssen. Vermutlich ein bisschen verwirrt? Ich gehe zu meiner Tasche und hole mein Mobiltelefon heraus - dann geht es zurück zu ihm ins Bett. Ich setze mich hin und nehme das Tablet wieder in meine Hand. Was tust du da? fragt er als ich mein Handy nehme und beginne ein, zwei Fotos von dem Plan zu machen. "Ich möchte nichts vergessen." Ich überprüfe die Fotos und nicke dann zufrieden. Nun lege ich erst das Handy und dann das Tablet weg. "Außerdem muss ich doch wissen wann meine Zeiten sind und..." Ich drehe mich ihm zu, sodass ich behutsam meine Hand an seine Wange legen kann. Mein Daumen beginnt sanft über seine Haut zu streicheln und ich lächle ihn liebevoll an. "...wann die Zeiten sind in denen ich dich davon abhalten kann dich an deinen Plan zu halten." Sein Gesicht spricht Bände und ich füge rasch hinzu: "Einatmen, ausatmen, Babe. Einatmen, ausatmen." Das kennt er bereits und weiß, dass ich mir selbst das immer sage, wenn ich merke das ich es brauche. "Keine Sorge. Ich finde deinen Plan toll und werde ihn größtenteils respektieren." Oh, oh. "Einatmen, ausatmen."
Normalerweise wären meine Pläne nicht so detailliert. Aber in der Vergangenheit habe ich dann einfach vergessen zu essen oder zu schlafen. Daher habe ich es dieses Mal mit eingeplant, damit ich es überhaupt tue. Und ich habe sie mit eingeplant, denn sie zwei Wochen nicht zu sehen würde ich nicht durchstehen. Früher habe ich das so gemacht. Dann habe ich mich zwei oder drei Wochen in meine Wohnung eingeschlossen und niemanden gesehen. Bei ihr möchte ich das nicht und ich bin mir auch bewusst, dass ich sie brauche, um nicht komplett durchzudrehen. Ich kann aus ihrem Gesicht nur sehr wenig ablesen, was sie von dem Plan hält. Sie scheint sich wirklich zu freuen, dass ich Zeit für uns mit eingeplant habe, auch wenn es nur sehr wenig ist. Das war nicht leicht - wirklich nicht. Es hat mich sehr viel Überwindung gekostet Freizeit in diese zwei Wochen miteinfließen zu lassen. Als sie aufsteht sehe ich ihr irritiert nach und bin noch irritierter, als sie mit ihrem Telefon zurückkommt und Fotos von meinem Plan macht. Mein Herz macht einen Sprung. Sie möchte wissen wie mein Plan aussieht und nichts vergessen. Ich habe ihr gesagt, dass Tage getauscht werden können, denn natürlich weiß ich nicht wie sie in der Zeit geplant hat. Aber anscheinend steht das gerade überhaupt nicht zur Debatte. ...wann die Zeiten sind in denen ich dich davon abhalten kann dich an deinen Plan zu halten. Der Schock ist mir ins Gesicht geschrieben. Sie hält mich immer mal wieder vom Lernen ab, was auch okay ist. Aber in diesen zwei Wochen ist keine Zeit dafür. Sie hat doch gesehen, dass alles auf die Minute genau geplant ist und dass da kein Raum ist, um mich abzulenken. Meine Augen weiten sich immer mehr und ich versuche zu atem, so wie sie es mir sagt. Das ist gar nicht so einfach, denn sie hört nicht auf. größtenteils respektieren "Mia." Meine Atmung geht schneller und schneller, auch wenn ich mich wirklich bemühe diese unter Kontrolle zu bringen. "Das geht nicht. Wirklich nicht. Das..." Ich muss atmen. "Das funktioniert nicht. Sonst schaffe ich es nicht." Ich habe ihr Zeiten eingeräumt. Okay, in den letzten Tagen zwar nicht, aber dafür habe ich danach extrem viel Zeit, da es noch ein bisschen dauert bis das Semester startet. Reicht das nicht. "Ich..." Ich ziehe mich etwas zurück, wodurch ihre Hand von meiner Wange gleitet. "Bitte Mia. Ich... ich kann das nicht."
