Ich atme durch. Das wollte ich mit dem Gespräch nicht erreichen. Ganz und gar nicht. "Ich habe nicht gesagt, dass du nur die günstigen Sachen bezahlen darfst." Ich hatte doch sogar gesagt, dass wir es machen wie immer. Tatsächlich ging es mir hauptsächlich um die Flüge. "Und ich bezahle im Alltag nicht mehr als du. Ich habe eben auch exakt das Gegenteil zu dir gesagt. Geld war nie ein Problem und ich wollte einfach nur nicht, dass es eines wird. Darum habe ich es angesprochen. Okay, ich habe mich beschissen ausgedrückt. Aber ich weiß gerade nicht wie ich es anders sagen soll." Tief atme ich ein und aus. Ich bin ruhig, doch ich will es auch bleiben. "Ich möchte doch nur nicht, dass du dich gezwungen siehst etwas zu bezahlen. Und wir waren noch nie im Urlaub. Woher soll ich denn wissen, dass du mich nächste Woche nicht fragst wie viel zu den Flügen dazugeben sollst? Ich wollte damit eigentlich bewirken, dass Geld kein Thema sein sollte und jetzt ist es das doch. Verdammte Scheiße." Meine Finger massieren meine Nasenrücken für einen Moment. Es dauert nur kurz und dann sehe ich sie wieder an. "Bitte lass uns nicht wegen Geld streiten. Ich habe mich nur blöd ausgedrückt, Mia. Wirklich. Ich weiß, dass du Geld hast. Ich weiß, dass das bei uns ausgeglichen ist. Und ich weiß auch, dass ich im Alltag nicht mehr Geld ausgebe für uns als du. Ich hatte überhaupt keinen Hintergedanken deswegen." Und das mit dem Haus wollte er eigentlich noch mit ihr besprechen. Er hatte seine Gründe und wollte da noch ein bisschen was mit ihr klären, wenn es soweit ist. Doch das gehört jetzt nicht hierher.
"Sehr blöd, Tristan. Du hast dich wirklich sehr blöd ausgedrückt." Zum ersten Mal seitdem dieses Gespräch angefangen hat sich um Geld zu drehen, breche ich den Blickkontakt ab, um den meinen schweifen zu lassen. Er hat sich wirklich sehr Mühe mit dem heutigen Abend gegeben. Er hat seine Wohnung geschmückt, hat sich erkundigt, wo er französisches Essen bekommt und hat es dann geholt, er hat mir Geschenke gekauft und trägt selbst eine Baskenmütze und im Hintergrund läuft die ganze Zeit wunderschöne, französische Musik. Meine Zungenspitze streift meine Lippen und ich nehme den Rest des Essens in Augenschein. Nicht nur, dass er sich Mühe mit dem heutigen gegeben hat, er hat auch eingeräumt das er sich falsch ausgedrückt hat, was sehr erwachsen ist. Außerdem ist mir nicht entgangen, wie sich seine Mimik und Gestik während der letzten paar Minuten verändert hat. Das Gespräch setzt ihm zu. Vermutlich muss er sich gerade anstrengen, um ruhig zu bleiben. Ich greife nach meinem Glas, lehne mich zurück und trinke einen Schluck daraus. Halte dich zurück. Du solltest ihm nicht so zu setzen. Ich trinke noch einen weiteren Schluck und dann fällt mein Blick auf das Glas. Aber ich halte mich doch schon zurück. Das Glas ist immerhin noch in meiner Hand und nicht schon an der nächsten Wand zerklirrt. Wieder streicht meine Zungenspitze über meine Lippe und dann rolle ich sie übereinander bevor ich mich wieder nach vorne beuge und es neben meinem Teller abstelle. "Fein. Belassen wir es dabei." Ich will nicht, dass ihm irgendwas zusetzt und dass es ihm in irgendeiner Form schlecht geht. Ich kann das Thema mit mir selbst ausmachen und muss mich deshalb nicht mit ihm streiten.
"Es tut mir leid." Ich hätte besser darüber nachdenken sollen, was ich zu ihr sage. Oder ich hätte am Besten gar nichts gesagt. Ich lasse sie nicht aus den Augen, während sie sich umblickt. Sie sagt nichts mehr. Fein. Belassen wir es dabei. Meine Augen weiten sich bei ihren Worten und ich blicke sie ungläublich an. Sie sieht nicht so aus, als wäre alles fein. Und das ist es auch nicht. Das spürt sie doch auch, oder? "Das war es jetzt?" Sie sieht wieder zu mir und bejaht meine Frage. "Meinst du nicht, dass wir das klären sollten?" Ich habe das Gefühl, dass ich meine Hand nach dem Gespräch ausstrecken und es berühren kann, so sehr steht es gerade zwischen uns. "Es ist okay, wenn wir uns streiten." Das haben wir bisher nicht. Eben hat es sich angefühlt, als würde es darauf hinauslaufen und das wäre okay. Man streiten sich manchmal und vor allem ist Geld eine Sache, über die man auch streiten kann. "Ist das jetzt wirklich dein Ernst?"
"Ich werde mich jetzt nicht mit dir streiten, Tristan.", sage ich in dem neutralsten Tonfall, den ich gerade hinbekomme. "Schon gar nicht über Geld. Diese Zeiten sind vorbei. Sie sind schon sehr lange vorbei. Ich habe welches, weil ich dafür hart gearbeitet habe und noch immer arbeite. Ich muss mir darüber keine Gedanken machen und mich schon gar nicht deswegen streiten." Wieder lehne ich mich zurück, doch dieses Mal schaue ich ihn dabei an. "Deine Worte waren respektlos, aber du hast selbst eingeräumt, dass du dich falsch ausgedrückt hast und deswegen brauchen wir uns auch deshalb nicht zu streiten." Ich neige meinen Kopf ein Stückchen zur Seite. "Also sag mir, Tristan, worüber würdest du dich gerne streiten?"
Ich sehe einfach nur an. Ich habe nicht wirklich eine Antwort auf ihre Frage. "Ich möchte mich nicht streiten. Nicht über Geld oder sonst irgendwas. Ich hatte nur irgendwie das Gefühl, dass es nicht geklärt ist." Doch das ist mein Gefühl. "Es tut mir leid, dass ich so respektlos war. Das wollte ich nicht sein und ich darf es mir auch gar nicht erlauben. Ich habe den größten Respekt vor dir und was du dir aufgebaut hast." Das ist die Wahrheit. Auch wenn ich nichts mit all dem zutun habe, bin ich unglaublich stolz auf sie. Sie hat sich etwas aufgebaut und will sich noch mehr aufbauen und hat Spaß dabei. Sie hat alles richtig gemacht. "Entschuldige, dass ich den Abend vermiest habe." Ich hätte einfach meinen Mund halten sollen. Das muss ich echt noch lernen. "Willst du noch was trinken?" Ich stehe auf, während ich sie frage. "Ich habe noch eine zweite Flasche im Kühlschrank." Mit den Worten gehe ich zu diesem, um die Flasche herauszuholen.
Am liebsten würde ich gerade aufstehen und gehen. Am liebsten würde ich es mit einem lauten Knallen der Tür tun. Der Impuls ist da, auch wenn ich ihn mit aller Kraft unterdrücke, weil ich ihm das nicht antun kann. Ich habe es ihm versprochen und werde mich daran halten. Ich atme deshalb noch einmal tief durch und sage dann ganz ruhig: "Nein, danke. Aber lieb das du fragst." Ich beuge mich wieder nach vorne und nehme den kleinen Löffel in die Hand, um mich von meinem Wunsch die Tür zu knallen, mit dem Dessert abzulenken, das ich bisher noch nicht angerührt habe. Es sieht köstlich aus. Ich berühre es vorsichtig mit der Spitze meines Löffels und flüstere dann in seine Richtung: "Du hast den Abend nicht vermiest. Es ist alles in Ordnung, Tristan." Meine Stimme klingt sanfter als zuvor. "Die Überraschung ist wunderschön und es bedeutet mir viel, dass du dir solche Mühe gegeben hast." Ich hebe meinen Blick und sehe ihn an. Warum ich nun versuche sanfter zu sein? Weil gewiss viel in seinem Kopf vor sich geht. Vermutlich gibt er sich nun die Schuld. Bestimmt denkt er, dass er besser den Mund gehalten hätte, was nicht das ist, was ich mir wünsche. "Bleib so wie du bist, ja?" Ich lächle vorsichtig. "Du bist perfekt so wie du bist."