Ich hoffe inständig, dass man mir nichts anmerkt, denn ich gebe in diesem Moment alles damit es mir nicht ins Gesicht geschrieben steht was ich gerade empfinde. Ich versuche dennoch weiter zurückhaltend und liebevoll zu lächeln, während ich meine Hand zu der anderen in meinen Schoß lege. Er hat sich noch nie von mir zurückgezogen. Er hat sich noch nie eine Berührung von mir entzogen. Das mag nicht so dramatisch klingen, weil wir uns noch keine fünf Jahre, zehn Jahre oder länger kennen, aber in der Zeit in welcher wir uns kennen und miteinander Zeit verbringen, ist es noch nie vorgekommen. Das trifft mich gerade wie ein Schlag, ein sehr schmerzender Schlag, womit ich selbst nicht gerechnet habe. Meine Zungenspitze streicht über meine Lippen und ich rolle sie einmal übereinander - danach direkt wieder lächelnd, damit er nicht merkt was in mir vorgeht. Ich habe gewusst, dass sowas passieren kann. Er hat von Anfang mit offenen Karten gespielt und es mir gesagt. Er soll deshalb auf keinen Fall merken, dass ich mir sehr bewusst bin was da gerade passiert ist. Damit darf er sich nicht belasten. Ich merke schließlich gerade sehr eindrucksvoll, dass er andere und wichtigere Dinge im Kopf hat. Ich könnte ihm nun sagen, dass ich doch gesagt habe das er sich keine Sorgen machen soll, dass ich einfach nur dachte es wäre nett ihn zum Beispiel zu überraschen, wenn in seinem Plan um 15 Uhr Essen steht und ich um 15 Uhr mit einem Sandwich und Apfelkuchen klingle oder so etwas. Dann würde er sogar noch Zeit sparen, weil er sich selbst um nichts kümmern muss. Aber ich habe eindeutig unterschätzt wie sehr er sich mit seiner eigenen Planung unter Druck setzt und das tut mir leid, was ich ihm dann auch sagen. "Es tut mir leid, Tristan. Natürlich respektiere ich deinen Zeitplan und werde nichts tun was ihn durcheinander bringen könnte." Ich nicke ganz langsam um meine Worte noch zu unterstreichen. "Ich wollte dir auf keinen Fall irgendwie zusetzen oder so etwas. Du kannst mit meiner vollen Unterstützung rechnen."
Ich brauche ein paar Minuten. Ich habe ihre Worte gehört, dennoch brauche ich etwas, um mich zu berühigen. Ich massiere mit meinen Fingern die Stelle zwischen meinen Augen und beruhige mich langsam aber sicher. Sie war eben anders. Sie schien nicht aufgebracht, aber sie war gefasst. Vorher war sie sehr liebevoll und auch etwas amüsiert, jetzt ist sie gefasst. Meine Reaktion hat ihr also zugesetzt. Was ich verstehen kann. Genau deswegen hatten Liz und ich sie gewarnt. Wenn ich kurz davor bin die Kontrolle zu verlieren, dann muss ich alles daran setzen, dass dies nicht passiert und tue dann Dinge, die ich eigentlich tun will - wie abhauen, wenn ich eifersüchtig bin oder mich dann eben für einen Moment zurückziehe. Sie hat ihre Hand, die eben noch an meiner Wange lag, in ihren Schoß gelegt und genau nach dieser greife ich jetzt. Unsere Finger verschränken sich miteinander und ich beobachte einen Moment unsere Hände, bevor ich sie ansehe. "Ich weiß. Ich..." Ich atme hörbar aus. "Normalerweise ziehe ich mich vor Prüfungen oder Konzerten komplett zurück. Ich verkrieche mich in meine Wohnung und bereite mich darauf vor. Je nach Größe für mehrere Wochen. Es ist das erste Mal, dass ich Freizeit mit eingeplant habe. Selbst wenn ich in einer Beziehung war, habe ich das nicht getan. Doch ich weiß, dass das meiner Partnerin gegenüber nicht fair war und dass es dir gegenüber nicht fair wäre. Außerdem tut mir deine Anwesenheit gut. Sehr gut sogar." Sanft drücke ich ihre Hand. "Versuche es. Wenn du denkst, dass es ein guter Zeitpunkt ist, dann versuche mich aus meinen Plan zu reißen. Ich brauche das, Mia. Vielleicht reagiere ich scheiße, so wie ich eben scheiße reagiert habe. Das tut mir leid. Und bitte entschuldige dich nicht dafür, dass du mein Leben besser machen willst. Du setzt mir auch nicht zu." Ich muss etwas lachen. "Okay, das hat mir eben zugesetzt. Aber das sind Dinge, die ich zulassen muss und ich muss lernen mit diesen umzugehen. Also bitte höre nicht damit auf." Ich schlucke. "Ich bin dir unendlich dankbar, dass du das mitmachst. Ich weiß, dass das nicht leicht ist. Ganz und gar nicht. Liz saß manchmal stundenlang neben mir, während ich gelernt habe und hat aufgepasst, dass ich was esse oder trinke. Man muss mich dazu zwingen, auch wenn ich zunächst nicht dankbar erscheine, bin ich es." Wir müssen das noch lernen - beide. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass sie in mein Leben treten wird. Doch das ist gut. Es ist gut für mich und ich darf sie durch meinen Zwang nicht ausschließen - auch das weiß ich. Ich muss es nur lernen.
"Versteh mich bitte nicht falsch. Ich finde deinen Plan sehr gut. Vor allem, weil du tatsächlich auch Zeit für Essen und Freizeit eingeplant hast. Wenn du dich so an den Plan hältst, wie du ihn aufgestellt hast, wirst du dich auch daran halten und das beruhigt mich. Finde ich die Zeit, die du dafür eingeplant hast zu schlafen, zu wenig? Ja. Und werde ich einen Blick darauf haben, ob du dich wirklich daran hältst zu essen und zu schlafen? Nochmal ja. Aber ich respektiere voll und ganz deinen Zeitplan und deine Zeiten zum Lernen und Üben." Ich drücke mit meinen Fingern erst sanft die seinen und dann beginnt mein Daumen über seine Haut zu streicheln. Ich werde, auch wenn mich seine Reaktion gerade erschreckt hat, dennoch einplanen ihn mit Essen zu überraschen oder vielleicht mal abends vorbeizukommen und ihn dazu zu bringen mit mir gemeinsam zu schlafen oder ihn anrufen, wenn ich sehe es bietet sich gerade an oder oder oder. Aber das sage ich ihm nun nicht. Meine Worte von zuvor haben ihm zugesetzt, dass hat er gerade selbst gesagt. Auch wenn er nun zwischendurch gelacht hat, nehme ich seine Reaktion sehr ernst und unterschätze die Wirkung meiner Worte auf ihn nicht nochmal. "Alles gut. Wirklich." Ich lächle noch immer. Das habe ich die ganze Zeit getan. Liz durfte sich also stundenlang zu ihm setzen, aber wenn ich andeute... Mia! Das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Ich hebe unserer beider Hände an und führe sie zu meinen Lippen. Ich drücke einen sanften Kuss auf seinen Handrücken und lasse unsere Hände dann wieder sinken. "Wir bekommen das schon hin. Es ist schließlich nicht so als hättest du... als hättet ihr mich nicht eingeweiht. Ich werde ein bisschen Zeit brauchen um mich einzufinden, was hoffentlich in Ordnung ist, und du musst mir sagen, wenn irgendetwas ist, so wie gerade, aber dann kriegen wir das schon hin. Es soll bei all dem nicht um mich gehen, sondern um dich! Das ist mir wichtig. Mach dir Gedanken um dich und nicht um mich. Du wirst nichts tun können, was mich vertreibt. Da brauchst du dir also keine Sorgen zu machen."