"Mia." Ich sage ihren Namen nur ganz leise, während ich die Flasche wieder in den Kühlschrank stelle. Ich drehe mich zu ihr und lehne mich gegen die Anrichte und sehe sie einfach nur an. Wieso sagt sie so etwas? Damit ich mich besser fühle? Sie hat eben selbst gesagt, dass ich respektlos war. Auch wenn ich es nicht so gemeint habe: ich war respektlos ihr gegenüber. Sie hatte vollkommen recht. Vor allem war es besonders dumm, weil ich nicht über sie denke. Sie hat sich ihr Leben selbst aufgebaut, nach allem was sie durchmachen musste. Sie hat ganz allein dahin geschafft wo sie jetzt steht und darauf bin ich unglaublich stolz. Ich schäme mich so, dass ich das zu ihr gesagt habe. Gerade ich! Ich bin geboren wurden und das hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Sie soll also nicht sagen, dass ich perfekt bin wie ich bin, wenn ich ihr gerade weh getan habe. Das wollte ich nicht. Nichts liegt mir ferner als dieser Frau - meiner Mia - wehzutun. Dennoch habe ich es getan. Und sie soll nicht versuchen es irgendwie zu überspielen. Es ist als würde sie lieber so tun, dass alles in Ordnung wäre - obwohl es das nicht ist. Es ist als hätte ich einen Knoten im Bauch. Ich bin wütend - auf mich. Nicht auf sie. Ich würde am liebsten brüllen und schreien. Am liebsten würde ich wegrennen. "Würdest du gerade auch am liebsten wegrennen?" Sie hat es einmal gemacht. Es war ganz am Anfang, doch da ist sie gegangen. Seitdem nicht mehr. Keine Ahnung, ob sie wieder gehen würde. Es ging uns beiden sehr schlecht danach und wahrscheinlich würde sie es deswegen schon nicht tun. Ich tue es ja auch nicht. Ich unterdrücke den Drang einfach zu gehen. "Komm." Ihr Blick mutet fragend an und ich lächle sie an. "Komm, wir hauen ab." Ich greife nur meinen Schlüssel und gehe dann zur Wohnungstür. Ich ziehe meine Schuhe an und öffne diese. Sie kommt. Langsam und etwas unsicher, wie mir scheint, aber sie kommt. "Du darfst liebend gern die Tür knallen." Am liebsten würde ich es selbst tun. Wir sind uns sehr oft sehr ähnlich in unseren Gefühlen. Ich gehe die Treppe hinunter und trete vor das Haus. Tief atme ich ein und gehe dann einen Schritt zur Seite, damit auch sie rauskommen kann. "Ich gehe links lang, du rechts und wir treffen uns auf der anderen Seite des Blocks wieder." Das wird etwa zehn Minuten dauern, wenn wir uns beide entschließen langsamer zu gehen, vielleicht sogar 15.
Zwölf Minuten. Es hat zwölf Minuten gedauert, bis ich nun auf der anderen Seite des Blocks ankomme, nachdem ich sehr laut die Tür geknallt und mich dann ohne ein Wort auf den Weg gemacht habe. Meine Füße tragen mich über den Bürgersteig und ich bin mir, warum auch immer ausgerechnet heute, der Geräusche meiner Schuhe auf dem Stein bewusst. Bei jedem Schritt ist da dieses leise Geräusch, dass sich in den letzten Minuten mit meinen Gedanken vermischt hat. Doch meine Gedanken sind nun verstummt. Warum? Weil ich seit ein paar Metern einen Mann mit Locken auf mich zukommen sehe. Zugegeben war die seine Idee, eine Runde um den Block zu gehen, nicht schlecht. Zuerst wusste ich nicht was ich davon halten soll. Ich war mir unsicher, ob ich mich darauf einlassen soll. Doch nun, da ich diese zwölf Minuten hatte, um mich und meine Gedanken zu sortieren, komme ich zu dem Entschluss, dass es eine wirklich gute Idee war. Wir sehen uns an, während wir aufeinander zugehen. Wenn ich mich nicht irre und seinen Blick richtig gedeutet habe, haben wir uns mehr oder weniger zeitgleich entdeckt. Wie viele Schritte uns noch voneinander trennen, kann ich nur schätzen, aber es sind nicht mehr viele. Mein Herzschlag scheint mit jedem weiteren Schritt schneller in meiner Brust zu schlagen bis wir direkt voreinander stehen bleiben und es in meiner Brust explodiert. Wir berühren uns nicht. Vielleicht streift der Stoff meines Kleides hauchzart den Stoff seines Shirts, aber es ist nicht so als würde sich meine Hand auf seine Brust legen oder seine Hand an meine Hüfte oder irgendeine andere Art der Berührung. Ich neige meinen Kopf ein Stückchen in den Nacken, um zu ihm hinauf und in die Augen zu schauen. Er erwidert meinen Blick und so stehen wir für einen Moment einfach nur da. Exakt in dem Augenblick, ab welchem es wohl einen gruseligen Eindruck gemacht hätte, greife ich mit meiner Hand nach der seinen. Ich hebe sie hoch, führe sie an meine Lippen und hauche dann einen Kuss auf seinen Handrücken – ohne den Blickkontakt abzubrechen. Nachdem ich unsere Hände wieder habe sinken lassen, gebe ich die seine nicht frei. Ich verschränke meine Finger mit den seinen und setze mich dann in Bewegung – in die Richtung, aus der er gekommen ist. Warum? Als Zeichen, als Symbol, als Geste, dass sein Weg diesen Streit, wenn man es so nennen will, zu beenden, der richtige war.
Die zwölf Minuten taten gut. Die frische Luft tat gut, das Bewegen. Meine Gedanken und vor allem meine Gefühle haben sich überschlagen. Ich hatte keine Ahnung wie ich da wieder Ruhe reinbekommen soll - dann habe ich sie gesehen. Sie ist mir entgegen gekommen, ungefähr auf der Höhe, wo ich mit gerechnet haben. Wir sehen uns die ganze Zeit an. Auch als wir voreinander stehen, als sie nach meiner Hand greift und diese küsst. Sie lässt sie nicht wieder los und wir gehen den Weg zurück, den ich gegangen bin. Wir schweigen und es ist kein unangenehmes Schweigen. Meine Idee scheint nicht so schlecht gewesen zu sein - zumindest für mich nicht und hoffe, dass es ihr auch getan hat. Dieser Kloß in meinem Bauch ist weg. Tatsächlich bin ich gerade sehr froh, dass sie wieder bei mir ist. Eben wollte ich noch weg, doch als sie gegangen ist und ich in die andere Richtung, wollte ich sie einfach nur wieder bei mir haben. Wir sind schon wieder auf der Straße zum Haus, als ich meine Hand aus ihrer löse und meinen Arm um sie lege. Sanft drücke ich sie an mich und gebe ihr einen kleinen Kuss auf ihr Haar. "Ich liebe dich, Mia." Ich hoffe, dass sie das nie vergisst - auch wenn ich mich idiotisch verhalte. Vor der Tür löse ich mich von ihr, um aufzuschließen. Wieder in der Wohnung schließe ich die Tür hinter uns und schlüpfe aus meinen Schuhen. Sie hat ihr Dessert noch nicht gegessen. Ich gehe in die Küche, sehe aber zu ihr. "Was möchtest du denn trinken? Ich habe Zirtonenwasser und auch Limo."
„Ich würde noch ein Glas Champagner nehmen.“ Nicht nur, weil er ihn extra gekauft und Erdbeeren dazu besorgt hat, weil ich diese so gerne mag, sondern weil mir der Sinn danach steht. Seitdem wir Zeit miteinander verbringen, trinke ich keinen Alkohol mehr. Ich bräuchte nicht mal die fünf Finger an meiner Hand, um zu zählen wie oft in den letzten Monaten. Es ist nicht so als hätte ich in den letzten Jahren noch sehr viel Alkohol getrunken, aber immer mal wieder. Es fehlt mir nicht. Ganz und gar nicht. Ich müsste auch nicht darauf verzichten, dessen bin ich mir bewusst und deshalb trinke ich jetzt auch noch ein Glas. Ich streiche mir meinen Händen durch mein Haar, während ich zurück zu dem gedeckten und dekorierten Tisch gehe. Mein Dessert steht selbstverständlich noch an Ort und Stelle. Gerade war mir nicht mehr danach, obwohl es sehr köstlich aussieht, doch jetzt werde ich einen Löffel probieren. Es war nicht viel Zeit, die wir uns getrennt und tief durchgeatmet haben, während wir um den Block gegangen sind, aber sie hat zum einen dafür gereicht, um mich zu beruhigen und zu sortieren und hat mir zum anderen vor Augen geführt, dass ich nicht von ihm getrennt sein möchte. Wäre ich wirklich gegangen als ich den Impuls verspürt habe, wäre ich nun sehr wahrscheinlich allein zuhause. Aber ich will gar nicht ohne ihn sein. Selbst wenn wir uns streiten. Das ist mir gerade bewusst geworden. Mein Blick wandert zu ihm hinüber, nachdem ich mich wieder an meinen Platz gesetzt habe. „Woher wusstest du, dass mir danach war die Tür zu knallen?“, frage ich mit dem Ansatz eines Schmunzelns auf den Lippen. Das habe ich mich gerade schon gefragt, während ich um den Block gegangen bin.