Ein Lächeln kommt auf meine Lippen, als sie meine Hand küsst. Sie ist so liebevoll, dass es mich immer wieder umhaut. Mir ist durchaus bewusst, dass das alles ihr viel abverlangt und wir sind gerade noch dabei uns kennenzulernen. Nur weil ich sie vorgewarnt habe heißt das nicht, dass sie weiß worauf sie sich einlässt. "Sag nicht, dass alles gut ist, wenn es das nicht ist." Immerhin hat sie eben zugegeben, dass auch sie sich daran gewöhnen muss und anscheinend hat ihr das auch zugesetzt, wenn auch anders als mir. "Es geht hier nicht um mich. Bitte. Es geht hier auch um dich und ich muss wissen, wenn nicht alles gut ist. Du musst mich nicht schonen. Nur so lerne ich... Ich muss wissen, was ich falsch mache. Und du darfst nicht zurückstecken wegen mir. Ich will, dass das hier..." Ich deute erst auf sie und dann auf mich. "...funktioniert und damit das klappt darf es nicht nur um mich gehen. Es muss um uns gehen und da gehörst du dazu." Meine freie Hand legt sich an ihre Wange und ich sehe sie einen Moment an. "Du darfst jederzeit herkommen und mir Gesellschaft leisten. Jederzeit, wenn es dir passt." Deswegen hatte ich ihr erzählt, dass Liz getan hat. Ich kann lernen wenn Menschen um mich sind. Ansonsten würde ich auch nicht ins Vanilla gehen. Und ich würde es gut finden, wenn sie hier bei mir wäre, auch wenn ich mich nicht mit ihr beschäftigen kann. "Und natürlich mache ich mir Sorgen, dass ich dich vertreibe. Mir geht es aktuell sehr sehr gut und ich weiß, dass das nicht immer so sein wird. Du kennst nur diese gute Phase. Natürlich habe ich da Angst." Leicht neige ich meinen Kopf und mustere sie. "Es gibt Gruppen für Angehörige von Suchtkranken. Meine Familie und Liz sind öfters zu solchen Treffen gegangen. Ich glaube Liz und mein Dad machen das immer noch. Ich will es nur erwähnt haben. Du darfst dich nicht darin verlieren auf mich aufzupassen. Ich darf dich dabei nicht verlieren, denn ich habe ich mich in die Mia verli..." Ich stocke und beiße mir auf meine Unterlippe. "Ich will dich verlieren. Weder auf die eine noch auf die andere Art." Ich muss etwas Lachen. "Wer will Mia schon verlieren, wenn er sie einmal gefunden hat. Erinnerst du dich? Das hat Brenda auf dem Festival gesagt. Und sie hat so recht. Dieser Satz geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Denn ich will dich und das zwischen uns nicht verlieren. Ganz im Gegenteil. Und das macht mir eine Scheißangst, weil... weil ich nicht immer so bin wie jetzt. Ich habe einige Menschen in dem letzten dreiviertel Jahr verloren."
Ich darf dich dabei nicht verlieren, denn ich habe ich mich in die Mia verli... Von jetzt auf gleich lächle ich wohl anders als zuvor. Ich bin eine sehr aufmerksame Zuhörerin und so ist mir sein Satz und vor allem sein nicht vorhandenes Satzende nicht entgangen. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um nicht noch mehr zu lächeln. Er soll nicht den Eindruck bekommen, dass ich all seine Gedanken und Worte nicht ernst nehme, denn das tue ich. Auch wenn mein Herz gerade so schnell und wild schlägt, dass ich das Gefühl habe die halbe Nachbarschaft müsste es hören können. Er kann es oder? Nein, natürlich nicht. "Tatsächlich? Das hat sie gesagt?" Ich muss leise lachen. "Ich erinnere mich nicht, aber es ist lieb, dass sie es gesagt hat." Wieder drücke ich seine Hand sehr sanft. "Ich werde dir diese Angst nicht nehmen können, auch wenn ich dir noch so oft versichere das ich mich nicht so schnell vertreiben lasse oder?" Ich kenne das selbst. Wenn sich Ängste erst einmal manifestiert haben, dann ist es so und man kommt kaum noch dagegen an. Das einzige was da hilft ist Zeit. Zeit in welcher man nach und nach erkennt, dass die Ängste unbegründet sind. Ich werde diesem uns diese Zeit geben und hoffe, dass ich ihm irgendwann seine Angst nehmen kann.