Ich muss etwas grinsen und nicke dann. Ich hole die Flasche aus dem Kühlschrank und öffne sie in der Küche. Dann gehe ich zurück zum Tisch und schenke uns beiden etwas davon ein. Die leere Flasche nehme ich aus dem Kühler, die fast volle kommt nun dort hinein. In beide Gläser kommt noch eine frische Erdbeere und dann bringe ich die Flasche weg. Auch die Reste der Dips räume ich ab und in den Kühlschrank - sie sollen nicht schlecht werden bei der Wärme. Dann setze ich mich wieder zu ihr und muss etwas schmunzeln, dass wir beide noch unsere Mützen aufhaben. Wir haben gerade sicherlich ein herrliches Bild abgegeben. Ich halte mein Glas in der Hand und für einen kurzen Moment zieht die Kohlensäure, die um die Erdbeere herum perlt, meinen Blick auf sich. Dann sehe ich sie wieder an. "Mir war danach. Doch ich wollte dir gern den Vortritt lassen." Ich muss etwas lachen und hebe meine Schultern. "In manchen Situationen ticken wir sehr ähnlich. Ich wollte wegrennen und dein Blick bei meiner Frage hat mir verraten, dass du das auch wolltest. Ich wollte gern dabei mit der Tür knallen." Ich lehne mich etwas zurück und sehe sie an. "Als ich gegangen bin, dachte ich dass mein Kopf und meine Gefühle sich nie wieder beruhigen. Dann warst du auf einmal da und ich wollte einfach nur wieder bei dir sein." Wieder muss ich lachen. "Ich bin so unglaublich verliebt in dich, dass ich es selbst manchmal nicht fassen kann."
Seine Worte, besonders die Letzten, bringen mich nur noch mehr dazu zu schmunzeln. "Mir ist bewusst geworden, dass ich nicht ohne dich sein will. Selbst in Situationen wie gerade." Meine Hand greift nach meinem Löffel. "Am liebsten wäre ich gegangen und hätte die Tür geknallt, aber dann wäre ich allein bei mir zuhause gewesen. Ich wäre ohne dich bei mir gewesen." Mit der Spitze des Löffels berühre ich ganz vorsichtig das Dessert, nur um ihn dann langsam eintauchen zu lassen - mein Tun beobachtend. "Aber ich will nicht ohne dich sein. Nirgends." Natürlich sind meine Worte sinnbildlich zu verstehen, denn wir führen beide Leben, die es gar nicht zu lassen, dass wir jede Sekunde des Tages miteinander verbringen. "Mein Herz hat schneller geschlagen sobald ich dich gesehen habe." Mein Blick findet den seinen wieder, während ich den Löffel zu meinen Lippen führe und dann das Dessert koste. Für den Bruchteil einer Sekunde weiten sich meine Augen und mein Blick wandert doch wieder zu dem Dessert und dann zurück zu ihm. "Das ist gut!" Natürlich ist er sich dessen bereits bewusst, weil er seines schon aufgegessen hat, aber ich erwähne es trotzdem. Es ist köstlich. Er hat sich extra die Mühe gemacht es für uns zu besorgen und dann sollte er auch die Lorbeeren dafür ernten. Ich gönne mir noch einen Löffel und genieße erst einmal bevor ich weiter rede. "Hättest du nicht diese Idee gehabt, hätte ich mich wohl als nächstes ausgezogen.", erkläre ich leise lachend.
"Ich wäre zu dir gekommen. Vielleicht nicht sofort, aber ich wäre sicher gekommen." Es ist nicht mehr wie beim letzten Mal. Wir zusammen. Wir sind ein Team und ein verdammt gutes. Wir wollen zusammenziehen und wir wollen ein gemeinsames Leben führen. Ich hätte sie gehen lassen, ich hätte mich abreagiert, doch dann wäre ich zu ihr gegangen. Mein Herz schlägt wie verrückt in meiner Brust dank ihrer Worte. Es ist ein wirklich gutes Gefühl, wenn deine Partnerin dasselbe für dich empfindet wie du für sie. "Ich werde nirgens hingehen." Wie könnte ich auch? Mit ihr habe ich ein Leben, von dem ich nicht einmal zu träumen gewagt habe. Sie zeigt mir jeden Tag aufs Neue wie sich das Leben überhaupt anfühlt und dafür liebe ich sie noch mehr. Und dann bringt sie mich zum Lachen. "Das ist es, oder? Werde ich auf jeden Fall nochmal holen." Es freut mich wirklich sehr, dass es ihr schmeckt und dass ihr der Abend an sich gefallen hat. Und wir hatten unseren ersten Fast-Streit. Das ist doch auch etwas, oder? "Ach verdammt." Ich grinse sie an und beiße mir auf meine Unterlippe. "Allerdings komme ich so vielleicht noch in den Genuss dich selbst auszuziehen." Schmunzelnd wackle ich mit meinen Augenbrauen und trinke dann einen Schluck.
Ich blicke ihn mit hoch gezogener Augenbraue an, während ich langsam den nun leeren Löffel aus meinem Mund gleiten lassen. "Meinst du?", frage ich amüsiert nach. "Also das ich heute noch zulasse, dass du mich ausziehst?" Meine Lippen formen sich zu einem Schmunzeln und während ich auf seine Antwort warte, esse ich einen weiteren Happen dieses köstlichen Desserts. Es schmilzt auf der Zunge, obwohl es kein Eis ist - zumindest fühlt es sich so an - und kitzelt dann meine Geschmacksknospen. Es ist wirklich über alle Maßen köstlich. "Weißt du was ich gut finde?", er sieht mich fragend an. "Ich habe natürlich keine Ahnung, ob das immer so sein wird, aber... wir sind aneinander geraten, wir haben uns beruhigt und nun ist es aber auch wieder gut." Ich nicke ganz langsam, so als würde ich über meine eigenen Worte noch nachdenken. "Ich bin sehr gut darin mich zu streiten. Beziehungsweise habe ich es lange nicht mehr gemacht, aber ich war früher sehr gut darin. Ich war laut und wild und es ist auch schon mal das ein oder andere zu Bruch gegangen. Aber was ich nie war, ist nachtragend." Wieder lasse ich mir einen Löffel voller Köstlichkeit schmecken. "Aber viele Menschen sind es. Sie können es nicht gut sein lassen. Wie gesagt, weiß ich nicht, ob es immer so zwischen uns sein wird wie heute, aber ich hoffe es."
Ich zucke leicht mit meinen Schultern. "Lass mir bitte die Hoffnung." Ich würde es sogar sehr gut verstehen, wenn sie nicht möchte, dass ich sie heute ausziehe. Doch sie scheint das zu amüsieren und das freut mich wiederum. Es fühlt sich wieder gut an zwischen uns. Ich trinke noch etwas und stelle mein Glas dann auf den Tisch, um ihr dann aufmerksam zuzuhören. "Du warst heute nicht laut und wild. Ganz im Gegenteil. Sollte mir das Angst machen?" Mein Blick sucht den ihren und wir sehen uns einen Moment an, bevor sie noch etwas von ihrem Dessert isst. "Ich bin auch nicht nachtragend. Mein Kopf will manchmal keine Ruhe geben, aber ich bin nicht nachtragend." Das bringt ja auch nichts und ich bin tatsächlich sehr froh welchen Ausgang das genommen hat. "Ich kann auch sehr gut schreien und Sachen durch die Gegend werfen. Vorhin habe ich es aber unterdrückt. Du warst so ruhig und das hat mich wahnsinnig gemacht." Ich streiche meine Haare zurück und lehne mich dann auch auf meinem Stuhl zurück. Dann muss ich lachen. "Besprechen wir gerade unseren Fast-Streit?" Ich verdrehe meine Augen. "Jetzt mache ich dieses reflexieren schon ganz automatisch. Wie ätzend." Wir sprechen relativ häufig über unseren Sex - was uns gefällt, was uns gefallen hat und was wir besonders mögen oder glauben zu mögen. Ansonsten besprechen wir eigentlich nur sehr selten, was wir tun. Wieso auch? Doch irgendwie sind wir - oder eher ich - dazu übergegangen über unseren Fast-Streit zu sprechen. "Du solltest nächste Woche mitkommen zu meiner Sitzung. Der Doc hat sicher Spaß daran das zu analysieren." Wieder muss ich leise lachen - bei der Vorstellung allein.