Ich muss etwas lachen. "Ja, hat sie. Als wir nach unserem kleinen Spaziergang zurück kamen und ich noch deine Hand in meiner hielt und mich damit rausredete, dass ich dich in der Menge nicht verlieren wollte." Ich zwinkere ihr zu und es tut gut, dass sich die Stimmung zwischen uns wieder etwas entspannt. Wir werden sicherlich noch häufiger Gespräche dieser Art führen. Das gehört dazu, vor allem in unserer Situation. Sie sind auch wichtig. Wir waren von Anfang an ehrlich zueinander und ich hoffe wirklich sehr, dass wir das auch weiterhin bleiben. Das ist wichtig. Sanft lächle ich sie an. "Nein, aktuell kannst du mir diese Angst nicht nehmen. Vielleicht irgendwann." Ich hoffe es sehr, dass sie mir diese Angst nimmt und sich nicht verschrecken lässt. Ich hoffe, dass sie nicht an mir kaputt geht. Sie weiß einiges noch nicht, sie wird sicherlich noch Dinge erleben, deren Ausmaß sie sich nicht vorstellen kann. Ich hoffe natürlich, dass dies niemals passieren wird, doch ich weiß, dass ich es nicht ausschließen darf. Es kann immer wieder passieren, dass ich durchdrehe oder sogar rückfällig werde. Letzteres darf einfach nicht passieren. Das will ich ihr und auch mir nicht antun. "Danke. Ich kann es nur immer wieder sagen. Danke, dass du das auf dich nimmst für uns." Das ist nicht selbstverständlich und ich hätte es verstanden, wenn sie gegangen wäre, nachdem ich ihr all das erzählt habe. Trotzdem bin ich froh, dass es nicht soweit gekommen ist und sie jetzt hier in meinem Bett liegt, nackt und meine Hand hält. Ich möchte nirgendwo anders sein. Dieser Satz stimmt nach wie vor.
Nun drücke ich seine Hand nicht so sanft. Ich drücke sie fest und das einige Sekunden lang. "Tristan!" Ich atme einmal tief ein und aus - geräuschvoll. "Bedank dich nicht." Er sieht mich so an als würde er mir widersprechen wollen. "Nein." Ich schaue ihn streng an oder zumindest so streng wie man das hinbekommt, wenn man nackt neben dem Mann im Bett liegt für den man so viel empfindet wie ich für ihn. "Nein, sei still." Es klingt nur bedingt nach einem Machtwort auch wenn es eines sein soll - obwohl ich es ruhig und sanft sage. "Bedank dich bei mir nicht für eine Selbstverständlichkeit. Ich will dich! Dich mit allem drum und dran. Mit deiner Geschichte, deiner Gegenwart und ich hoffe deiner Zukunft. Ich werde nicht gehen, weil es schwierig wird. Und ich habe so im Gefühl, dass du das andersherum auch nicht tun würdest, deshalb müsstest du eigentlich wissen wie ernst ich das meine." Ich rutsche näher an ihn heran, beuge mich zu ihm und greife mit meiner freien Hand sanft nach seinem Kinn. "Also... sei... still und lass mich." Und als würde ich meine Worte damit unterstreichen wollen, was ich zum Teil auch tue, bette ich meine Lippen zu einem liebevollen Kuss auf den seinen.
Hätte sie mich jetzt nicht geküsst, dann hätte ich es getan. Anders kann ich ihr gar nicht auf ihre Worte antworten. Meine Hand streicht von ihrem Handgelenk an meinem Kinn ihren Arm entlang und ich erwidere den Kuss sehr innig und liebevoll. Natürlich werde ich sie nicht verlassen, wenn es mal schwierig werden sollte. Als ob ich das überhaupt könnte. Viel zu viel empfinde ich mittlerweile für sie und ich will sie - mit allem drum und dran. Anscheinend möchte sie mich genauso sehr wie ich sie. Ich kann man mir das nur immer schwer vorstellen und ich denke, dass das vielen so geht. Man kann so viel für einen Menschen empfinden, doch sich nicht vorstellen dass ein anderer Mensch genauso für einen selbst empfindet. Meine Hand streicht über ihren Rücken und unsere Körper schmiegen sich noch enger aneinander, sodass ich ihre Haut wieder auf der meinen spüre. Wir küssen uns immer noch, als würden wir damit versprechen, was wir eben gesagt haben. In gewisser Weise tun wir das auch. "Es ist heiß, wenn du so streng bist." Ich grinse gegen ihre Lippen und schnappe sanft nach ihrer Unterlippe, um daran zu saugen.